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,,Bist du soweit?" fragte Cedric, als wir vor Snapes Büro ankamen; ich augenblicklich stehen blieb. Ich hielt seine Hand; drückte immer fester zu. ,,Nova-"
,,-ich kann das nicht." unterbrach ich ihn leise; sah zu ihm hoch.
,,Was meinst du?"
,,Nicht ohne Draco." erklärte ich nachdenklich.

,,Ich werde dieses Büro nicht betreten, um Antworten für mein Leben zu bekommen. Sondern für unser Leben; von Draco und mir. Er sollte dabei sein; er sollte es ebenso erfahren. Er ist der Grund warum ich hier bin; warum ich hier bleiben möchte. Cedric, ich liebe ihn; und ich habe ihn schrecklich verletzt. Ich möchte nicht noch mehr Geheimnisse vor ihm haben. Ich habe über ihn geurteilt; über seine Vergangenheit. Dabei bin nun ich der Part, der dabei ist alles zu zerstören. Ich will uns nicht aufgeben; wenn ich ihm jetzt nicht zeige, dass ich ihm vertraue, dann könnte es zu spät sein."

,,Ich verstehe." lächelte Cedric einfühlsam. ,,Geh und hol ihn; ich werde mit Professor Snape sprechen."
,,Danke." lächelte ich erleichtert und machte mich bereits auf dem Weg zu Draco. Ich rannte durch die Korridore; stoppte vor einem der Klassenzimmer. Ohne anzuklopfen riss ich die Tür auf; sah augenblicklich in die irritierten Gesichter meiner Mitschüler.

,,Miss-"
,,-entschuldigen Sie die Störung, Professor McGonagall." unterbrach ich sie ein wenig außer Atem, als ich Dracos helles Haar erblickte; statt in seine Augen, bloß in die von Astoria gucken konnte.
,,Was führt Sie zu mir?" fragte McGonagall recht ruhig.

,,Professor Snape schickt mich; ich soll gemeinsam mit einem Ihrer Schüler bei ihm erscheinen." fuhr ich fort.
,,Mit wem-"
,,-Draco Malfoy." fiel ich ihr erneut und immer hektischer ins Wort. Erst jetzt drehte sich Draco zu mir um; sah mir kühl in meine Augen. ,,Er lässt uns entschuldigen; es sei äußerst dringlich, Professor."
,,Nun gut." antwortete sie und klopfte mit einer Schriftrolle auf Dracos Schulter. ,,Nun gehen Sie schon." forderte sie unbeeindruckt, als sie sich wieder dem Unterricht widmete.

Vollkommen emotionslos; beinah schon genervt kam Draco auf mich zu; verließ gemeinsam mit mir den Klassenraum.

,,Draco-"
,,-Nova, was sollte das?" unterbrach er mich kalt. ,,Wir sollten nicht zusammen gesehen werden; schon vergessen?"
,,Das ist mir egal." antwortete ich weinerlich. ,,Sollen sie uns sehen; sollen sie es wissen. Ich habe einen Fehler gemacht, ich-"
,,-hör auf." unterbrach nun er mich. ,,Warum hast du mich geholt? Warum nicht Cedric? Ihm kannst du vertrauen; im Gegensatz zu deinem Freund."

,,Draco." flüsterte ich leise. ,,Es tut mir leid; ich vertraue dir."
,,Und ich glaube dir nicht, Nova." erwiderte er. ,,Du hast mich angelogen; mehrfach, dabei hast du über meine Vergangenheit geurteilt. Du wolltest mir wieder vertrauen können; du wolltest sehen, dass ich inzwischen ein anderer Mensch bin. Doch jetzt muss ich dieses Entscheidung treffen."

,,Was? Was meinst du?" fragte ich mit großen Augen.
,,Ich kann dir nicht mehr vertrauen, Nova. Egal was du mir sagst, ich kann deinen Worten keinen Glauben mehr schenken. Wir wollten gemeinsam nach Antworten suchen; stattdessen schickst du mich zu Astoria, verbringst jede Minute mit Cedric. Er weiß mehr über deinen Zustand; über Geister, über deine Vergangenheit. Dabei wollten wir beide nach Antworten suchen; du und ich."

,,Es tut mir leid." wisperte ich schuldbewusst. ,,Du hast Recht; es war falsch dich anzulügen. Ich wollte nicht, dass du Angst vor mir hast; ich wollte dich nicht verlieren, Draco."
,,Angst?" lachte er kalt. ,,Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr, dass jeder Anblick von dir reinste Glücksgefühle in mir entstehen lässt! Niemals; niemals Nova, hätte ich Angst vor dir haben können! Nicht einmal die Tatsache, dass du meinen Tod in dem Spiegel gesehen hast, hat mich verletzt. Es war die Tatsache, dass Cedric bei dir war; du ihm davon erzählt hast und mir nicht. Die Tatsache, dass du die ganze Nacht mit ihm verbracht hast; und mich belogen hast. Die Tatsache, dass du mir versprochen hast nie wieder Geheimnisse vor mir zu haben; und wir nun hier stehen."

,,Was soll das bedeuten, Draco?" flüsterte ich mit Tränen in den Augen. ,,Für uns?"
,,Ich weiß es nicht." gestand er ein wenig leiser. ,,Ich brauche ein wenig Abstand; Astoria hat mir erzählt, dass du von diesem Essen bei meinem Vater weißt. Ich werde mit ihr dort hin gehen."

,,Warum hast du mir nichts gesagt?" fragte ich abweisend. ,,Auch du hast gelogen."
,,Ich habe den Brief nie geöffnet, Nova." antwortete er wütend. ,,Die Handschrift meines Vaters war der Grund den Brief ungeöffnet zu lassen; Astoria war es die ihn gelesen hat; ich wollte nicht das sie mir den Inhalt verrät, ich wollte es nicht hören. Bis heute morgen. Seit er mir auf diesem Wege vom Tod meiner Mutter erzählt hat, habe ich nie wieder einen Brief von ihm in Empfang genommen. Im Gegensatz zu dir habe ich mein Versprechen nicht gebrochen." sagte er noch herablassend wütend, als er mich stehen ließ; den Weg zu Snapes Büro entlang ging.

Völlig überfordert und geplagt von Schuldgefühlen folgte ich ihm; wischte mir eilig meine Tränen weg.

,,Hast du mir noch irgendwas zu sagen, bevor ich das Büro betrete und von Snape alles erfahren muss?" fragte er unterkühlt.
,,Ich habe ein zweites Spiegelbild." antwortete ich knapp ohne ihn anzusehen. ,,Es hat mir zugelächelt; als wäre ich ein Monster." fuhr ich fort, als ich seine Reaktion erst gar nicht abwartete; das Büro vor ihm betrat.

,,Was haben Sie sich dabei gedacht?" ertönte Snapes aufgebrachte Stimme, als er auf meine Augen traf. ,,Sie sollten sich von ihm fernhalten!"
,,Ich wollte nicht." erwiderte ich monoton. ,,Wegen ihm bin ich immerhin hier; er hat was mit dieser Sache zu tun, also sollte auch er wissen, was hier vor sich geht, Sir."
,,Sie treiben mich noch in die Weißglut!" knurrte er hasserfüllt, als er zurück zu seinem Schreibtisch ging; hektisch in seinen Unterlagen blätterte.

Ich sah zu Draco; wie er und Cedric sich bloß kühl anblickten. Draco musste keine Worte aussprechen, um zu zeigen was er von Cedric hielt; wie wütend er auf ihn war, obwohl ihn keinerlei Schuld traf. Ich der Schlüssel dieses Streits war; der Grund für das Brechen unserer viel zu kurzen Beziehung.

,,Haben Sie das Buch nun gelesen?" fragte Snape weiter; ohne mich anzublicken.
,,Nicht ganz." antwortete ich abweisend. ,,Doch genug, um zu wissen, dass bloß Humbug auf diesen Seiten steht, Sir. Mythen und Unwahrheiten; bloße Hirngespinste."
,,Nichts trifft auf Sie zu?" hakte er weiter nach, als ich bereits meinen Kopf schüttelte; er zu seinem Bücherregal ging. ,,Es gibt keine Zweifel mehr."
,,Sir?"

,,Sie werden mit niemandem sprechen; insbesondere nicht mit Lucius oder Dumbledore." ermahnte er streng, als er uns Dreien in die Augen blickte. ,,Mit Niemandem!"
,,Einverstanden." sagte Draco kalt, als er sich an eines der Bücherregale lehnte; mich nicht beachtete.

,,Wissen Sie was mit mir nicht stimmt, Professor?" fragte ich direkt, als eine unangenehme Stille eintrat; er mir für einige Sekunden bloß in meine Augen blickte. ,,Ist es wirklich so schlimm?"

,,Meine Antwort wird Ihnen nicht gefallen." sagte er bloß, als er ein großes schweres Buch aus seinem Regal zog; es bloß mit Hilfe eines Zauberspruches öffnen konnte. ,,Ich werde Ihnen nicht auf alles eine Antwort geben können; Sie müssen sich bewusst sein, dass die Antworten die ich Ihnen geben kann, nicht dem entsprechen werden, was sie sich naiver Weise erhofft haben."

,,Natürlich." flüsterte ich eingeschüchtert. ,,Ich möchte bloß Antworten; Gewissheit. Ich muss wissen, was mit mir nicht stimmt, Professor."
,,Ein Mythos; eine Legende." fuhr er fort, als er die erste Seite umblätterte. ,,Kaum eine Hexe oder ein Zauberer glaubt daran, doch die die es tun, fürchten sich."
,,Sie fürchten sich? Vor wem?"
,,Vor Ihnen und Mister Malfoy." antwortete er starr, als ich zu Draco blickte; der Ausdruck in unseren Augen in Angst umgeschlagen war.

,,Es gibt erst einen bekannten Fall und auch dieser unterliegt waghalsigen Aussagen von Hexen und Zauberern. Es gibt einen Grund warum ausgerechnet Mister Malfoy Sie gefunden hat; nur er Sie sehen konnte. Es gibt einen tiefgründigen Grund warum Sie und Mister Malfoy zusammen gefunden haben; selbst, als Sie bereits verstorben waren."

,,Warum, Professor?" flüsterte ich angsterfüllt, als er mir das Buch rüber schob; es umdrehte. Er deutete auf ein altes, gemaltes Ölbild. Es zeigte eine Frau und einen Mann. Er war ein Geist; sie eine junge Hexe. Es war sagenhaft alt; unterlag bereits einigen Rissen. Sie hielten sich an ihren Händen, um sie herum; Leichen. Hunderte. Tausende. Blutüberströmt hielten sie sich an ihren Händen; sie lächelten. ,,Was ist das für ein Gemälde?" fragte ich nervös.

,,Ein Liebespaar; getrennt durch zwei Welten." erklärte er, als Draco hinter mich kam; seine Hand zu einer Faust geballt war. ,,Das Paar hat all diese Menschen getötet; der Liebe wegen."
,,Was?" wisperte ich entsetzt.
,,Sie sind ein Paar wie Sie." fuhr er fort, als er zwischen Draco und mir hin und her sah. ,,Sie sind Seelenverwandte."

Fallen Angel - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt