„Was tust du sobald deine Mutter aus dem Weg geschafft ist?" Zusammen mit Cayden stehe ich an der Reling. Die Überfahrt hat sich hingezogen. Ich konnte nicht ruhig schlafen, da ich immer wieder aus Alpräumen hochgeschreckt bin und selbst das ruhige stehenbleiben neben Cayden fällt mir gerade schwer. „Ich weiß es nicht", antworte ich. In den letzten Tagen habe ich mir oft diese Frage gestellt. Am liebsten würde ich durch die Welt reisen, alles hinter mir lassen und mein kurzes Leben auf dieser Erde genießen. Doch so einfach ist es nicht. Ich bin die rechtmäßige Thronfolgerin und es wird von mir erwartet, dass ich Calidoss nach dem Tod meiner Mutter regiere. „Calidoss Bürger sind unglücklich. Sie wollen Veränderungen. Deshalb gehe ich davon aus, dass sie auf deiner Seite wären, auch wenn sie erfahren, dass du ihre Königin..." Cayden dreht sich um und guckt ob irgendwer uns belauschen könnte. Ein kleines Fischerbot mit einer Besatzung von fünf Männern nimmt uns im Glauben, dass wir Söldner sind, mit nach Meldris. Bis jetzt ist unsere Tarnung nicht aufgeflogen und das sollte besser so bleiben. „ermordet hast." Natürlich ist mir bewusst, dass Calidoss Bürger nicht gerade glücklich in ihrer Heimat sind, aber es noch einmal zu hören, bereitet mir keine Freude. „Du könntest für die gewünschten Veränderungen sorgen. Du hast die Macht dazu. Wer weiß welcher machtgierige Edelmann sich den Platz als König sonst reserviert." Da stimme ich ihm zu, aber ist es wirklich meine Aufgabe für Zufriedenheit unter der Bevölkerung zu sorgen? Mein ganzes Leben war ich schon in diesem goldenen Käfig. Ich will nicht mein zukünftiges Ich auch dort einsperren. „Habe ich eine Wahl, Cayden?" Er mustert mich von der Seite. „Ja, die hast du", antwortet er. