Warrior Cats - Der verlorene Anführer (Vorgeschichte)

11. Kapitel

,,Fangen wir mit einer einfachen Übung an", miaute Ginsterfarn. ,,Du musst dich hier so hinstellen."
Ginsterfarn sprang vor ihn und spannte seine Muskeln an.
,,Jetzt greif mich an", miaute der braune Kater dann.
,,Aber verletzte ich dich dabei nicht?", miaute Schleierpfote ängstlich.
,,Nein, außerdem will ich dir nur was zeigen. Und die Kralllen bleiben eingefahren, ok? Das machen wir immer so."
Schleierpfote nickte und kauerte sich auf den Boden und wollte gerade springen. Da unterbrach ihn Ginsterfarn.

,,Ich bin keine Beute. Du brauchst dich nicht auf den Boden zu drücken. Wenn das ein echter Kampf gewesen wäre, wärst du längst verletzt, weil man in dieser Position zu viel Zeit braucht. Nimm einfach mal von da hinten Anlauf", miaute Schleierpfotes Mentor und schnippte mit dem Schwanz in Richtung zwei Fuchslängen auf einen Ast.
Schleierpfote ging dorthin und lief auf Ginsterfarn zu. Der wich ihm seitlich aus und fuhr ihm mit der Pfote über die Flanke.
,,Ey, das war gemein", rief Schleierpfote.
,,So ist aber der Kampfzug. Es gibt noch viel schwierigere. Zum Beispiel das ganze nochmal, nur, dass man unter dem Gegner durchrutscht und ihm den Bauch zerkratzt. Das machen aber meistens nur Schüler. Dann kann man dem Feind auch noch auf den Rücken springen. Aber das zeige ich dir wann anders. Wir üben heute nur noch den Ausweichsprung und den Zug, wo man unter dem Gegner durchtaucht."

,,Benutzen die anderen Clans die gleichen Kampfzüge?", fragte Schleierpfote neugierig seinen Mentor.
,,Eigentlich nicht. Jeder Clan hat seine eigenen Kampftechniken", antwortete Ginsterfarn.
,,Und was ist wenn...?", wollte Schleierpfote gerade wissen, als es plötzlich im Gebüsch knackte.
Ginsterfarns Schwanz stellte sich auf und er hob prüfend die Nase.
,,Eindringling", fauchte er.
Schleierpfotes Mentor starrte in die Büsche, von wo das Geräusch kam.
Dann flüsterte er Schleierpfote zu: ,,Greif den Angreifer mit der neuen Kampftechnik an."

,,Aber ich bin noch nicht so erfahren. Ich habe den Zug noch nie ausprobiert. Und was ist, wenn die Katze stark ist?", flüsterte der graue Kater unsicher zurück.
,,Von dieser Katze geht ein starker Angstgeruch aus. Und ängstliche Katzen sind meistens nicht so stark. Und irgendwie hängt auch der Geruch nach Krankheit in der Luft, also ist sie geschwächt."
Schleierpfote war beeindruckt. So viel konnte Ginsterfarn aus dem Geruch ausmachen.
Schleierpfote schlich sich an den Busch an und schaute hinaus.

Dort kauerte eine graue Kätzin auf der Erde. Schleierpfote sprang ab und landete vor ihr. Wie sollte er nur den Kampfzug anwenden, wenn ihn die Kätzin nicht angriff. Plötzlich kam Ginsterfarn aus den Büschen angesprungen und landete neben Schleierpfote.
,,Ich greif sie an", fauchte sein Mentor etwas verwirrt.
Ginsterfarn warf sich auf die Katze und landete im nächsten Augenblick auf dem Boden. Die Kätzin war ihm ausgewichen und zerkratze seine Flanke. Sie hatte gebau den Kampftag angewendet, den der braune Kater Schleierpfote beibringen wollte.

Ginsterfarn heulte enttäuscht auf. Er warf sich erneut auf die Kätzin. Diesmal erwischte er sie, er sprang genau auf den Rücken seiner Gegnerin und fing an daran zu kratzen. Die Kätzin heulte auf und Blut spritze aus ihrer Wunde. Dann knurrte sie wütend und warf Ginterfarn mit einem Satz auf den Rücken, sodass sein Bauch oben lag. Die Kätzin setzte ihre Pfote auf seine Kehle, sodass er keine Luft mehr bekam. Schleierpfote wollte eingreifen, doch seine Pfoten waren vor Schreck wie festgefroren. Ginsterfarn trommelte der grauen Kätzin mit den Hinterpfoten auf den Bauch, sodass sie ihren Griff lockerte. Doch die Kätzin ließ nicht locker und fing an Ginsterpelz' ungeschützten Bauch zu zerkratzen.

Der braune Kater heulte laut auf und stieß die Katze von sich weg, sodass sie unten lag. Triumphierend beugte sich der braune Kater hinab und wollte gerade ihren Bauch zerkratzten. Doch plötzlich hielt er inne.
,,Was machst du Ginsterfarn?", fragte Schleierpfote verwirrt.
,,Diese Kätzin erwartet Junge. Ich darf sie nicht angreifen. Das wäre nicht ehrenvoll."
,,Ich will euch doch gar nichts tun", miaute plötzlich die Kätzin.
,,Was willst du dann?", knurrte Ginsterfarn.

,,Ich will Schutz...bei eurem Clan."
Ginsterfarn war sichtlich verwirrt und überlegte eine ganze Weile. Schleierpfote fragte sich, ob so etwas öfters vorkam oder was sein Mentor der Kätzin jetzt sagen würde.
Zu seiner Verwunderung miaute der Krieger einfach: ,,Das muss Birkenpelz entscheiden. Ich schlage vor, dass wir dich in unser Lager mitnehmen und dann entscheiden."
Ginsterfarn humpelte vorwärts und schnippte mit dem Schwanz, sodass ihm die Kätzin folgte. Aus seiner Wunde an der Flanke lief kein Blut, aber am Bauch hatte er einen tiefen Riss. Dagegen war die graue Kätzin noch gut weggekommen. Sie blutete nur noch ein bisschen am Rücken.

Als die drei beim Lager angekommen waren, lief Birkenpelz gerade über die Lichtung und kam auf sie zu.
Anstatt irgendetwas zu sagen, schaute er sie nur erschrocken an und sprang auf seinen Felsen.
,,Alle Katzen, die alt genug sind, um selber Beute zu machen, fordere ich auf, sich hier unter dem Felsen zu einem Clantreffen zusammenzufinden."
Wieso berief er wohl gleich ein Clantreffen ein?

Sternenfell steckte neugierig ihren Kopf aus der Kinderstube, während Nebeljunges schon freudig umherhoppste.
Als sich alle einbefunden hatte, kam Birkenfell gleich zum Punkt, als wüsste er schon über alles Bescheid: ,,Wir haben soeben Besuch von einer Kätzin erhalten. Und ich frage euch, ob wir ihr Unterschlupf gewähren wollen."
Ganz viele Katzen fauchten und ein paar fingen unruhig an zu flüstern.
,,Aber ich möchte meine Jungen doch nur bei euch in Sicherheit wissen. Bei den Zweibeinern werden sie mir weggenommen", miaute die Kätzin verzweifelt.
,,Wir nehmen doch keine Katzen auf, die keine Clankatzen sind", rief eine Katze wütend.
,,Aber die Jungen sind Clankatzen", rief Birkenpelz.
,,Und wieso?", fragte Hummelschweif leicht verwirrt.
,,Weil ich ihr Vater bin."