Kapitel 6

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Bevor ich noch etwas sagen kann, stockt mein Atem, als ich jemanden den Saal betreten sehe.

Mir war klar gewesen, dass ich ihm heute noch begegnen würde, aber trotzdem fühle ich mich überrumpelt. Ich muss mich unauffällig verhalten. Es wäre, denke ich, nicht gut wenn er wüsste was ich alles über ihn weiß. Vielleicht bringt er mich dann auch einfach um die Ecke. Nachdem ich jetzt weiß was er getan hat, traue ich ihm fast alles zu.

Als sich jemand bei mir einhakt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich schaue zu der Person, dem der Arm gehört. Mady blickt mir entgegen. Sie sieht besorgt aus als sie sagt:"Versuche normal mit ihm umzugehen. Tue so als ob du nichts von seiner scheußlichen Tat wüsstest. Das schaffst du, oder?" Ich nicke nur und schaue wieder in Caydens Richtung.

Er unterhält sich gerade mit Lord Manfield. Das kann etwas dauern. Lord Manfield ist jemand, der nie aufhört zu reden. Dann bleibt mir also noch etwas Zeit mich vorzubereiten. Ich hatte ihm einen Tanz versprochen. Es wird schwer werden mir nichts anmerken zu lassen. Aber vielleicht fordert er den Tanz auch nicht ein. Das wäre natürlich besser für mich. Dann kann ich ihn den restlichen Abend meiden.

Mein Blick geht noch einmal durch den Raum und bleibt an einem blonden Haarschopf hängen. Jasper steht gerade am Thron bei meiner Mutter. Es sieht so aus, als würden sie etwas besprechen. Diesen Mann soll ich heiraten. Nein. Das wird nicht passieren. Mir fällt schon noch irgendwas ein, um das Ganze zu verhindern.

Ich führte noch ein paar oberflächliche Unterhaltung und wurde dann auf meine Mutter aufmerksam, die sich bemerkbar gemacht hatte. „Es freut mich, dass sie heute erschienen sind. Ich wünsche Euch einen wundervollen Abend. Musik!" sagt sie mit einer Handbewegung in Richtung der Musikanten. Diese fangen an zu spielen und die ersten Leute treten auf die Tanzfläche.

Die ersten beiden Tänze habe ich mit 2 adligen Söhnen getanzt. Es war nichts besonderes. Jetzt stehe ich etwas abseits und trinke ein Glas Wein. Normalerweise darf ich keinen Wein trinken, aber da ich hinter einer Säule stehe, sieht meine Mutter mich nicht und kann es mir so nicht verbieten. Ein anderer Grund warum ich hinter der Säule stehe, ist das ich Cayden aus dem Weg gehe. Ich will die Begegnung noch etwas heraus zögern. Kurz schaue ich um die Ecke. Die Tanzfläche ist immer noch relativ voll und die bunten Farben von den Kleidern der Frauen stechen mir ins Auge. Geblendet von den vielen verschiedenen Farbtönen, stelle ich mich wieder hinter die Säule.

„Das Zeug ist wirklich gut." sagt plötzlich eine Stimme. Erschrocken wende ich mich der Stimme zu. „Ich wollte Sie nicht erschrecken, Miss." sagt Malachite. Er trägt seine königliche Uniform wie auch bei unserer letzten Begegnung. „Quinn." verbessere ich ihn schlicht. „Ja natürlich, Entschuldigung." sagt er hektisch."Was machen Sie hier? Verstecken sie sich vor jemanden?" fragt er neugierig und deutet auf die Menschenmenge im Saal. Aus gerechnet er, Caydens General, fragt mich das. Ich schaue ihm direkt in seine blau-grünen Augen und versuche ihn zu durch schauen. Weiß er irgendwas? Seine Augen lassen ihn unschuldig wirken, aber ich möchte ihn trotzdem nicht unterschätzen.

„Ach... Ich habe einfach keine Lust auf diese Leute." antworte ich gleichgültig auf seine Frage. Er nickt nur zustimmend und sagt dann: „Sie haben dem König einen Tanz zu gesprochen." Ein zwinkern ziert sein Gesicht.

„Wenn er den Tanz haben will, muss er mich schon auffordern." sage ich lächelnd, um meine Unsicherheit zu verbergen. Ich hätte wohl kaum sagen können, das der König keinen Tanz mit mir bekommt. Aber vielleicht fordert er mich auch garnicht mehr auf. Der Abend neigt sich sowieso dem Ende zu.

In meine Gedanken vertieft merke ich garnicht, dass Malachite wieder verschwunden ist. Ich luschere um die Säule und entdecke genau vor mir einen grinsenden Cayden. Er räuspert sich und fragt mich dann:"Würdet Ihr mir die Ehre erweisen und mir den nächsten Tanz schenken, Prinzessin Quinn?"

Überrumpelt stehe ich da und suche mir Wörter zusammen, um die Frage zu verneinen. Doch plötzlich sprudeln die Wörter „Aber natürlich." aus mir heraus. Schneller als es mir lieb ist, sind wir mitten auf der Tanzfläche. Da er ein König und ich eine Prinzessin bin, wurde die Tanzfläche geräumt und um uns herum schauen uns erwartungsvolle Gesichter neugierig an. Mein Herz klopft wie wild und ich kriege Angst, dass ich meine Tanzschritte vergesse.

Als die Musik dann beginnt, nimmt Cayden meine Hand in seine. Dann legt er seinen Arm um meine Taille und ich meinen Arm etwas steif um seine Schulter. Diese Nähe ekelt mich an, aber da muss ich durch. Cayden lächelt durchgehend, weswegen ich angestrengt versuche dem Mörder vor mir ebenfalls entgegen zu lächeln. So ganz klappt das nicht, da er nach einer Weile des Schweigens fragt ob alles bei mir in Ordnung sei.

Es herrscht wieder einen Moment Stille, bis ich dann abwinke und sage:"Ich bin nur müde. Das ist alles." Meine besten Schauspielkünste waren das nicht, aber hoffentlich reicht ihm die Antwort. Wieder herrscht Schweigen. Ich versuche mich nur auf meine Tanzschritte zu konzentrieren. Allerdings wird das immer schwieriger, da Cayden mich immer dichter an seine Brust zieht. Ich versuche mich etwas mehr von ihm zu entfernen. Als er mein Unwohlsein bemerkt, lässt er tatsächlich zwischen uns mehr Platz entstehen und flüstert dann dicht an meinem Ohr:"Du kannst schlecht lügen."

Genau als er mir dies zu geflüstert hatte, beendeten wir den Tanz. Applaus hallt durch den riesigen Saal und wir verbeugen uns voreinander. Ich brauche unbedingt noch mehr Wein. Also gehe ich und lasse mir noch ein Glas Wein einschenken. Mir ist jetzt schon bewusst, dass ich es morgen früh bereuen werde Wein getrunken zu haben, da ich nicht besonders viel vertrage. Trotz des Wissens leere ich mein Glas ziemlich schnell und verkrümele mich dann hinter der Säule. Auf ein Zusammentreffen mit Cayden oder Jasper kann ich verzichten.

Meine Wangen sind vom Wein warm und wahrscheinlich leicht gerötet. Eine Gestalt die neben mir auftaucht erlangt meine Aufmerksamkeit. Malachite steht schon wieder neben mir und begutachtet meinen Zustand. Er zieht seine Augenbrauen zusammen, so als würde er nachdenken. „Hast du was getrunken?" fragt er schließlich. „Nein, wie kommen sie denn darauf Herr Wachmeister? Etwa weil ich schwanke?" gebe ich lachend von mir und tue so als würde ich tatsächlich hin und her schwanken. Er grinst dämlich und sagt dann:"Kommen Sie. Ich begleite Sie zurück in ihre Gemächer." „Ich will noch nicht gehen." sage ich schmollend.

Malachite duldet keine Wiederrede. Also gehe ich einfach mit. Schlaf wird mir gut tun. „Und wie war Ihr Abend?" fragt Malchite in die Stille. „Naja hätte besser sein können." antworte ich. „Warum das?" fragt er nun. Sollte ich ihm von Jasper erzählen? Das mit Cayden geht auf keinen Fall. Aber ich muss mit irgendjemandem darüber reden. Er könnte es aber auch weitererzählen. Dann wäre es halt so. Ich entscheide mich dazu, ihm von Jasper zu erzählen:"Ich soll Jasper heiraten, deshalb." Sein Kopf schnellt erschrocken zu mir rum. Kurz darauf hat er sich aber wieder eingekriegt. „Aber Jasper ist doch nett, oder?" fragt Malachite. „Ja, das ist er. Aber ich will niemanden heiraten, weil er nett ist. Ich will jemanden heiraten, weil er mich und ich ihn liebe." Stillschweigend gehen wir weiter durchs Schloss. Als ich schon meine Zimmertür sehen kann, sagt Malchite plötzlich:"Wie wäre es denn mit Cayden?" Jetzt bin ich die, die erschrocken mit ihrem Kopf  zu ihm rum schnellt. „Was meinst du damit?" frage ich. Malachite überlegt wie er seine Frage genauer stellen könnte und fragt dann:"Würdest du ihn heiraten wollen?" Entgeistert schaue ich ihn an. Als er meine Erschrockenheit bemerkt sagt er nur:"Das war wohl Antwort genug." Kurz drauf verschwindet er hinter der nächsten Ecke.

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Als ich aufwache, begrüßen mich höllische Kopfschmerzen. Das war ja klar. Es waren doch nur 2 Gläser. Wie kann es mir nur davon schon so beschissen gehen? Ich drehe mich zu meinem Nachttisch, um ein Glas Wasser zu trinken und entdecke dort einen Brief. Stirnrunzelnd betrachte ich diesen. Wie kommt der denn hier rein? Und von wem ist der überhaupt?

Neugierig öffne ich den Brief. Die Schrift kann ich, als ich den Brief auffalte, keiner Person zu ordnen. Also fange ich an zu lesen:

Liebste Quinn,
Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn du mich heute Abend um 10 Uhr im Lions aufsuchen würdest.

-C

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Kommentiert gerne wie ihr es findet:)

Kampf um CalidossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt