Kapitel 21

2K 77 3
                                    

"Wo soll ich anfangen?" Er wirkte abwesend, dieses Thema belastete ihn scheinbar mehr als ich dachte. Er blickte starr an die Wand, schmiss die Frage in den Raum ohne eine Antwort zu erwarten.
Es schien jedoch als hätte er den Faden irgendwie gefunden denn er erzählte, den Blick weiterhin starr auf die schwarzen Fliesen gerichtet: "Mein Vater starb früh, ich erinnere mich kaum noch an ihn oder die Zeit mit ihm. Es liegt alles in verwabertem Nebel, der sich nicht Aufhellern möchte. Nach diesem Ereignis liegt auch noch viel im Nebel. Kein Wunder ich war damals erst drei"
Er seufzte und rutschte tiefer in die Wanne. Ich wollte diesen Abstand nicht, ich kuschelte mich näher an ihn und ein Laut des Erfreuens verließ seine Lippen ehe er einmal kurz runter schaute, mich anlächelte nur um seinen Blick dann wieder auf die Wand zu richten.

"Das erste was der Nebel hergibt, die erste Klare Erinnerung" ,er gluckste kurz, "Ich saß auf einem Stein in meinem damaligem Kindergarten. Ich war damals vier glaub ich und es war mein erster Tag."
Er lächelte wehmütig und verträumt doch eine gute Art Wehmut dachte ich, zumindest schloss ich das aus seinem Blick.
"Ein Junge kam auf mich zu, klein wie ich, dünn und blonde Haare. Seine Augen so Eisblau wie meine und er war keck. Er ist immer noch mein bester Freund... Wir waren und sind noch heute unzertrennlich. Da war immer etwas besonderes zwischen uns..."
Seine Augen wurden plötzlich Eiskalt: "Meine Mutter fing gleichzeitig an sich an mir... naja... zu vergehen, ich realisierte dass früher nicht so wirklich. Sie meinte es ist ein Spiel was man mit seiner Mutter spielte wenn man sie liebt. Verdammt und wie ich meine Mutter liebte. Okay nein, ich liebe sie immer noch. Jeder tat dieses 'Spiel' laut ihr, ich hinterfragte es nicht."
Ich schmiegte mich näher an ihn, wollte ihm zeigen dass ich bei ihm bin. Leider ging er nicht auf mich ein, doch mir war das egal, ich wusste er bemerkte es und war mir unterbewusst dankbar.

"Währenddessen hatte sie weiterhin ihre Liebhaber, die sie jedoch nach einem Monat spätestens beseitigt hatte. Also, rausgeekelt nicht umgebracht."
Das Wasser wurde langsam kalt und erst jetzt realisierte ich dass er schon länger erzählte als es mir vorkam.
"Du frierst kleiner, na komm wir machen einen uns Bett fertig für einen Mittagsschlaf und ich erzähl dann weiter."
Ohne auf eine Antwort zu warten stand er auf und ich sackte tiefer in das lauwarme Wasser. Eine feste Hand um meinen Bauch hielt mich zurück und er hob mich hoch in ein warmes Handtuch. Schnell nahm ich es an um ihn darin einzuschwingen und mir ein anderes zu holen. Ich musste gerade für ihn da sein, nicht andersrum.

Eng aneinander gekuschelt lagen wir im Bett, ich wartete gespannt ob er weiter reden würde. Von sich aus ohne meine Bedrängnis. Ich liebte ihn, allein schon dass er so etwas, so eine schwärze aus seinem Leben zeigte, sich mir vollkommen hingab machte mich auf komische Weise an.
"Wo waren wir?" ,er schaute zu mir, ich lag auf seiner Brust und hörte seinem Herzen zu. "Deine Mutter und ihre Liebhaber?" Ich war mir nicht wirklich sicher doch Manu führte seine Erzählung fort. "Meine Mutter hatte Alkohol, Drogen oder auch Zigaretten nie angerührt. Nein, sie war klar bei Verstand was das ganze noch ekliger machte." Er verkrampfte sich leicht, doch als ich kleine Kreise auf seinem Bauch zog beruhigte er sich schnell wieder.
"Das schlimmste war, sie hat mich manipuliert. Diese 'Wir'-Sätze. Zum Beispiel: 'Wir machen sowas nicht' oder 'haben Wir das nicht anders gelernt...' Ich dachte die hatte sie einfach so gesagt. Doch es war eine Art Manipulation, das hab ich in meinen Semestern Psychologie gelernt."

"Ich hatte Psychologie eigentlich nur studiert um rauszufinden warum meine Mutter das tat, was sie getan hatte. Als ich meine Antworten hatte bin ich zu Lehramt gewechselt und froh darüber..." Er schwand mir zu sehr im hier und jetzt. Ich wollte mehr von damals, wollte dass er seinen Schmerz mit mir teilt und als würde er meine Gedanken lesen sprach er wieder von der Vergangenheit. "Ich war sieben oder acht als wir Sexualkunde in der Schule hatten. Ich bemerkte damals, dass das was meine Mutter tat nicht richtig sei. Sie hatte mich angelogen und ich hatte mich gewehrt." Er schaute verbittert auf mich runter: "Du würdest mir nicht glauben, würde ich sagen 'Sie hat aufgehört oder?" Ich schüttelte den Kopf doch wurde so langsam aber sicher sehr wütend.
"Sie tat weiter, doch damals war es noch halbwegs liebevoll. Dann fing sie jedoch an mich zu Fesseln und all den Scheiß weil ich mich wehrte. Sie schlug mich... Daher kommen auch die Narben." Er atmete einmal tief ein und stieß die Luft schmerzhaft wieder aus.

"Versteh mich nicht falsch. Sie hatte gute Seiten, wenn sie mich nicht misshandelte konnte ich sogar fast sagen sie war etwas wie eine gute Mutter. Sie gab mir ihre Liebe, kaufte mir neue Sachen." Er schluchzte kurz auf: "Entschuldigung" ,sagte er noch ehe er sich fasste um weiter zu erzählen. 

"Ich ging auf Klassenfahrten, hatte Freunde nur treffen durfte ich sie nicht. Wären diese Sachen die sich Nachts abspielten nicht gewesen, wäre ich nie glücklicher sein können."
Er machte eine kurze Pause:" So ging das eine ganze Weile noch weiter, doch die übergriffe verschlimmerten sich. Ohne es selber zu merken entzog sie mir alle meine Lebenskraft. Meinen Lebenswillen, ich distanzierte mich, liebte es alleine zu sein und fing an mit dem Rauchen."
Entschuldigend strich er mir durch die Haare: "Ich denke mit dem Alter von 13 war ich an meinem persönlichem Tiefpunkt. Ich war verliebt, das erste mal. Zumindest dachte ich dass. Ja" ,er grinste auf einmal breit, "Ich wusste damals schon das ich Schwul war. Doch mich störte es eigentlich nicht bis auf den Fakt dass meine Mutter mich hassen würde. Genauso wie jeder andere in meinem Umfeld."

Traurig erinnerte er sich wohl an seine Verluste: "Ich hab alle meine Freunde verloren als sie diese es merkten nur mein bester Freund blieb. Er heißt übrigens Felician. Er gab mir die Kraft die ich brauchte, half mir wo er konnte und ich fühlte mich nie sicherer als bei irgendwem anders. Er half mir auch über meine erste erdachte 'Liebe' zu kommen." Seine Miene wurde wieder ernster, was geht in diesem großen Kopf bitte vor sich?
"Die Zeit verging und ich bekam in der 9ten einen neuen Sportlehrer, der etwas bemerkte. Er hieß Herr Fischer und gab nicht nach die Wahrheit aus mir zu bekommen. Er sah die Narben, er war der einzige der sie jemals sah." 

Ich musste kurz losprusten: "Was so lustig kleiner?" Ich konnte nicht anders als ihn frech an zu lächeln: "Dieser Lehrer erinnert mich an irgendwen." Kurz weiteten sich Manus Augen ehe er verstand und ebenfalls leise lachen musste. "Erzähl weiter!" ,forderte ich ihn nach diesem kleinen Unterbrecher auf.

"Ich erzählte ihm was vor ging und er war da. Er war meine emotionale Stütze. Felician ich nenne ihn auch immer Fee zog weg. Seine Eltern hatten eine bessere Wohnung gefunden und wir sahen uns nur noch selten. Doch Herr Fischer sah nicht zu bei dem was meine Mutter tat. Er half mir dort rauszukommen und dank seiner Hilfe landete ich in einem Heim. Bevor du dein Gesicht verziehst, es war ein super Heim und schnell kam ich in eine Wohngruppe. Es war nicht ganz so toll wie im Heim, doch ich musste mich nicht mehr anfassen lassen wenn ich es nicht wollte. Fischer und ich blieben in Kontakt, ich traf mich Privat auch oft mit ihm doch anders als bei uns" ,er zog seine Augenbrauen hoch und flüsterte mir dann ins Ohr, "Blieben wir Freunde." 

Ich atmete aus. "H- Hattest du vor mir einen Freund?" Manu grinste schelmisch schüttelte dann jedoch den Kopf: "Tut mir Leid... deswegen weiß ich auch nicht wie das ganze geht."
Ich presste ihm meinen Finger auf den Mund: "Schhhhh... Du bist perfekt säuselte ich anzüglich und küsste seine nackte Brust. Er schnurrte kurz auf ehe er jedoch wieder weitersprach.
"Ich hab immer noch Kontakt mit Fischer und er würde am Freitag wie Fee vorbeikommen. Keine Ahnung ob du dich noch daran erinnerst aber in der Vorstellungsrunde hab ich ja gesagt ich werde bald 28. Naja, eventuell am Freitag und hoffe es ist okay wenn ich paar Kollegen einlade. Sie sind auch alle ganz nett!" Ich nickte nur.  "Danke Kleiner!" ,säuselte er was mir eine Gänsehaut bescherte. 

"Naja, dann studierte ich zuerst Psychologie und dann Lehramt. Ich finanzierte mich und meine Studienplätze mit dem Erbe meines Vaters. Er hatte alles mir vererbt und meine Mom blieb leer aus. Ich hab keinen Kontakt mehr zu ihr. Zumindest nicht aktiv ab und zu ruft sie mal an, doch ich lass es klingeln."
Zustimmend nickte ich, es war richtig so. "Naja, nach meine Referendariat kam ich an deine Schule und auch wenn es jetzt nach Kitsch klingt..." Er sah mich verträumt an: "Wie du da kamst, zu spät, die Kapuze auf dem Kopf. Wie du dich heimlich nach hinten setzten wolltest als wäre nie was gewesen. Deine Bad Boy Seite die du gerne mal raushängen lässt und dann diese Augen." 
Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn: "Es war Liebe auf den ersten Blick. Doch als du auf einmal mit blauem Gesicht auftauchtest wusste ich was meine Aufgabe war. Ich habe mir geschworen dich zu beschützen. Dich zu Lieben und zu Ehren, dich zu halten wie du es den heutigen Abend bei mir getan hast und ich werde dieses Versprechen halten. Ich weiß, ich kann deine Situation nur zu teilen verstehen, doch du kannst immer mit mir reden, oder Trost suchen." Wieder küsste er mich, dieses mal jedoch auf den Mund.

Ich spürte seine Zunge an meiner Unterlippe und gewährte ihm Eintritt. Schnell entfachte ein heißer Zungenkampf der eventuell etwas Ausartete. Versöhnungssex war das geilste was es gibt!

He's my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt