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Es ist November. Ob Anfang, Mitte oder Ende ist ja ziemlich egal, der ganze Monat ist 'ne einzige graue Suppe. Guk findet den Monat jedoch noch am sympathischsten von allen, von dem fühlt er sich wenigstens verstanden. Da es bis heute nicht zu einem break up zwischen ihm und T gekommen ist, sind sie wohl noch zusammen. Mehr als drei Monate schon, wild. Guk kann's noch immer nicht glauben. 

Aber es ist so und deshalb sehen sie sich auch dieses Wochenende. Auf ganz entspannter Ebene spielen sie Schach, das einzige Brettspiel, das Guk in seiner bescheidenen Wohnung hat. Die beiden sind sehr auf den Geschmack von Brettspielen gekommen und zocken fast jede Woche. Zu unserer Überraschung übernimmt Guk heute beim chess weiß und T schwarz, aber man muss ja nicht immer alles auf den Lebensstil übertragen.

Beim Spielen wird Guk ziemlich abgezogen. Der ist halt eigentlich ein guter Schachspieler, war in der Unterstufe sogar mal in 'nem freiwilligen Kurs dafür, aber jetzt ist er einfach zu unkonzentriert. Auch wenn er es nett findet, zu spielen, ist er mit dem Kopf nicht wirklich bei der Sache, sondern beobachtet viel lieber T und denkt über ihn nach. Mag eventuell am Gras liegen, dass er sich vorher einverleibt hat, aber joa, Valium hat er diese Woche schon paar Mal gekickt, sollte er runterregeln. Kein Wunder, dass sein Freund da die geschenkten Chancen annimmt und einen Bauern nach dem anderen frisst.

Dreimal spielen sie und dreimal verliert Guk haushoch. Nicht dass es ihn jucken würde, er erwartet ja nicht, dass er gewinnt, so ein Versager wie er nun mal ist. Ihm gefällt's einfach, mit T gechillte Zeit zu verbringen und dem geht es umgekehrt genauso.

"Yo, ich hab noch 'ne wilde Idee", meint T beiläufig, als sie die hölzernen Figuren wieder wegräumen.

"Was'n?"

"Du hast ja LSD oder?"

"Äh, ja? Wieso?"

"Kann ich das vielleicht mal probieren?"

"For real? Also,...das kann schon scary sein. Ich mag LSD eigentlich nicht"

"Wieso das?"

"Na ja,...es macht meine Angst irgendwie nur schlimmer. Aber egal, das ist ja nur bei mir, ich will dich nicht aufhalten, wenn du's ausprobieren willst"

"Ja, ich hab irgendwie ein gutes Gefühl dabei, set und setting passen ja. Du als Tripsitter?"

"Selbstverständlich"

"Cool, cool"

Die beiden bereiten also alles vor, Guk kramt die Pappen raus, T macht es sich bequem am Bett. Rollos werden bisschen runtergelassen, sie drehen entspannte Musik von Hugo Kant auf und Guk stellt zur Sicherheit noch einen Kotzkübel nebens Bett, weil er sich bei seinem ersten trip übergeben hat.

Zugegeben, bissl random hat Ts Vorschlag ihn schon erwischt. Aber er versteht den Reiz von LSD, deshalb hat er's ja auch vor Jahren abgecheckt. Gut geendet hat es für ihn zwar nicht, jedoch liegt das wahrscheinlich auch mehr an ihm selbst als an der Droge. Wenn er da mit Angststörung reingeht, sollte er sich nicht wundern, wenn das acid das alles nur intensiviert. Hoffentlich verstärkt es Ts positive Gefühle ähnlich und solang sein Freund nicht nach 'nem Schuss Heroin verlangt, ist er ihm auch gerne behilflich. Also, nicht dass er Heroin daheim gehabt hätte, nein, nein, aber just saying.

Und T? Der ist einfach genuinely curios, was LSD mit seinen Sinnen anstellt. Und das ist vielleicht der eine Vorteil, einen drogensüchtigen Freund zu haben. Free access zu allem. Also kann man da ruhig mal zuschlagen. Psychische Erkrankungen hat weder er noch sonst jemand in seiner Familie, Psychosenrisiko schätzt er demnach eher gering ein. Seine eigene mind ist stable, auch da befürchtet er nichts. Plus, Guk als Tripsitter, da kann ja wirklich nix mehr schiefgehen.

gottlose welt || tgukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt