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Völlig geschockt konnte ich meine Augen nicht von Madame Pomfrey nehmen; sah zu wie Draco auf sie einredete. Wie er Antworten verlangte; wie sie keine wusste. Ich nahm ihre Worte nicht wahr; hörte ihnen erst gar nicht zu. Völlig verängstigt griff ich nach einem kleinen Skalpell, welches neben mir lag; und schnitt mir in den Finger.

,,Nova!" schrak Draco auf, als er mir das kleine Messer aus den Händen riss. ,,Was machst du denn?!"
,,Ich blute." wimmerte ich fassungslos, als ich das tiefrote Blut meinen Finger hinunter fließen sah. ,,Ich bin wieder verletzbar."

,,Darling-" flüsterte Draco, als er ein kleines Pflaster auf meine Fingerkuppe machte; seine Hände um mein Gesicht griffen. ,,-dir geht es gut; atme tief ein und aus."
,,Wofür?" fragte ich mit Tränen in den Augen und völlig überfordert. ,,Ich habe nicht einmal einen Herzschlag."
,,Für mich." erwiderte er mit einem schwachen Lächeln.

Ich hörte auf ihn; atmete einige Male tief ein und wieder aus, ehe ich langsam wieder ein wenig Farbe im Gesicht bekam. 
,,Ich verstehe das nicht." wisperte ich durcheinander. ,,Durch meine Adern fließt Blut, ich kann mich wieder verletzen, besitze keine meiner Geister-Fähigkeiten mehr und dennoch-" unterbrach ich aufgewühlt. ,,-habe ich kein schlagendes Herz in meiner Brust."

,,Wir werden Sie heute Nacht noch hier behalten." sagte Madame Pomfrey mitfühlend. ,,Bleiben Sie noch bei ihr; ich denke, das tut ihr ganz gut, Mister Malfoy." lächelte sie zuvorkommend, als sie den Krankenflügel verließ; die massive Tür verschloss. 
,,Draco." wimmerte ich, als ich in Tränen ausbrach. ,,Was ist bloß mit mir?"

,,Hey, hey-" flüsterte er, als er mich in seine Arme zog; mich an seiner Schulter weinen ließ. ,,-alles wird gut, Darling. Wir werden herausfinden was hier los ist, doch sei dir bewusst, dass ich nicht von deiner Seite weichen werde. Ich-" er zögerte, sah mit großen Augen auf mich hinab. ,,-ich habe mich in dich verliebt, als du noch ein Geist warst; und daran wird sich auch nichts ändern. Ob du nun einen Herzschlag hast oder nicht; ich stehe dir bei, meine kleine Nova."

,,Oh, blonder Junge-" lachte ich weinend, als er mir bereits meine Wangen trocken tupfte. ,,-was machst du bloß mit mir?"
,,Ich mache dich glücklich." antwortete er selbstbewusst mit einem Zwinkern, als auch meine letzte Träne getrocknet war. 

,,Ich bin so froh, dich an meiner Seite zu haben, Draco." flüsterte ich. ,,Doch ich habe Angst."
,,Die brauchst du nicht haben; ich beschütze dich." lächelte er schwärmend, als er mit seiner Hand durch mein langes Haar strich; ich auf seiner Brust anlehnte; seinem Herzschlag lauschte. Mir vorstellte, dass meins genauso klingen würde. 

,,Bleibst du bei mir?" fragte ich ein wenig ängstlich, als ich zu ihm hinauf sah. ,,Ich habe niemanden mehr; vor allem nicht in Hogwarts. Ich, ich weiß nicht einmal wie es jetzt weitergehen soll, ich-"
,,-natürlich bleibe ich." unterbrach er mich bereits grinsend. ,,Alleine, wirst du nie wieder sein. Ich verspreche es dir."
Ein verliebtes Lächeln überkam meine Lippen; eine angenehme Nervosität; ein Kribbeln machte sich in meinem ganzen Körper breit. 

,,Hör zu; ich werde in mein Zimmer gehen und dir noch einiges an warmer Kleidung holen, hm?" lächelte er fürsorglich. ,,Pansy wird sicherlich auch noch einiges haben." witzelte er, als er an ihre Worte bezüglich der Unterwäsche zurück dachte. ,,Ich bin gleich wieder da."

,,Einverstanden." wisperte ich leise, mit einem kleinen Lächeln, als er meiner Stirn einen Kuss gab; den Krankenflügel bereits verließ. Ich sah ihm noch zwei oder drei Sekunden hinterher; verspürte bereits jetzt schon das Verlangen ihn nie wieder gehen lassen zu wollen; meinen blonden Jungen. Denn nicht ich hatte ihn gerettet; sondern er mich. 

Mit wackeligen Beinen stand ich auf; trug nur noch eines der Nachthemden von Madame Pomfrey. Ich griff nach meiner Kerze; ging ein wenig hin und her, als ein dunkler Schatten bereits das Licht meiner Kerze brach.
,,Draco?" flüsterte ich. ,,Das ging aber schnell." lächelte ich, als ich mich umdrehte; vor Schreck die Kerze fallen ließ.
,,Außerordentlich faszinierend." sprach die Stimme, vor der ich mich so sehr gefürchtet hatte. 
,,Professor Dumbledore." keuchte ich nervös. 

,,Wie ich sehe geht es Ihnen den Umständen entsprechend wirklich gut." fuhr er fort, als er mit Hilfe von Magie die Kerze aufhob; sie zurück zu meinem Bett flog. ,,Wie geht es Ihnen? Schmerzen? Oder irgendwelche Erklärungen?"
,,Nein." antwortete ich eingeschüchtert. ,,Madame Pomfrey ist ratlos; so wie auch ich."

,,Sie können sich also nicht erklären warum Sie wieder am Leben sind?" fragte er weiter; beinah schon aufdringlich. 
,,Nein, Sir." sagte ich. 
,,Erinnerungen an Ihren tragischen Tod?" hakte er weiter nach. 
,,Draco hat gesagt, dass wir erst morgen zu Ihnen ins Büro gehen." antwortete ich ausweichend; irritiert. 

,,Natürlich; ich wollte mich bloß nach Ihrem Wohlbefinden erkundigen, Ms. Windsor." lächelte er großväterlich. Auf Außenstehende schien er wohl freundlich und warmherzig zu wirken; auf mich hingegen unfassbar gerissen und geheimnisvoll. 
,,Danke, mir geht es gut. Ich brauche bloß ein wenig Ruhe, Professor."

,,Ruhe." wiederholte er meine Worte ein wenig nachdenklich. ,,Natürlich; wir wollen doch nicht, dass nun eine Unruhe oder Stress für Sie ausbricht." lächelte er. ,,Ich hoffe, dass Sie bald vollständig genesen sind. Ich erwarte Sie beide dann morgen in meinem Büro." fuhr er fort, als er ohne meine Worte abzuwarten den Krankenflügel wieder verließ; ich endlich wieder aufatmen konnte. 

Ich konnte mich nicht daran erinnern was an meinem Todestag geschehen ist, doch ich war mir sicher, dass er dort gewesen war. Beim Astronomieturm; ich habe seine Stimme gehört. Doch er war nicht allein; wir waren nicht allein. Ich konnte mich einfach nicht mehr erinnern.

,,Nova?" flüsterte Dracos besorgte Stimme, als er mich nervös und mit ängstlichen Augen vor meinem Bett stehen sah. ,,Was ist passiert?" fragte er, als er zu mir kam. Er trug eine kleine Tasche bei sich; in seinen Händen ein Tablett mit Essen.
,,Dumbledore war hier." antwortete ich hektisch, als Dracos Fürsorge bereits in Wut umschlug.

,,Was wollte er?" fragte er angespannt; dominant.
,,Er, er hat gefragt wie es mir geht." sagte ich nachdenklich. ,,Ob ich mir diesen Zustand erklären kann; ob ich mich an meinen Tod erinnern kann."
,,Was hast du ihm geantwortet?"
,,Ich habe ihm nichts gesagt; ich, ich weiß selbst nicht einmal was hier geschieht." wimmerte ich, als er bereits nach meiner Hand griff; mich an sich zog.

,,Vergiss ihn." flüsterte er mir zu. ,,Ich bin hier; alles ist gut, Darling."
,,Ich weiß nicht warum ich so interessant für ihn bin, Draco."
,,Das werden wir herausfinden; versprochen." antwortete er selbstsicher, als er mein Gesicht umgriff; mich so zu ihm hoch zog. ,,Hörst du? Ich verspreche es dir, meine Schönheit."

,,Ja." wimmerte ich leise, als er mir bereits ein Lächeln auf meine Lippen zauberte; sich zu mir hinunter beugte. Er gab meinen Lippen einen liebevollen und sinnlichen Kuss; lächelte mich verliebt an. ,,Bleibst du die Nacht bei mir?"
,,Selbstverständlich." grinste er bereits, als er mich zurück zu meinem Bett zog. ,,Schau, was ich dir mitgebracht habe." fuhr er fürsorglich fort. ,,Einige Pullover und Jogginghosen von mir, außerdem-" er wurde mit einem Schlag rot in seinem Gesicht; schob mir die Tasche zu. ,,-Pansy hat dir Unterwäsche mitgegeben."

Ich fing an zu lachen; gab seiner Wange einen Kuss.
,,Richte ihr ein großes Dankeschön aus." grinste ich, als ich seine neugierigen Augen auf mir bemerkte. ,,Und dir natürlich."
,,Ich mache das gerne, Nova."
,,Das bedeutet mir viel, Draco." lächelte ich, als wir uns einige Sekunde bloß unfassbar verliebt ansahen. Neugierig. Sehnsüchtig und verspielt.

,,Außerdem habe ich da noch was für dich-" grinste er, als er das Tablett hervor holte; es vor uns auf dem Bett abstellte. ,,-da du wieder ein Mensch bist, kannst du auch wieder essen." lächelte er, als sich meine Augen bereits weiteten. ,,Also habe ich hier für dich Kürbissaft, Wasser, Tee, Punsch und Aprikosenschorle; außerdem Marshmallows, Schokolade, eine Suppe, Obst, Pudding und-"
,,-das alles soll für mich sein?" lachte ich, als ich meine Augen kaum von dem vollbepackten Tablett nehmen konnte.

,,Nun ja-" antwortete er ein wenig verlegen. ,,-beinah zwei Jahre ist es her, dass du etwas gegessen hast. Ich möchte, dass es dir an nichts fehlt. Ich möchte dich endlich besser kennenlernen; erfahren was du gerne isst gehört dazu."
,,Du bist unglaublich." lächelte ich dankbar, als ich nach den Erdbeeren griff, nach einem Marshmallow; nach dem heißen Blütentee. ,,Erdbeeren und Marshmallows." grinste ich. ,,Ich liebe Erdbeeren und Marshmallows."

,,Erdbeeren und Marshmallows." wiederholte er meine Worte verträumt, als er mir so unfassbar tief in meine Augen blickte. ,,Erdbeeren und Marshmallows also." grinste er wie in Trance, als seine neugierigen Augen mich beobachteten; ich einen Moment das Gefühl hatte, dass mein Herz seinen Herzschlag zurück erlangt hatte. Ausgelöst durch seine Augen.

Fallen Angel - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt