pi uwut

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T wacht am nächsten Morgen sanft auf, die junge Sonne scheint hell durch die großen Fenster in seinem Zimmer, die durchsichtigen Vorhänge spielen keck mit dem Licht und werfen zarte Schatten in den hölzernen Raum. Er atmet ein paar Mal tief durch, streckt sich und steht dann mit ganz guter Energieansammlung auf. 

Dann kommt sein Morgenritual. Zuerst Zähne putzen, danach Glas Wasser trinken, mobilisierende Yoga Übungen machen, nochmal Wasser und dann Frühstück. Das ist ihm ganz wichtig, das lässt er nur selten aus alles. Er kennt sich halt gut mittlerweile, er weiß, dass seine mental health ganz schnell den Bach runtergehen kann, wenn er seinem Körper nicht die Aufmerksamkeit schenkt, die er braucht. 

Drum hat er ja auch sein Studium hingeschmissen. Das hat ihn literally zerstört, während Guk es einfach nicht hinbekommen hat, sich selbst zu organisieren und Leute kennenzulernen, ist T an der Hektik des Studentenlebens gescheitert. Jeder hat sich von Prüfung zu Prüfung gehangelt, PDFs mit Altfragen herumgeschickt und mit whacken Zusammenfassungen probiert, sich so viel Scheiße ins Hirn zu hämmern wie möglich. Paar haben in den Nächten vor Prüfungen Adderall Pillen gekickt, um ihr Konzentrationsvermögen irgendwie zu steigern. Aber das war für T der Wahnsinn, der konnte das einfach nicht. 

Deswegen ist er eben vor paar Monaten dann zu Pi gezogen, die sind ja Familie, Geschwister, da nimmt man einander auf. Pi gefällt das eh. Allein zu wohnen, ist zwar auch chillig, aber mit dem kleinen Bruder ist es halt doch immer lustiger und schöner. Die haben sich ja ordentlich lieb. Außerdem ist T als zusätzliche Arbeitskraft am Hof auch nicht schlecht, beim Unkraut Ausreißen kann man nie zu viele sein. 

Trotzdem hat T die ersten paar Wochen bei Pi nicht wirklich Tasks übernehmen können. Der war so geschafft von seiner Uniexperience, da war das schon ein Erfolg, wenn er den Tisch gedeckt hat oder so. In der Zeit gingen ihm natürlich auch alle möglich anxious thoughts durch den Kopf, wie das halt so ist, wenn man am Limit ist. 

Aber das wichtigste ist, er hat's wieder managen können. Bei Pi hat er zum ersten Mal die Gelegenheit gehabt, sich Zeit für sich zu nehmen und auf seinen Körper zu hören. Dey lebt das auch genauso vor, achtet auf sich, tut Gutes für sich. T hat angefangen, wieder Yoga zu machen wie früher, als sie noch bei ihren Eltern im Dorf gelebt hatten. Er geht langsame steps nach oben, manchmal auch wieder ein bisserl zurück, dann auch mal ein bisserl viel zurück, aber im Endeffekt geht's aufwärts. 

Schließlich beteiligte er sich auch mehr im Haushalt. Pi zeigte ihm, wie man Unkraut jätet, dass man die Disteln komplett mit Wurzel aus der Erde rausholen muss, sonst wachsen die von dort weiter. Dey zeigte ihm, dass man die abgeernteten Paradeiserpflanzen nicht auf den Kompost hauen darf, dass man beim Zwiebelbrot Backen nicht zu viel Wasser reinschütten sollte, dass der Fenchel seinen ganzen Geschmack verliert, wenn man ihn zu lang wäscht, und so viel mehr noch. T war wirklich erstaunt, sie sind zwar in einer Bauernfamilie aufgewachsen, wo man viel selbst gemacht hat, aber Pi hat sich hier wirklich einen eigenen Mikrokosmos aufgebaut. Und das alles aus dem alten Haus ihrer Großeltern. Wirklich beeindruckend. 

Auch heute ist T noch immer amazed von Pis Kraft und Ausdauer. Als er aufsteht, kniet dey schon im Garten und rupft die großen Mangoldblätter von ihren Stängeln ab. Morgenritual hat er ja schon beendet, also schlüpft er in seine Crocs und joint in den Garten. 

"Hi", grüßt er Pi, als er in kurzen weißen Schlafklamotten zu denen swagt. 

"Ah, Morgen, T", erwidert dey und schaut auf, "Wie geht's? Gut geschlafen?"

"Ja, gut, du?"

"Ich auch"

"Boah, der Mangold wachst wirklich ordentlich. Da kommen noch immer Blätter nach"

"Ja, dem gefällt's hier"

"Ur cool. Dann könnt ich ja heut Palatschinken mit Mangold machen oder so, hättest du Lust?"

"Hört sich gut an, ja. Drinnen sind eh noch ein paar Paradeiser, die gehören auch weg. Weißt du zufällig, wie viele Eier wir noch haben?"

"Fünf, glaub ich"

"Ok, das geht sich eh aus. Übermorgen fahr ich wieder raus ins Dorf, dann wird aufgestockt. Der Herr Tröster hat angerufen, er hat einen Fisch für uns, eine dicken Karpfen"

"Nice, gab's eh schon lang nicht mehr"

"Ja. Kannst ja Guk einladen, zu zweit essen wir sonst sicher eine Woche an dem"

"Hm, ich kann ihn fragen. Aber er ist ein bisschen shy, glaub ich"

"Wie shy? Hat er Angst vor mir?"

"Na ja, kann schon sein. Aber reden wir nicht darüber, ich denke, das wär ihm unangenehm, wenn ich dir das hier so erzähl"

"Ja, verstehe schon. Wie war's sonst so bei euch gestern, wenn du das erzählen magst?"

"Ja, also, es war sehr...unerwartet..."druckst T ein bisschen herum, weil er sich nicht sicher ist, wie viel davon jetzt okay ist, an Pi weiterzugeben. Waren ja sehr sensible Themen gestern. Aber dey nimmt seine Unsicherheit etwas falsch auf. 

"T, sag nicht, du hast dich zum Sex überreden lassen?", meint dey bestürzt und sieht ihn ganz aufmerksam an. 

"Nein, nein, überhaupt nicht! Das würde Guk nicht machen. Es war eher sehr emotional, weil ich ihn unabsichtlich mitten in einer Panikattacke erwischt hab. Und ja, dann haben wir die ganze Zeit darüber geredet und über sonstige Probleme...ja, und dann hab ich ihm noch was am Klavier vorgespielt"

Pi checkt die Situation ausreichend, dass dey nicht weiter nach Details bezüglich der Panikattacke oder den sonstigen Problemen fragt. Das geht dey halt nix an, das hat sich zwischen den beiden abgespielt und zwischen den beiden soll es auch bleiben. Grundprinzip der Freundschaft. Überhaupt gibt's eh genug andere Punkte, die man vertiefen kann. 

"Also seid's ihr euch schon sehr nah, oder wie würdest du sagen?", erkundigt Pi sich also bei deren Bruder. 

"Hm, ich weiß nicht, schwer zu sagen. Ich...hab schon das Gefühl, dass er sich sehr geöffnet hat gestern und auch wirklich Emotionen zugelassen hat. Aber gleichzeitig kann ich ihn nicht reachen, weißt du? Ich sag ihm, dass er bei mir kein judgement zu befürchten hat, dass er alles ausleben kann, was er gerade fühlt und dass ich einfach für ihn da bin. Aber...es kommt mir so vor, als würde ihn das alles nicht erreichen"

"Das kann schon sein. Wenn er so mit seiner Angststörung kämpft, mit sich selbst vielleicht, dann ist es sicher schwierig, sowas anzunehmen. Aber T, das ist nicht deine Verantwortung. Das sind seine persönlichen Probleme, die musst du nicht für ihn lösen. Das kannst du auch nicht, kann niemand außer Guk"

"Ja, das weiß ich eh. Ich will ihn trotzdem so viel unterstützen, wie ich kann. Er hat gemeint, ich bin sein einziger Freund"

"Hm...pass einfach auf dich auf, okay? Verlier dich nicht. Und wenn du möchtest, können wir mal im Internet recherchieren, wie man am besten mit Leuten mit Angststörung umgeht"

"Das wär super. Du klingst wie der Papa"

"Danke uwu"


gottlose welt || tgukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt