Nachdem ich den Brief gelesen hatte, rief ich meine Zofen, die mich ankleideten und frisierten. Fertig eile ich nun durch die Gänge, um Mady aufzusuchen. Ich will gerade an der Turmtür anklopfen, da schwingt sie, wie so oft, von alleine auf. Früher fande ich das wirklich gruselig, aber heute ignoriere ich es einfach. Malika begrüßt mich fröhlich.
„Guten Morgen. Wo ist Mady?" frage ich etwas nervös.
„Alles gut bei dir, mein Kind?" Während ich nicke, begutachtet sie mich nur skeptisch. Dann antwortet sie mir:"Die Königin hat sie heute morgen zu sich gerufen. Warum weiß ich nicht." Ich verabschiede mich knapp und laufe dann wieder durch die Gänge des Schlosses bis ich vor der Flügeltür, die zum Salon meiner Mutter und ihren Hoffdamen führt, stehen bleibe. Wirklich Lust da rein zu gehen habe ich nicht. Ihre Hofdamen würden tuscheln und mich mit arroganten Blicken erdolchen. Das möchte ich mir wirklich nicht geben. Deshalb warte ich einfach nur vor der marineblauen Tür.Eine halbe Ewigkeit später öffnet sich endlich die Tür und Mady steht vor mir. Sofort ziehe ich sie mit mir mit raus in den Garten. Dort sollte uns keiner belauschen können. Außerdem ist ein Spaziergang durch die Gärten das unschuldigste was es gibt. Draußen angekommen rede ich sofort los und frage Mady:"Warum hat meine Mutter mit dir gesprochen?" Sie überlegt und schaut in der Gegend hin und her, als ob sie etwas sucht. „Uns hört keiner zu." sage ich nur.
„Das ist es nicht. Ich weiß nur nicht wie ich es dir sagen soll. Vielleicht darf ich es auch garnicht."
„Sag schon Mady." fordere ich sie auf. Sie ringt mit sich selber und sagt dann:„Du sollst Jasper in einer Woche heiraten und ich soll dich nach der Hochzeit nach Feldrick begleiten." rattert sie extrem schnell runter. Ganz verstanden habe ich die Worte nicht, da sie so schnell geredet hat. Einen Moment später schießt mein Kopf zu Mady. Die Worte sind nun bei mir angekommen. Nur noch eine Woche? Das kann doch nicht ihr ernst sein. Wann wollte Mutter mich bitte darüber in Kenntnis setzen? Mady mustert mich besorgt.„So schlimm ist es-" setzt sie an bis sie von mir unterbrochen wird.
„So schlimm ist das Ganze nicht? Versetz dich mal in meine Lage. Stell dir vor du müsstest irgendeinen dahergelaufenen Prinzen heiraten."
„Er ist nicht irgendein Prinz." versucht Mady mich zu korrigieren. Ich werfe ihr nur einen wütenden Blick zu.„Du hast ja recht. Ich würde auch nicht irgendwen heiraten wollen. Aber was willst du machen? Du kannst nichts ändern." Ich will die Hoffnung nicht verlieren, aber mir will kein Ausweg einfallen. Seufzend setze ich mich auf eine Bank aus Stein, die zwischen zwei wunderschönen Rosenbüschen steht. Ich würde am liebsten einfach verschwinden. Irgendwohin wo mich keiner findet und ich keinen kenne. An diesem Ort würde ich dann einen einfachen Händler heiraten. Zusammen würden wir durch die exotischen Länder im Südosten reisen und immer wieder von den außergewöhnlichen Gewürzen, Früchten und Tieren auf den Märkten dort verzaubert werden. Vielleicht hätten wir auf unseren Reisen irgendwann ein oder zwei Kinder dabei. Je mehr ich über diesen kleinen Traum nachdenke, desto schneller verblasst er vor meinem inneren Auge.
Mittlerweile hat Mady neben mir Platz genommen. Sie schaut durch den Garten, als wäre sie, genau wie ich vor einer Minute noch, in ihren Gedanken bei einem Traum, der zum Greifen viel zu weit entfernt ist. Ich lasse sie noch kurz in ihrer Gedanken.
„Cayden will mich heute Abend im Lions treffen." Aus ihrer Traumwelt gerissen, schaut sie jetzt zu mir.„Willst du hingehen?" fragt sie mich skeptisch.
„Ich weiß nicht so genau. Um ehrlich zu sein, habe ich gehofft, dass du mir die Entscheidung abnehmen würdest." Sie überlegt.
„Ich weiß wirklich nicht ob das so eine gute Idee ist." gibt sie zu. Das weiß ich auch nicht. Aber ich würde unglaublich gerne erfahren warum Cayden mich treffen möchte.
„Ich möchte nicht das du alleine gehst. Was wenn dir etwas zu stößt?"
„Mady" sage ich ruhig. „mir wird schon nichts passieren. Ich bin eine ausgebildete Soldatin." sage ich stolz.
„Ich möchte dich trotzdem begleiten."Mittlerweile ist es 9 Uhr am Abend. Mady ist gerade erst gekommen. Wir sitzen auf meinem Bett und überlegen wie wir unauffällig aus dem Schloss kommen. "Ich könnte versuchen uns zu teleportieren." sagt Mady. Teleportieren bedeutet, sich von einem Ort zum anderen Ort durch ein magisches Portal zu bewegen. Ich habe das bei Mady noch nie gesehen und wusste bis jetzt nichtmal das sie das Teleportieren beherrscht. "Seit wann kannst du dich teleportieren?"
"Ich kann es noch nicht." Achselzuckend fügt sie hinzu:"Bis jetzt noch nicht." Sie redet, als wäre teleportieren nichts besonderes. So als wäre es das leichteste der Welt.
"Weißt du überhaupt wie das funktioniert?"
"Ich habe in Mutters Grimoire gelesen. Die magischen Worte habe ich mir eingeprägt. Ich muss es nur ausprobieren." Das Ganze ist mir nicht geheuer. Sie versucht ihr Unbehagen zu überspielen. Es klappt nur nicht wirklich.
"Was ist dabei der Haken?" frage ich misstrauisch.
"Es gibt keinen Haken."
"Du willst mir also erzählen, dass du noch nie dich selbst teleportiert hast, aber jetzt uns beide zu teleportieren versuchen willst?"
"Es ist kein richtiger Haken. Ich habe nur gelesen, dass wenn man sich zum ersten Mal teleportiert es sein kann, dass man seine gesamte Magie verliert. Ob das stimmt weiß ich aber nicht."Ungläubig schaue ich sie an. Sie will riskieren ihre Magie zu verlieren, nur damit wir für dieses dämliche Treffen aus dem Schloss kommen? Das kann nicht der einzige Grund sein, warum sie aus dem Schloss will. Mady kommt genau wie ich nicht oft oder so gut wie garnicht aus dem Schloss. Ihre Mutter verbietet es, da sie befürchtet Anhänger von Sekten könnten sie wieder erkennen und auf offener Straße umbringen. Manche Sekten sind nämlich der festen Überzeugung, dass Magier von dem Bösen geschickt werden und selbst keine guten Absichten verfolgen.
"Warum könnte man beim Teleportieren seine Magie verlieren?" Meine Frage holt sie aus ihrem Gedankengang, in dem sie bis ebend gerade noch steckte. Ein leichter Luftzug weht durch den Raum. Ich drehe mich um und sehe zu meinen Fenster. Sie sind geschlossen. Seltsam. Mady scheint von dem Geschehen nichts mit bekommen zu haben und setzt zu einer Antwort an.
"Beim Teleportieren verwendet man eine sehr große Menge an Magie. Wenn man noch nicht bereit dafür ist, -was passiert wenn man noch nicht genug Magie bündeln kann- wird eine Art Leitung zu gedreht, die verhindert, dass man Magie in sich aufnehmen kann. Keine Aufnahme von Magie bedeutet keine Abgabe von Magie." Das klingt logisch. Verständnisvoll nicke ich.Mein Blick schweift durch den Raum und bleibt dann an der linken Wandseite meines Zimmers hängen. Dort hängt ein lilafarbener Wandteppich. Abgebildet auf ihm sind verschiedene Waldtiere. Darunter ein Fuchs, Dachs, eine Eule auf einem Unendlichkeitsbaum und im Hintergrund ein prächtiger weißer Hirsch.
Plötzlich sieht es aus als würde der Wandteppich zur Seite schwingen. Hervor kommt eine große Gestalt. Sofort springe ich auf, greife mir den nächst besten Gegenstand und werfe ihn auf die Gestalt. "Au! Was soll das denn?" Das Buch, der Gegenstand, den ich geworfen habe, schlägt auf dem Boden mit einem dumpfen Geräusch auf.
Hoffe das Kapitel gefällt euch:)
Verbesserungen könnt ihr gerne äußern.
Liebe Grüße von mir<3

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Kampf um Calidoss
FantasiQuinn. Eine junge Prinzessin. Privilegiert durch ihren Stand und ihre Schönheit. Ihre bevorstehende Heirat zwingt sie zur Flucht. Mit Hilfe von Cayden, einem äußerst attraktiven König, macht sie sich auf den Weg ihre Zukunft in Freiheit zu leben. Do...