Mit Schlaf sieht's mickrig aus, wie so oft sitzt Guk einfach nur regungslos vor seinem PC und hört Musik. Er weiß gar nicht, was da läuft, am Anfang hat er RIN aufgedreht, aber mittlerweile haut der Youtube Autoplay einfach irgendwelche Songs raus. Guk ist es wirklich egal, solang da nur Musik läuft, merkt er nicht mal, dass das Lied wechselt.
Außerdem kratzt er sich mehr unbewusst als bewusst schon wieder am Arm. Kaum hat er die line da nämlich an der Donau in die Nase gezogen, hat es ihn plötzlich so gejuckt. Ok, nicht so ultra nervig, aber so, dass er sich auf jeden Fall die ganze Zeit kratzen musste. Jetzt ist das zwar vorbei, Heroinwirkung schon längst verblasst, aber er hat Gefallen am Kratzen gefunden somehow. Es ist eine Art pleasure, wie er findet, tut weh, aber nicht zu stark, genau der richtige amount, um ihm zu bestätigen, dass das noch sein Körper hier ist. Sonst hätte er das eher nicht geglaubt. Würde man ihm jetzt einen Spiegel vorhalten, oh boy, der würd sich ja nicht mal selber erkennen. Das Kratzen aber gibt ihm bisschen Halt, also hinterlässt er weiterhin weiße Linien auf seiner Haut, oder leicht rötliche wenn er stark aufdrückt.
Sein Magen knurrt auch schon eine ganze Zeit, das gute Abendessen von T gestern ist wohl schon verdaut, schade. Wirklich Lust, was zu essen, hat er ja nicht, er hätte jetzt legit auf gar nix Lust. Überhaupt zieht in der knurrende Magen noch weiter in seinen Körper. Wenn der sich so zusammenzieht, verkrampft und grummelnd nach Nahrung fleht, das spürt Guk und irgendwie ist er dann auf einmal wieder da. Es ist, als würde er aus einem Traum erwachen. Er hat zwar nicht geschlafen, aber es ist ihm vorgekommen, als wäre er bis jetzt nicht in seinem Körper gewesen, hätte nur von außen zugeschaut, wie diese Hülle da am Schreibtisch lungert und random Rapmusik hört. Na ja, aber nun ist er ja wieder da, bewegt etwas befremdet seine Finger, steht dann aber auf und geht in die Küche.
Guk öffnet die Rollo einen klitzekleinen Spalt weit, sodass genau so viel Licht reinkommt, dass man gut navigieren kann, aber nicht zu viel, als dass man actual Farben und so erkennt. Er fühlt wenig, als er sich gefüllte Erdäpfeltaschen in der Mikrowelle aufwärmt. Er schmeckt sie auch nicht wirklich, ob das daran liegt, dass er sich noch immer taub fühlt oder dass die Qualität von aufgewärmten Tiefkühlessen einfach scheiße ist, ist unklar. Zweiteres auf jeden Fall, so viel steht fest.
Er würgt die geschmacklosen Taschen also hinunter, trinkt dazu ein Glas Leitungswasser. Nicht weil er gesund leben will oder Flaschen sparen möchte, sondern weil er schlicht kein Geld hat, um es für Getränke auszugeben. Okay, um es für nicht alkoholische Getränke auszugeben.
Sein Magen scheint beruhigt, der Aufstand ist fürs Erste besänftigt. Guk schaut auf sein Handy und da ist es einfach schon 3pm. Unglaublich, was hat er denn bitte gemacht? Bei der Morgendämmerung ist er heimgekommen, neun Stunden hat er anscheinend damit verbracht, auf seinem Sessel dahin zu vegetieren und hat sich vom Youtube Algorithmus beschallen lassen. Damn, was für ein Leben.
Da er aber nix anderes weiß, geht er wieder auf Youtube, diesmal eben am Handy, und zieht sich irgendwelche unnötigen Videos rein. Irgendwelche Scheiße von Streamer*innen, die ihn doch eh nicht interessieren, aber ihn wenigstens ein bisschen unterhalten können. Dann hat er eine etwas produktivere Idee, zieht sich Videos über Asexualität rein und checkt die memes ab. Das Thema wird greifbarer für ihn, er lernt darüber, weil er den Lockenboy besser verstehen möchte und dementsprechend auf ihn eingehen kann.
