Kapitel 23

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Die letzten beiden Tage ging ich meinen Pflichten nach. Dazu zählte den halben Tag im Thronsaal zu verbringen, um mir die Anliegen meiner Bürger anzuhören. Natürlich ist es wichtig sich mit dem Volk auseinander zu setzen, aber es war einfach nur deprimierend einhundert mal am Tag zu hören wie schlecht es den meisten Kindern und auch Erwachsenen geht. Sie wollen Veränderungen und ich möchte auch etwas verändern, aber ich weiß nicht wie. Mein Kopf scheint die meiste Zeit wie leergefegt und ich habe keine Ahnung wie ich so weiterleben soll. Die letzten Tage war ich von morgens bis abends beschäftigt. Wenn ich aus dem Thronsaal kam, belagerte mich der Rat. Sie wollen unbedingt die Armeen aufrüsten, da sie Angst vor Hitschu haben. Immer wieder habe ich ihnen gesagt, dass das nicht notwendig sei, aber sie wollen nicht davon ablassen.

Meine Krönung fand heute in Anwesenheit der Familien des Rats statt. Ich wollte es klein halten und schnell hinter mich bringen, denn heute Abend auf dem Ball werde ich mit genug Leuten reden müssen. Cayden habe ich eine Nachricht zu kommen lassen und hoffe, dass er heute kommt. Insgeheim hatte ich auch gehofft, dass er zu meiner Krönung kommen würde, aber er erschien nicht.

Die Gärten sind heute wie leergefegt, da die meisten sich auf den Ball vorbereiten.
Langsam schreite ich zwischen den Hecken und Büschen hindurch. Auf jeder einzelnen Steinbank die hier steht, saß ich schon mit Mady. Als ich in Richtung der Orangenbäume gehe, sehe ich wie Jonas und ich in den Bäumen sitzen. Das taten wir oft. Vor allem dann, wenn wir den Unterricht irgendwie schwänzen wollten. Miss Clark lief jedes Mal durch den gesamten Garten, aber kam nie auf die Idee, dass wir uns in den Bäumen verstecken würden.

Alles was mir bleibt sind Erinnerungen und ich sollte froh sein diese zu haben, aber irgendwann werden Mady und Jonas verblassen. Irgendwann sind sie nur noch verschwommene Gesichter mit Stimmen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann.

*****

Zurück in meinem Ankleidezimmer, werde ich von meinen Zofen für den Ball fertig gemacht. Die Sonne kündigt bereits das Ende des Tags an und der Mond lässt sich langsam blicken.
„Das lilafarbene oder das blaue, Euer Majestät?", fragt mich die Blonde. Ich überlege, aber komme zu keiner Entscheidung.
„Welches würdet ihr nehmen?" Verwirrt schauen mich die drei an. Zuerst erhebt die rothaarige ihre Stimme: „Nun ja", sie räuspert sich. „Das lilafarbene würde Eure Haut mehr zum Vorschein bringen, Euer Majestät."
„Allerdings würde das blaue euren dunklen Haaren sehr schmeicheln, Euer Majestät", wirft die schwarzhaarige ein.
„Was sagst du?", frage ich die blonde.
„Ich würde sagen das blaue, Eure Majestät", antworte sie zögerlich.

Ich betrachte mich im Spiegel. Meine Haare sind sorgfältig hochgesteckt und das Kleid sieht einfach atemberaubend aus. Das Korsett ist schulterfrei und sehr detailliert mit Perlen besetzt. Der Rock ist weit ausgestellt und an meinen Füßen trage ich gläserne Schuhe. Alles scheint perfekt in Szene gesetzt.

„Ihr seht fantastisch aus, Eure Majestät", sagt die Blonde.
„Es fehlt noch Schmuck", bemerke ich. Die rothaarige greift nach einer Perlenkette und dazu passenden Perlenohrringen. „König Cayden wird den Blick nicht von Euch lösen können", sagt sie als sie mir die Kette umbindet. Mein Herz beginnt zu rasen und im Spiegel sehe ich wie meine Wangen sich rot verfärben.
„Wie kommst du darauf?", frage ich.
„Ihr seht einfach wunderschön aus", antwortet sie ehrlich. Ich lasse das einfach so stehen und mache mich auf den Weg zum Ball.

Der Zeremonienmeister kündigt mich an und kurz darauf öffnet sich auch schon die Tür des Ballsaals. Alle Augen liegen nur auf mir. Manche mit einem überglücklichen, manche mit einem sehr abschätzigen Gesichtsausdruck. So wie immer ignoriere ich alle bis ich auf einer kleinen Anhöhe stehen bleibe. Meine Aufgabe ist es eine kurze Rede zu halten und dann den Abend für eröffnet zu erklären.

Kampf um CalidossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt