Kapitel 18

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So bald die Sonne aufging und so einen neuen Tag ankündigte, war ich wach. Seit mehr als drei Stunden versuche ich in den Thronsaal zu gelangen, aber sie wollen mich nicht durchlassen, weil „Eure Majestät", wie sie ihn so brav nennen, keine Zeit hat. Dieser Idiot hat mich einfach gegen meinen Willen schlafen geschickt. Ich bin verdammt wütend, aber das liegt weniger an Cayden. Trauer sollte mich überrollen, aber das einzige was ich empfinde ist Wut. Wut, die mich von Innen zerfrisst. Sie lässt mich nicht klar denken oder handeln.

Ich bin wütend, weil ich nichts tun konnte, um Jonas zu retten. Ich habe Jonas alleine gelassen. Meine Freiheit war mir wichtiger als das Wohlergehen meiner liebsten Menschen. Ich hätte nicht wissen können, was meine Mutter geplant hatte, aber trotzdem trage ich Mitschuld. Sie wird dafür bezahlen. Ihre Schuld kann nur mit ihrem eigenen Tod beglichen werden. Etwas anderes gestatte ich nicht. Ich bin nicht bereit, Gnade zu zeigen.

Die Tür schwingt auf und sofort nutze ich meine Chance in den Thronsaal zu schlüpfen. Bevor mich irgendwer aufhalten kann, stehe ich vor dem obsidian Thron. Hinter mir ertönen Schritte. Vermutlich Wachen, die mich wieder hinaus zerren wollen. „Sofort alle raus." Mit einer Handbewegung deutet Cayden auf die Tür. Wachen, die an den Wänden positioniert waren und andere Adelige verlassen den Thronsaal ohne einen Ton von sich zu geben. „Ich will sie Tod sehen", sage ich. „Mal halblang, Liebes. Du kannst sie nicht einfach umbringen. Obwohl es natürlich reizend wäre dich in Action zu sehen." Ein Grinsen bildet sich auf seinen Lippen. „Ich bin nicht hier um zu scherzen, Cayden." Meine Stimme klingt unbeherrscht. In mir tobt ein Tornado, der mit meiner Wut, die ich empfinde, wächst. Je mehr Wut sich in mir anstaut, desto größer wird der Tornado. „Ich will wissen, was es mit dem Wind und dir auf sich hat." Meine Forderung ist mehr als deutlich. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals trauen würde so harsch mit einem König zu reden. „Wenn du deine Gefühle gezügelt hast, können wir uns gerne unterhalten." Eine leichte Brise weht, so wie gestern, zu mir rüber, lullt mich ein und verlangsamt meinen Herzschlag. Ich bin immer noch wütend, aber meine Gedanken werden wieder klarer. „Wie machst du das?" Cayden erhebt sich und bedeutet mir ihm zu folgen. Als wir den Thronsaal durchqueren, kann ich ihn erst richtig unter die Lupe nehmen. Der Saal ist rund geformt und bodenlange Fenster schmücken die gesamte Wand. Wie es nun mal für die Architektur hier üblich ist, sitzt über uns eine Kuppel aus Glas. So wie gestern regnet es und der Himmel ist immer noch von einer Wolkendecke überzogen.

Wir durchqueren das Schloss, um in den Westflügel zu kommen. Dort betreten wir den kleinen Salon. „Setz dich", bittet Cayden mich. Ich nehme ihm gegenüber platz und warte auf seine Erklärung. Wie kann es sein, dass er Magie ins sich trägt? Mady und Malika sind die einzigen lebenden Magierinnen. Zumindest dachte ich das immer.

„Hast du schonmal von Genträgern gehört?" Ich schüttele den Kopf. „Das sind Menschen, die ein Gen an die nächste Generation weitervererben", antwortet Cayden. „Meine Mutter war eine Genträgerin. Genauso wie meine Großmutter, Urgroßmutter und die Mutter meiner Urgroßmutter. In ihnen schlummerte Magie. Wie sich herausgestellt hat ein Haufen Magie." Er deutet mit seinen Händen auf sich selbst.
„Welche Fähigkeiten besitzt du?", frage ich. Wenn diese Fähigkeiten tödlich sind, dann kann er mir vielleicht helfen. „Der Wind ist eine Art Vorbote. Er kündigt sich an, indem er einfach alle Gedanken in mir für einen kurzen Moment wegfegt. Es ist als wäre da eine unendliche Stille und dann beginnt er zu flüstern. Manchmal Namen. Manchmal Orte. Manchmal Ereignisse." Ein gefährliches Lächeln umspielt seine Lippen bevor er weiterspricht. „Ich kann Herzschläge mit meinen Gedanken verlangsamen und sogar anhalten."Sein Blick gleitet auf irgendetwas vor mir und plötzlich weht ein leichter Wind durch den Salon. „Mit bloßer Gedankenkontrolle kann ich außerdem Winde erschaffen. Je mächtiger der Gedanke, desto stärker der Wind. Seit mehreren Jahren teste ich meine Fähigkeiten aus. Du wirst noch früh genug erfahren, wie weit meine Magie reicht." Etwas überwältigt von seiner Macht, sinke ich tiefer in den Sessel. Er erzählt mir noch von seinen Erlebnissen in der Kindheit und wie er seine Kräfte entfesselt hat: Es war ein frostiger Wintertag. Mal und Cayden hatten sich gestritten und seit mehr als zwei Wochen nicht mehr gesprochen. Als sie dann zufällig aufeinander trafen, explodierte Cayden vor Wut. Er erschuf ausversehen einen kleinen, aber starken Tornado. Das Monstrum riss beide mit und so waren sie gezwungen sich mit vereinten Kräften zu
befreien.

„Hilfst du mir?", frage ich nach einer Weile. Cayden schaut mich an. Seine Mundwinkel heben sich. „Natürlich." Kurze Zeit später springt er auf und beginnt im Zimmer auf und ab zu laufen.
„Ich schlage vor wir weihen die Anderen mit ein." Cayden schaut mich fragend an und wartet auf meine Zustimmung.
„Wen meinst du damit?"
„Mal, Amara und Ronan. Du kannst ihnen Vertrauen." Unsicherheit macht sich in mir breit. Es mag sein, dass Cayden ihnen vertraut, aber kann ich das auch? „Ich vertraue Mal, aber Ronan und Amara kenne ich nicht", sage ich unschlüssig.
„Mir gegenüber sind sie loyal. Das sollte reichen." Cayden bleibt genau vor mir stehen. „Amara ist sehr schlau. Ihre Stärke liegt im strategischen Denken und ich bin mir sicher, dass sie eine große Hilfe sein könnte." Einen Moment lang überlege ich. „Na gut." Ich nicke. „Leider muss ich jetzt gehen, aber wir sehen uns morgen Mittag in diesem Raum." Bevor ich antworten kann, ist er verschwunden.

Hey:)
Ich hoffe es geht euch gut und ihr seit im nächsten Kapitel wieder dabei.

Liebe Grüße<3

Kampf um CalidossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt