Kapitel 1

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"Und denk daran! Sprich mich bloß nicht an!", sagte sie wütend.
"Als ob ich das vorhatte!", knurrte ich.

Kurz vor der Schule stieg ich aus dem Auto um die restlichen Meter zu laufen. Das arrogante Mädchen, mit welches ich sprach war meine Stiefschwester. Das komplette Gegenteil von mir. Sie hatte dunkel-blondes Haar, blaue Augen und war in der Schule ziemlich beliebt. Ich dagegen hatte braune Haare, braune Augen und war der Typ, der sich von der Aufmerksamkeit zurück zog. Als ich nach ein paar Minuten die Schule gefunden hatte, sah ich wie Emira schon neue Freunde gefunden hatte. Wie nicht anders zu erwarten, männliche. Ich dagegen ging an denen vorbei und suchte das Sekretariat. Wir ihr sicherlich schon mitbekommen habt, bin ich mit meiner Familie umgezogen. Das bedeutet, andere Umgebung und meine einzige und beste Freundin Melis musste ich auch verlassen. Ich hatte niemanden mehr. Als ich nach dutzend Runden endlich das Sekretariat gefunden hatte, betrat ich es.

"Entschuldigung, aber ich bin neu hier. Mein Name ist Zahra Yilmaz."
"Ach, ich weiß schon Bescheid. Hier ist dein Stundenplan."
Als ich das Sekretariat dankend verlies, betrat es schon meine Schwester. Sie ignorierte mich einfach. Besser für mich, dachte ich.

Ich brauchte ziemlich lange um den Bio-Saal zu finden. Das hatte ich nämlich in der 1. Stunde. Zeitgleich musste ich mit Emira das Klassenzimmer betreten. Sie musste erst gar nicht danach suchen. Ihre 'Freunde' hatten sie hergebracht. Mich würdigten sie keines Blickes.

"Oh das sind bestimmt die neuen Schüler! Stellt euch doch mal der Klasse vor."
"Also ich heiße Emira Emiroglu und bin 18 Jahre alt."
Ja, wir haben nicht denselben Nachnamen. Es muss schließlich nicht jeder erfahren, dass wir verwandt sind. Gezwungenermaßen.

"Hey Süße, krieg ich deine Telefonnummer?", fragte schon ein Typ zu meiner Stiefschwester.
Emira zwinkerte ihm zu und sagte: "Aber na sicher doch!"
"Frau Emiroglu, setzten Sie sich bitte. Stellen Sie sich doch vor!"
"Ehm, ich..ich bin.."
"Sie weiß doch nicht einmal ihren eigenen Namen!", lachte einer worauf alle anfingen zu lachen.
"RUHE!", sagte die Professorin.
Ich wollte am liebsten im Erdboden versinken. Ich hörte wie jemand meine Schwester fragte, ob wir verwandt wären. Ihre Antwort war sogar ziemlich nett: "Mit diesem namenlosen und peinlichen Abschaum? Bestimmt nicht. Ich sehe sie zum ersten Mal!"

Gelächter. Die Lehrerin sah mich bemitleidend an und sagte, dass ich einfach Platz nehmen sollte. Schon begann der Unterricht und mein neues Leben.

(...)

Die ersten beiden Stunden waren eine Qual. Ich versuchte so gut wie möglich diese beleidigenden Kommentare zu ignorieren. Die Betonung liegt auf 'versuchte'. Es tat einerseits weh soetwas zu hören, obwohl ich mir ständig einredete, dass das bloß irgendwelche Menschen sind, die sich selbst für etwas wichtiges halten.

Ein Glück hatte ich jetzt eine Freistunde. Ich beschloss im Internet nach Stellenanzeigen zu suchen. Dafür fragte ich jemanden, ob er mir den Weg zur Bibliothek verraten konnte. Er nickte und beschrieb ihn mir. Dankend machte ich mich auf dem Weg dorthin und sah ein paar freie Mac-Computer. Ich scrollte und scrollte und rief jede Nummer einmal an. Ich wunderte mich, dass ich einmel Glück in meinem Leben hatte. Denn ich bekam zwei Jobs. Nach der Schule müsste ich putzen gehen und abends konnte ich in einem Club arbeiten. Klingt stressig, aber ich brauchte das Geld unbedingt.
Seit meine Mutter vor sechs Jahren gestorben ist, wurde mein Vater krank. Es wurde besser, als er Nura kennen lernte. Nura war eine nette Frau und machte meinen Vater glücklich. Sie brachte eine gleichaltrige Tochter mit in die Ehe, mit der ich mich seit Anhieb nicht verstand. Als mein Vater unerklärlicherweiße einen Schlaganfall hatte, wurde er krank. Er benötigte viele Therapien, welche aber nicht alle von der Krankenkasse abgedeckt wurden. Als mein Vater vor einem Jahr ins Krankenhaus ging, veränderte sich alles. Nura zeigte ihr wahres Gesicht. Sie war gar nicht die liebevolle Stiefmutter, sondern glich einer von einem Märchen. Manchmal fühlte ich mich wie Aschenputtel. Nura zahlte keinen Cent für Papa, also ging ich arbeiten. Ich selbst hatte gar nichts, während Emira alles besaß. Ich wollte meinen Vater sagen, was für ein Biest Nura ist. Aber der Arzt meinte, dass er keine schlimmen Neuigkeiten erfahren durfte.

Ein Klingeln riss mich aus meiner Starre und ich sah auf die Uhr. Verdammt, ich komme zu spät zur nächsten Stunde. Es wird bestimmt ewig dauern, bis ich das Klassenzimmer finde. Ich hatte wirklich keine Lust während der Stunde in die Klasse zu stürmen. Also schnappte ich mir meine Tasche und rannte los. Raum 201, das müsste doch ein Stockwerk tiefer sein. Aus der Puste bog ich gerade ab und wollte die Treppen runter sprinten. Bei meinem Pech stolperte ich bei der vorletzten Stufe und verlor mein Gleichgewicht. Bevor ich jedoch hinfiel, hielt mich jemand fest und sagte kalt: "Pass das nächste Mal besser auf!" Ich blickte hinauf und war sprachlos.

«Bevor ihr jetzt denkt, dass es eine gewöhnliche 0815-Geschichte ist, wo ein unbeliebtes Mächen die Schule wechselt und sich in den Bad-Boy der Schule verliebt. Nope! Das ist es nicht. Am Anfang hat es den Anschein, aber das ist bloß eine kleine Rolle der Geschichte.»

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