War vielleicht nicht die nachhaltigste Entscheidung von T, seinen Freund allein auf der Couch zu lassen, während er ihm ein Glas Wasser besorgt. Guk ist nämlich ohne irgendein Zeichen in seinen Autopiloten geslidet, er ist nicht mehr Herr in seinem Körper, sondern steht unbeteiligt daneben. Die Realität, die er gerade noch so intensiv erlebt hat, scheint fern und undeutlich wie durch Backpapier betrachtet. Seine Beine stehen von selber auf und gehen in irgendeine Richtung, da kann er nix dafür.
Er rempelt emotionslos Leute an, paar juckt's, paar weniger, aber ihn juckt's auf jeden Fall gar nicht. Er kriegt nicht mal mit, was die empörten Menschen zu ihm sagen, als er ihre Drinks umschüttet. Manchmal nimmt er auch ein random Glas, das herumsteht und noch nicht leer ist. Draus saufen und weiter geht's. Ohne irgendwas geht er weiter, kommt zum Klo und stößt einfach mal die Tür auf.
Doch dann fühlt er sich noch komischer, als er da bei den Waschbecken am Haisl steht, denn auf einmal fühlt er actually wieder was. Er fühlt sich dizzy, schwindlig, und unbestimmte Angst mischt sich in sein Wesen. Dann wird's wieder weniger, er tendiert wieder zum Autopilot, dann wieder zurück und so schwimmt er zwischen Bewusstsein und Neben-Sich-Stehen hin und her.
Zufälligerweise bekommen das drei Leute mit, die hier grad am Klo chillen. Wir nehmen hier jetzt einige Information vorweg, damit ihr euch besser auskennt. Die drei ziehen sich grad dicke lines cocaine rein, die haben nämlich auch geplant, diesen Abend ordentlich zu zerfetzen. Hierbei handelt es sich um einen cis boy, ein trans girl mit roten Haaren und ein cis girl mit schwarzen. Ihre Haare sind hier echt die wichtigere Information als zum Beispiel ihre Persönlichkeit, denn wen juckt die schon bei der Begegnung? Haare sind gut zum Auseinanderhalten tho.
Die drei sind also ziemlich verwirrt, dass da auf einmal so ein hiniger dude bei der Tür hereinkommt. Am Koksen kann sie das trotzdem nicht hindern und so ziehen sie das Pulver in die Nasen, als wäre es der Geruch von Omas Apfelkuchen. Warum die überhaupt am Jungsklo sind, ist auch 'ne Frage, immerhin würde das Verhältnis doch eher fürs Frauenklo sprechen. Aber egal, manchmal passieren Dinge halt einfach, Guk ist genauso irgendwie hier gelandet und stützt sich jetzt an der Wand ab, um irgendwie auf sein Sein klarzukommen. Ist er jetzt Zuschauer oder Akteur? Er versteht es nicht, seine mind spinnt und er fühlt sich ungewohnt schwer.
"Hey, alles klar bei dir?", spricht ihn die Rothaarige an und geht mit dezent wackeligen Schritten auf ihn zu. Ok, sie hat auch High Heels an, is' ned so einfach.
"I-...ich weiß nicht", quetscht Guk hervor und ist so komplett überfordert mit allem, dass er sogar seine Angst vor sozialen Kontakten vergisst, "I-ich weiß nicht, ob ich da bin"
Die drei wechseln skeptische Blicke, die Schwarzhaarige nickt zur Tür und will sich offensichtlich verpissen. Sie hat halt gar kein Bock, an einem Drogentod beteiligt zu sein und danach sieht es für sie aus. Den Typ juckt's nicht wirklich, der is' relaxt, während die Rothaarige schon vom Helfervibe durchströmt wird.
"Was hast du genommen?", fragt sie und tritt näher an ihn heran.
Doch Guk kann legit nicht mehr und sein Kopf droppt gegen die Tür, was ein fettes Bumm gibt. Er spürt den Aufprall gar nicht, er hat alle Schwierigkeit damit zu atmen. Legit, auf einmal geht das so schwer, wie bewegt man nochmal seinen Brustkorb? Er weiß gar nicht, welche Muskeln er dafür bis jetzt verwendet hat. Jetzt wäre es praktisch, tiddies zu haben, dann könnte er die einfach nehmen und anziehen oder reindrücken. Dann hätten wir doch Atmung, ez. Doch er hat keine Brüste und so gleitet er immer weiter Richtung Boden, weil alle Kraft fürs Atmen draufgeht.
"Was hast du genommen?", kommt dieselbe Frage nochmal, diesmal von dem Typen, der anscheinend auch Anteil an Guk genommen hat.
Gleichzeitig fährt er ihm gemeinsam mit redhead unter die Achseln, sie probieren, ihn wieder hochzuziehen und zu zweit klappt das ganz gut. Reddy knickst nur fast um auf ihren Stöckelschuhen.
"Alk...", beginnt Guk wackelig die Aufzählung und strengt sich wirklich an, hat immense Angst, wieder aus seinem Körper zu gleiten, vielleicht für immer, "Fuck...Alk, viel...und Gras, und...Valium, 40 Milligramm...nochmal Gras"
"Scheiße", flucht der boy, woraufhin die Schwarzhaarige ihm einen fragenden Blick schenkt, er erklärt, "Valium und Alkohol ist schlecht. Das beruhigt beides das Nervensystem, das wird schnell zu viel der Ruhe...Hast du nicht Adderall mit?"
"Äh, ja?", nickt Blacky noch immer verwirrt. Das Drogengame ist ihr zu unübersichtlich, sie konsumiert einfach, was da ist und fertig.
"Gib her, das aktiviert wieder"
"Kannst du nicht Bitte sagen?"
"Fucking hell, der stirbt uns weg, wenn wir nix machen! Gib jetzt her!"
Die Schwarzhaarige ist etwas erschrocken und irgendwie auch angepisst, dass man so mit ihr spricht, doch auch in ihr chemisch manipuliertes Hirn dringt der main task, dass diese random Person am Leben gehalten werden soll. Sie weiß zwar nicht warum, ihr ist die Existenz dieses Typen eigentlich ziemlich egal, aber anscheinend ist das bei den anderen nicht so. Schmollend kramt sie die Adderall pills aus der Hosentasche, crusht sie mit 'nem Feuerzeug und legt die line auf 'nem Papiertuch, um sie der Rothaarigen zu reichen. Noch ein gerollter Zehner dazu und geht schon.
"Komm, zieh das durch", sagt der Typ, als er Guk noch immer unter den Achseln haltet und die Rothaarige ihm Schein und line hinhält.
Guk gibt sich wirklich alle Mühe, dass er das Zeug hochzieht. Er hat gar nicht mitbekommen, um was es sich da jetzt handelt, aber er ist nicht mehr in der Lage zu urteilen, macht einfach, was die wollen. Drum sammelt er allen Atem, den er hat, um das pulverisierte Adderall zu schnupfen, zieht's bis hoch in seine Nasenschleimhäute und hängt dann wirklich nur mehr wie ein Waschlappen da, so kaputt ist er.
"Gut, gut", lobt die Rothaarige und tätschelt Guks Rücken.
Der Typ lässt seinen kraftlosen Körper zu Boden gleiten und anscheinend hat der echt schon mehrere solch kritische Situation miterlebt, denn er scheint genau zu wissen, was er tun muss, um dieses unbekannte Leben vor ihm zu retten. Er kniet sich neben unseren fetzenhinigen Hawara, stellt 'nen Timer auf seinem Handy und zählt den Puls. Weniger als 60 sollt's nicht sein.
"Was is' jetzt, können wir jetzt gehen?", quengelt die Schwarzhaarige, die wohl echt wichtiges business draußen zu verrichten hat.
"Eine Minute noch"
"Man, ist das langweilig. Wieso müssen wir dem helfen? Ein Mensch mehr oder weniger juckt mich doch nicht"
"Aber seine Familie und Freunde juckt's. Ist es so schlimm für dich, mal was Gutes zu tun?"
"Also ich seh im Leben echt nix Gutes, sorry"
"Er vielleicht schon"
Dann ist die Minute auch schon so gut wie rum. Puls 61. Close enough, genau wie ich bei meiner Steop Prüfung, hat man auch 60 Prozent gebraucht. Nun ja, vier gewinnt, wie man so schön sagt, aber ob Guk mit seinem Vierer gewinnt, weiß man nicht. Doch das Dreiergespann sieht sich mit diesem Ergebnis erlöst.
"61. Okay, keine Rettung, das wird schon", meint der Typ, vor allem weil er selbst auch nicht wirklich Bock hat, Rettung einzuschalten und im schlimmsten Fall wirklich in einen Drogentod verwickelt zu sein, wo sie doch selber grad noch gekokst haben. Sie haben alles getan, was sie konnten.
"Schaffst du's?", fragt die Rothaarige Guk, worauf der nur nickt.
Aber er hätte auch auf alles jetzt genickt, auch bei noch 'ner Valium pill. Die drei zischen also ab, jeder mit einer anderen Gemütslage und Guk lungert da weiterhin am Boden des Klos. Er denkt nicht mal an irgendwas, seine ganze Konzentration geht aufs Atmen. Mehr ist manchmal wirklich nicht notwendig.
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gottlose welt || tguk
FanfictionGuk vegetiert in seiner abgedunkelten Wohnung vor sich hin. Er tut wenig bis gar nichts, außer Selbsthass und anxiety hat sein Hirn nicht viel zu bieten. Jucken tut ihn das nicht wirklich, meist schaltet er sowieso seinen Kopf aus mit Gras, Alkohol...