Bis er plötzlich eine Nachricht von T bekommt. Fast geschockt glotzt Guk auf den Bildschirm. Er traut sich nicht, den Chat zu öffnen und streicht stattdessen die Nachricht vom oberen screen runter, damit er sie lesen kann.
hey,, wie gehts? hast noch gut schlafen können?
Guk starrt nur weiterhin. Was soll er darauf antworten? Nein, ich hab weed geraucht und bin dann irgendwie aus meinem Körper geslidet? Das kann er ja auch nicht sagen, klingt doch mega weird. Er könnte ihn anlügen und einfach schreiben, dass er geschlafen hat. Das wär leichter. Vielleicht sollte er das tun...
Aber nein, das ist doch fies. Lügen mag Guk eigentlich nicht, er mag's nicht, angelogen zu werden und genauso will er nicht lügen. Das könnte T ja auch verletzen, wenn er's herausfindet. Also doch Wahrheit schreiben? Ach, aber dann kommt er ja rüber wie ein Komischer, wenn er da einfach wach bleibt. Er hat T doch schon genug an seinen Schlafproblemen teilhaben lassen, genügt auch mal.
Egal, wie er's dreht und wendet, Guk findet immer irgendeinen Punkt, den eine Entscheidung unbrauchbar macht. Er kann sich nicht festlegen, was soll er machen? Alle Optionen erscheinen ihm kacke und riskant, oder würden unnötig viel Aufmerksamkeit auf ihn ziehen. Er will doch nur 'ne normale, lockere Antwort geben, warum kriegt er es nicht hin? Was blockiert da in seinem Hirn?
Frustriert zieht er an seinen Haaren, als würde das irgendwas in Schwung bringen da oben. Ein paar Strähnen reißt er sich aus, er nimmt den Schmerz wahr und kostet ihn aus, als wäre er seine eigene Bestrafung. Der Masochismus kickt ihm halt schon des Öfteren.
Tja, ein Schlückchen Schnaps würde die Sache schon erleichtern, denkt Guk sich. Aber anscheinend ist er doch nicht mehr so überzeugt von seiner Hypothese, dass Drogen ihm nur helfen, zu seinem wahren Ich zu gelangen. Denn diesmal zögert er, grübelt noch weiter. Vielleicht ahnt er deep down ja doch, dass diese These komplett Müll ist. Man kann es nur hoffen.
Bevor er jedoch zu irgendeiner Entscheidung gekommen ist, bringt da noch eine weitere Nachricht von T sein Handy zum Vibrieren. Auch diesmal wagt er es nicht, den Chat zu öffnen, sondern liest einfach über die obere Leiste mit.
ich war irgendwie viel zu aufgeregt, hab gar nimmer schlafen können haha ,,,
Da bekommt Guk Hoffnung. T hat auch nicht schlafen können. Perfekt, dann kommt es ja überhaupt nicht mehr komisch rüber, wenn Guk auch kein Auge zumachen konnte. Er ist erleichtert, das kann er schreiben. Da wird nix passieren. Also geht er auf den Chat und tippt.
same hab auch nicht mehr geschlafen ^^'
Für einen Augenblick schaut Guk die geschrieben Worte an, dann geht er auch schon schnell offline. Er will ja nicht, dass T plötzlich online kommt und sie dann gemeinsam online sind. Das wär ja ultra pressure, dann müsste er ja immer gleich zurückschreiben, hell nah. Er braucht seine 10 Minuten Denkzeit vor jeder Nachricht.
Aber irgendwie ist das ein bisschen ein nices Gefühl, muss er zugeben. Fast hätte er schon zur Flasche gegriffen, aber T hat den struggle für ihn aufgelöst. Und irgendwie ist Guk schon bissl froh, dass er sich dafür jetzt nichts reingeworfen hat.

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gottlose welt || tguk
Fiksyen PeminatGuk vegetiert in seiner abgedunkelten Wohnung vor sich hin. Er tut wenig bis gar nichts, außer Selbsthass und anxiety hat sein Hirn nicht viel zu bieten. Jucken tut ihn das nicht wirklich, meist schaltet er sowieso seinen Kopf aus mit Gras, Alkohol...