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,,Wie passend." flüsterte ich völlig emotionslos, als ich das Schloss verlassen hatte; es draußen zu stürmen und regnen begonnen hatte. Mit einem leeren Blick sah ich hinunter zum See; beobachtete das dunkle und unruhige Wasser. Keiner der Schüler war draußen; keiner war anwesend, um zuzusehen wie ich im schwarzen See untergehen würde.

Ich ging den steinigen Weg hinunter; überkreuzte die nasse Wiese, als ich vor dem Ufer stehen blieb. Das Wasser lief mir bereits über meine Füße; verzweifelt sah ich mich um. In meinen Händen hielt ich Dianthuskraut welches ich mir aus dem Gewächshaus geholt hatte. Eine Pflanze, die mir das Atmen unter Wasser erlauben würde. Mit Kiemen und Schwimmhäuten; es war eine eigenartige Vorstellung. Angsteinflößend.

Ich sah hoch zum Schloss; suchte naiver Weise Draco. Dachte an ihn; was er nun tat. Was er dachte; wie er sich fühlen musste. Ich durfte nicht zulassen, dass sein Leben enden würde. Sein Seelengeist durfte nicht ausbrechen; er durfte mich nicht überholen. Kälte sollte siegen; nicht die Wärme. Ich musste gehen; nicht er.

Nervös zerpflückte ich das Kraut in meinen Händen; schluckte es angestrengt hinunter. Es schmeckte fürchterlich; bitter und ganz zäh. Doch es war die Wirkung die im Vordergrund stand; die Tatsache, dass ich nun endlich unter Wasser nach... meiner eigenen Leiche suchen konnte.

Ich zog mir meine Schuhe aus, legte meine Robe auf den Boden; ging in das eiskalte Wasser hinein. Ich konnte spüren, dass es kalt war; doch frieren tat ich nicht. Kaum fünf, sechs Schritte weiter schloss ich meine Augen; versank endlich im schwarzen See. Es bedeckte meinen vollständigen Körper; ließ mein langes helles Haar elegant tanzen.

Ängstlich öffnete ich schließlich meine Augen; erschrak, als ich tatsächlich atmen konnte. Ich konnte alles sehen; konnte das kalte Wasser spüren. Vorsichtig und vollkommen überfordert sah ich mich um; wusste nicht wo ich anfangen sollte. Ich schwamm bewusst tiefer; immer tiefer zwischen die Schluchten, hinter Steine und Pflanzen.

Das Wasser war trüb, doch jeder kleine Stein war klar erkennbar. Ich schwamm zwischen Algen her; erblickte tiefschwarze Fische. Minutenlang schwamm ich so durch den See; immer mit der Hoffnung ein Unterwasserspiegelbild erkennen zu können.

Die Minuten vergingen; meine Zeit wurde knapper. 1 Stunde hatte ich in diesem See gesucht; 1 Stunde hatte ich nach meiner eigenen Leiche gesucht. An meinem ganzen Körper klebten vereinzelte Algen; Pflanzenreste sammelten sich in meinem Haar. Meine Atmung stockte bereits, als ich hektisch zur Oberfläche schwamm; angestrengt aufatmete. Ich spürte den kalten Wind auf meiner nassen Haut; spürte die Tropfen mein Gesicht hinunter laufen.

Ich strich mir folglich mein nasses Haar zurück; merkte den stechenden Schmerz in meiner Brust. Wie das kalte Wasser meinen Brustkorb eindrückte; wie ein Blick zum Ufer mein Herz beinah stehen ließ. Wie erstarrt schwamm ich so zum Ufer; ging völlig durchnässt auf die Wiese zu. Ich strich das Wasser aus meinem Haar, wollte mich nach meiner Robe bücken, als mir diese bereits gereicht wurde.

„Fündig geworden?" ertönte die kalte und tiefe Stimme des Mannes der nun vor mir stand, als ich die Robe emotionslos entgegen nahm; sie mir überlegte. Ich strich die kleinen Grashalme hinunter; sah kalt zu ihm hinauf.
„Schwierig zu sagen, welche Antwort Sie nun lieber hören würden." antwortete ich provokant.

„Die Wahrheit natürlich." lachte er ironisch.
„Seit wann bevorzugen Sie die Wahrheit, Mister Malfoy?" entgegnete ich herablassend, als ich einen Schritt näher kam; ihm hasserfüllt in die Augen blickte.

„Ziemlich vorlaut für ein Kind, dass bald zum 2. Mal einen Sarg von innen sehen wird." knurrte er gehässig.
„Was wollen Sie hier? Mir helfen?" hakte ich ironisch und unbeeindruckt nach, als ich mir meine Schuhe wieder anzog.

„Ich bin als Warnung hier, du Göre." fuhr er fort, als er seinen Gehstock umklammerte. „Mein Sohn kennt nun die Wahrheit-"
„-blöd gelaufen für Sie." unterbrach ich ihn, als ich an ihm vorbei gehen wollte; er meinen Oberarm umklammerte.

„Draco wird nicht der Part des Geistes werden." raunte er hasserfüllt und ernst. „Du wirst nicht zulassen, dass er gehen wird. Haben wir uns verstanden?"
„Sie scheinen wirklich nicht viel über die Liebe zu wissen, Mister Malfoy." sagte ich leise.

„Würden Sie wissen was Liebe bedeutet, dann würden Sie nun nicht hier stehen und Ihre Zeit mit mir verschwenden sondern Ihren Sohn aufsuchen und sich bei ihm entschuldigen. Uns jetzt lassen Sie mich los, bevor ich Ihnen zeigen werde, was Hass wirklich bedeutet."
Ein wenig zögernd sah er mich an; ließ mich schließlich los.

„Du weißt, dass ich dein Leben in meinen Händen halte. Es ist mir bereits einmal gelungen dich töten zu lassen." sprach er ungehindert weiter. „Ein Wort und die ganze Zauberwelt wird von dir erfahren."
„Tatsächlich?" lachte ich ironisch. „Einschließlich Voldemort?"

„Wie kannst du es wagen-"
„-ein Wort und auch Dracos Name wird fallen." unterbrach ich ihn kalt, als ich die Kälte wieder auf meiner Haut spüren konnte. „Falle ich, so fällt auch er. Jeder weiß, dass es immer 2 Seelenverwandte gibt. Auch Voldemort. Sie haben keine Macht über mich, das hatten Sie noch nie. Nicht einmal der Tod konnte mich daran hindern Ihnen wieder in die Augen blicken zu können und Ihnen bewusst zu machen, dass Sie am Ende ist. Das keine Möglichkeit mehr bleibt; dass Sie mir tatsächlich vertrauen müssen."

„Ziemlich mutig so zu reden." grinste er kalt. „Doch erwägst du zu fliehen und Draco mit hinunter zu reißen-" fuhr er fort, als er sich nah an mein Ohr lehnte. „-dann werde ich dich finden und mit meinen eigenen Händen in diesem See ertränken."
„Mister Malfoy-" ertönte eine zweite Stimme hinter unserem Rücken. „-Sie sollten nun wohl besser gehen."

„Severus." lachte Mister Malfoy, als er von mir abließ; sich zu ihm umdrehte. „Hätte ich mir denken müssen; einmal Verräter immer Verräter, nicht wahr?"
„Die Frage müssten Sie mir beantworten können." antwortete Snape unbeeindruckt, als ich zu ihm kam; mich hinter ihn stellte. „Lassen Sie das Mädchen in Ruhe. Sie ist unbrauchbar für Sie."

„Das hier ist noch nicht zu Ende, Severus. Ihr solltet auf der Hut sein." antwortete er hochnäsig, als er im schwarzen Nebel verschwand.
„Danke." flüsterte ich schließlich. „Sie-"
„-was haben Sie hier zu suchen?" fiel er mir lautstark und rasend vor Wut ins Wort.
„Ich habe nach meiner Leiche gesucht, Professor." sagte ich leise, als das Wasser noch mein nasses Haar hinunter lief.

,,Ich will es beenden. Bitte-" flüsterte ich. „-helfen Sie mir. Sagen Sie mir was ich tun muss; was der nächste Schritt ist."
„Das muss warten." entgegnete er mürrisch. „In meinem Büro wartet Jemand auf Sie."
„Auf mich?" flüsterte ich erschrocken. „Wer?"

„Folgen Sie mir." forderte er kalt, als ich seinen Schritten folgte. „Sie werden mir die Wahrheit sagen; belügen Sie mich nie wieder. Sie werden jeden Tag mein Büro aufsuchen; mir von allen Neuheiten berichten. Haben Sie mich verstanden?" sprach er streng und fordernd.

„Ja, Sir." willigte ich leise ein. „Draco, er-"
„-ich weiß." unterbrach er mich bereits.
„Es wird schlimmer, Professor." sprach ich weiter, als Snape einen Moment stehen blieb; mich nachdenklich ansah. „Er hat seine Wut kaum noch unter Kontrolle."
„Ich verstehe."

„Er wird es nicht sein oder?" fragte ich ängstlich. „Ich muss es sein, Professor. Lassen Sie nicht zu, dass ihm etwas geschieht. Versprechen Sie es mir! Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen!"
„Es gibt einige Bedenken, Miss Windsor." fuhr er fort, als er sich zu mir umdrehte. „Es wird nicht so einfach sein wie Sie sich das vorstellen."

„Ich werde alles machen, Sir! Wirklich alles." wiederholte ich panisch.
„Sie verstehen nicht-" erklärte er kalt. „-um gehen zu können; um es zu beenden, benötigen Sie Draco. Er muss an Ihrer Seite sein."

„Was?" flüsterte ich leise. „Wie meinen Sie das?"
„Folgen Sie mir." sprach er ausweichend als er das Schlossinnere betrat. „Zu erst hat mich gestern noch ein Brief für Sie erreicht. Eine lästige Angelegenheit, doch in Anblick Ihrer Situation akzeptabel."
„Ein Brief?" fragte ich irritiert. „Was stand drin? Von wem war er?"

„Ich denke, dass werden Sie Ihnen selber erklären." sprach er, als er seine Bürotür aufstieß; ich in die Gesichter zweier Frauen blickte.
„Nova." ertönte die warme Stimme.

Fallen Angel - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt