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,,Was meinst du?" flüsterte Draco, als er mein Spiegelbild anblickte. Er wirkte irritiert; ganz anders als ich, konzentrierte er sich bloß auf meine schneeweißen Wimpern. Er ignorierte dieses Grinsen in meinem Spiegelbild; er... konnte es nicht sehen?
,,Vergiss es." wisperte ich und kniff einige Sekunden meine Augen zu; öffnete sie ängstlich, als ich mein wirkliches Spiegelbild wiedersehen konnte. ,,Bloß eine Einbildung."

,,Tut es weh?" fragte Draco neugierig besorgt, als ich mich zu ihm drehte; ich mit meinen Fingern an meine Wimpern griff. Sie waren kalt wie Eis; zerbrechlich wie Schneeflocken.
,,Nein; sie sind bloß kalt, Draco." antwortete ich fassungslos, als ich die Kälte in jeder einzelnen Wimper spüren konnte. ,,Sie; sie sind zu Eis geworden."

Er hatte es nicht gesehen; dieses Lächeln in meinem Spiegelbild. Dieses unfassbar kalte und diabolische; ja, dieses boshafte Lachen. Diese Kälte in meinen Augen; diese pure Überzeugung und Kraft dahinter. Er hatte es nicht gesehen; war es also bloß eine Einbildung gewesen?

Gemeinsam mit Draco ging ich schließlich zurück in mein Zimmer. Die Schmetterlinge über unseren Köpfen ließen mich schläfrig werden; unkonzentriert.
,,Hast du mir zugehört, Nova?" ertönte Dracos Stimme nun um einiges lauter in meinem Bewusstsein.

,,Schmetterlinge sind wirklich wunderschön." antwortete ich ausweichend verträumt. ,,Schau nur." lächelte ich und deutete hinauf zur Decke; zwischen die Blumen und Ranken die von der Decke auf uns hinab hingen.
,,Schmetter- Schmetterlinge?" wiederholte Draco meine Worte irritiert und folgte meinem Finger zur Decke. ,,Nova, wir haben keine Zeit um Schmetterlinge zu beobachten."

Mit einem Augenrollen setzte ich mich schließlich auf; sah ihn an. Fing an zu kichern.
,,Warum lachst du?" fragte er verwundert, als ich aufstand und durch sein Haar fuhr.
,,Deine Wangen; sie sind ganz rosig." witzelte ich, als sein Röteln nun bloß noch definierter wurde; er diese vergeblich zu verstecken versuchte. ,,Nein lass-" lächelte ich und legte meine Hand auf seine Wange. ,,-ich liebe es." flüsterte ich und gab seiner heißen Wange einen Kuss.

,,Nova." sagte er ernst, als das Verliebtsein aus seinen Augen verschwunden war; durch Sorge und Angst ersetzt wurde.
,,Draco, was-"
,,-deine Hand." unterbrach er mich und umgriff diese noch an seiner Wange liegend. ,,Deine Hand und deine Lippen sind eiskalt."
,,Was?" entgegnete ich irritiert. ,,Aber mir ist nicht kalt."
,,Nicht?"
,,Nein." wiederholte ich nachdenklich. ,,Das erste Mal, dass mein Körper eiskalt ist-"
,,-und du diese Kälte nicht spürst." beendete er meine Irritation. Wortlos sahen wir uns an; still. Ängstlich. Verzweifelt.

,,Keine Angst, kleiner Stern." lächelte er schließlich, als er meine aufkommende Angst verspüren konnte; er meiner Stirn einen zarten Kuss gab. ,,Wir werden dein Geheimnis schon rausfinden." grinste er und streckte seine Hand nach oben aus; umgriff einen der türkisblauen Schmetterlinge und setzte ihn mir auf meine Nase. ,,Bis dahin werde ich mir meine Aufmerksamkeit wohl mit den Schmetterlingen teilen müssen, hm?" lachte er, als er auch mir mein Lächeln zurück gezaubert hatte.

,,Wir schaffen das oder?" fragte ich leise, als die Flügel des Schmetterlings zart auf meiner Nase Auf- und zuschlugen. Ich hinter den blauen Flügeln Draco in meinem Sichtfeld erkennen konnte. Wie er mich ansah; so verliebt und verträumt. Er war nicht mehr der selbe Mensch wie damals; er war nicht mehr dieser arrogante Schüler. Er hatte sich verändert; Menschen konnten sich verändern. Er. Ich. Wir alle.

,,Für nichts auf der Welt würde ich dich nun wieder hergeben, kleine Nova." antwortete er, als er mich in seine Arme zog; der kleine Schmetterling über uns wieder zur Decke flatterte. ,,Ich liebe dich, Nova; Liebe ist stärker als alles andere auf dieser Welt."
,,Liebe." wiederholte ich seine Worte nachdenklich. ,,Ja; Liebe ist stark. Ich liebe dich auch, blonder Junge."

Die Zeit verstrich allmählich; Dracos Wehleiden hatte ich gekonnt ignoriert und ihn schließlich zum Unterricht geschickt. Es war inzwischen beinah 13 Uhr; das Mittagessen würde in wenigen Minuten beginnen. Die Kälte aus meinem Körper war inzwischen wieder verschwunden; die Hoffnung an das Gute war zurückgekehrt.

Zögerlich betrat ich schließlich die große Halle; sah mich um. Es war recht viel los, doch auch in dieser Menge ging ich nicht unter. Die vielen Augen; ob grün oder braun, sie lagen auf mir. Vom Erstklässler bis hin zu den Abschlussschülern. Ein Geistermädchen würde wohl niemals die unermessliche Neugierde der Hexen und Zauberer verlieren. Egal, wie negativ diese Aufmerksamkeit auch war.

So viele Augen und dennoch; dieses eine Blau würde ich unter tausenden wiedererkennen. Es waren Dracos Augen die ebenso auf mir lagen. Er saß bei den Slytherins; dicht neben ihm Astoria. Er konnte sich kein Lächeln auf die Lippen zaubern; ich wusste wie sehr er die Tatsache verabscheute, dass er nun in der Öffentlichkeit Astorias Hand halten musste und nicht meine. Doch es war wichtig; es musste wichtig sein.

Diese Kälte; sie stieg wieder auf. Jetzt. Ausgerechnet jetzt. Doch nun; nun konnte ich sie wieder spüren. Deutlich und intensiv. Meine Lippen wurden taub; ich brauchte keinen Spiegel um zu wissen, dass sie erneut blau angelaufen waren. Meine Wut auf Astoria wurde mehr; mein ganzer Körper verwandelte sich beinah zu Eis. Ich begann zu frieren; meine Augen nicht mehr von Draco und Astoria nehmen zu können.

,,Nova." ertönte eine bekannte warme Stimme, als ich den Augenkontakt mit Draco brach und auf Cedrics lieblich rote Wangen und sein warmherziges Lächeln traf.
,,Cedric." lächelte ich schließlich, als die Kälte so schnell verschwunden war wie sie gekommen war. Ich das warme Blut wieder unter meiner Haut spüren konnte; meine Wut völlig fern war. ,,Musst du nicht deinen Unterricht vorbereiten?"
,,Deswegen bin ich hier." antwortete er, als er gemeinsam mit mir die große Halle verließ.

,,Was ist los?"
,,Ich weiß nicht ob es etwas zu bedeuten hat, aber ich habe Professor Snape und Professor Dumbledore in der Bibliothek gehört." erzählte er weiter.
,,Was haben sie gesagt?" fragte ich angespannt.
,,Ich konnte nicht alles verstehen, doch sie haben sich gestritten. Es ging um ein Buch in der verbotenen Abteilung; ein sehr wichtiges Buch wohl." betonte er ernst, als ich meine Augen aufriss; ihn ernst ansah.

,,Ein Buch mit Antworten?" fragte ich nachdenklich.
,,Möglich wäre es." antwortete er.
,,Dumbledore war auf der Suche nach diesem Buch; doch es war nicht mehr an seinem Platz. Er hat Snape dafür verantwortlich gemacht, doch auch dieser hat seine Unschuld beteuert."
,,Wieso sollte er Snape dafür verantwortlich machen?" wiederholte ich seine Worte irritiert. ,,Was hat Snape mit diesem Buch zu tun?"

,,Ich weiß es nicht, doch er scheint Snape nicht zu vertrauen." hing Cedric an. ,,Wenn er ihm nicht vertraut-"
,,-sollten wir es vielleicht tun." beendete ich seine Worte mit großen Augen.

,,Snape weiß etwas; und er scheint nicht mit Dumbledores Art und Weise einverstanden zu sein." fasste ich erneut zusammen, als wir wenig später in Cedrics Klassenzimmer saßen.
,,Snape?" wiederholte er meine Worte kritisch. ,,Ich weiß ja nicht."
Grinsend stand ich auf; zog ein ganz bestimmtes Buch aus einem der Bücherregale.
,,Beurteil ein Buch niemals nach seinem Cover oder wie heißt es so schön?" grinste ich und übergab ihm das besagte Buch.

Er fing an zu lachen.
,,Schuldig." antwortete er, als er das Buch zwischen seine Hände nahm; es nostalgisch ansah. ,,Mein Lieblingsbuch."
,,Und es ist völlig zerzaust, kaputt und alt. Die Seiten sind eingerissen; vielleicht fehlen sogar welche. Und dennoch scheinst du dieses Buch sehr zu mögen." zwinkerte ich.
,,Schon gut, schon gut. Überredet, kleine Hufflepuff." lächelte er, als meine Wangen ein wenig erröteten; ich ihn förmlich anstrahlte.

,,Das Geistermädchen!" rief einer seiner Erstklässler, der so eben das Klassenzimmer betreten hatte. Sofort lösten wir unsere Augen voneinander; blickten zur Tür. Der Raum füllt sich mit immer mehr Schülern die fasziniert zu mir blickten.

,,5 Punkte Abzug für Slytherin, Mister James." sagte Cedric ernst zu seinem Schüler. ,,Sie ist immernoch eure Mitschülerin und hat einen Namen."
,,Das musst du nicht machen." flüsterte ich ihm zu, als er wieder zu mir sah.
,,Niemand sollte dich so nennen, Nova; wirklich niemand."
,,Danke." lächelte ich und umgriff seine Hand.

Fallen Angel - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt