Kapitel 2

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Meine Mutter schloss erst am nächsten Morgen das Kämmerchen auf um mich freizulassen. Zu meinem bedauern war sie noch nüchtern was sie unerträglich gut gelaunt aber gleichzeitig auch richtig reizbar und aggressiv machte. So schnell wie es mir möglich war packte ich meine Sachen in meine Jackentasche und wollte gerade aus der Tür schleichen. Als mein Karma entschied mich zu hassen, denn meine Mutter höchstpersönlich kam gerade in dem Moment aus ihrem Zimmer und sah mich auf leisen Sohlen aus der Wohnung schleichen.
"Willst du mir keinen Abschiedskuss geben?" ,fragte sie lieblich, während sie mit bedrohlich verschränkten Armen im Flur stehen blieb. Ich blieb direkt auf der Stelle stehen fuck! Ertappt drehte ich mich um: "Tschüss Mama" ,ich lief zögernd zu ihr und drückte ihr einen gezwungenen Kuss auf die Backe.
Bevor ich jedoch endlich das Haus verlassen konnte packte sie mich ruckartig am Handgelenk. Sie zog mich zur nächsten Wand griff nach meinem anderen Handgelenk und hielt beide an der Wand über mir fest. "Du lernst auch nie mich zu schätzen... ODER?" ,ich zuckte von dem plötzlichen Wandel heftig zusammen und schloss voll böser Vorahnung meine Augen. "Och mein kleiner, hab doch keine Angst vor mir" ,sie sprach so süffisant das es abscheulich war anzuhören, "Du weißt doch, ich mein es nur gut mir dir."
Ich schüttelte innerlich den Kopf, aus meinem Mund kam aber ein leises: "Ich weiß Mama." Zufrieden küsste sie mich auf die Stirn: "Sehr brav und nun geh. Kein Wort zu jemandem. Was Zuhause passiert, bleibt Zuhause mein Schatz." Sie küsste mich ein letztes mal auf die Stirn und ließ dann von mir ab.

Diesen Satz hatte sie mir schon so oft gesagt. Eigentlich seit mein Vater sie und mich alleine ließ als ich erst sieben Jahre alt war. Sie fing an zu trinken vor Kummer und wurde schnell zu dem Mensch, der sie jetzt ist. Ich liebte sie, ihr altes ich zumindest. Doch ich konnte sie auch verstehen sie liebte meinen Vater überalles, ich konnte ihr wegen ihrem Verhalten mir gegenüber nicht mal böse sein. Es war die Schuld meines Vaters, er brachte das Leid über uns und jeden Tag wünschte ich, er käme wieder. Würde sich entschuldigen und darum betteln zurückkommen zu dürfen und sas ganze auch nur um meine Mutter endlich wieder glücklich zu sehen.

Von meinen Gedanken abgelengt merkte ich nicht, dass mein eigentlicher Bus wie jeden Morgen schon gefahren war. Niedergeschlagen wartete ich auf den nächsten und sortierte gleichzeitig meine Gedanken. Einer davon ging sogar über den Bus denn der spätere kam zu spät an der Schule an. Das ständige zu spät kommen ging mir nämlich langsam auf den Sack, überlegte ich und schüttelte darüber nur den Kopf. An meiner Situation etwas ändern konnte ich nicht. Der Schlüssel war es zu akzeptieren.

Ich kramte meine billig Kopfhörer aus meiner rechten Hosentasche und steckte sie an mein gebrauchtes Handy von Ebay. Ihr könnt denken was ihr wollt aber ja, Ich hab die Kopfhörer geklaut. Meine Mutter gab mir kein Geld. Auch das Geld für mein Handy war geklaut. Nein ich hatte kein schlechtes Gewissen deswegen, okay doch Anfangs ja aber  ich hab niemanden mehr als 10 Euro geklaut. Nur Frau Steinmeier hatte die ehre 50 Euro für einen guten Zweck zwangs zu spenden. Sie hatte es aber auch nicht anders verdient die Schlampe! Der Bus fuhr vor und ich zwängte mich durch die Menschen in den viel zu vollen Gang. Meine Kopfhörer spielten währenddessen mein Lieblingslied haunt me (x3) von Teen Suicide ab.

In meinem Kopf sang ich mit und genoss die Musik bevor ich in die Schule und dadurch meine Altagsmaske aufsetzen musste.

I wanna be haunted
I won't leave my bed
I won't go crazy and
I won't get sad

So haunt me, haunt me, haunt me, ooh
So haunt me, haunt me, haunt me, ooh
.
.
.

Die Zeit im Bus verging meiner Meinung nach viel zu schnell und ich musste bereits Aussteigen. Ich schaute auf mein Handy. Pünktlich 7 Minuten zu spät. Ich musste schmunzeln bei der Tatsache, dass ich wirklich jeden Tag 10 Minuten zu spät kam, die Zeit zum richtigen Raum eingeschlossen. Ohne jegliche Eile lief ich nun zu meinem Spind kramte nach meinem Mathe Buch und ging dann Richtung meines Klassenzimmers. Ich öffnete die Tür und dachte ich kann mich wie immer in die letzte Reihe verpissen, doch da hatte ich ohne den Lehrer der vorne stand gerechnet. Wie konnte ich nur vergessen dass wir Vertretung hatten, verdammte Scheiße aber auch.
"Was sagt man wenn man zu spät kommt?" Ich atmete genervt aus, solche Lehrer hasste ich. Diese mit dem Stock im Arsch waren die schlimmsten und da der Typ der am Pult stand auch noch ein Hemd trug war mir klar: Mit dem ist nicht gut Kirschen Essen. Kurz ließ ich meinen Blick über sein Outfit schweifen und realisierte erst da, dass er recht Jung für einen Lehrer war. Ich schätzte ihn auf Ende zwanzig, wenn überhaupt.

He's my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt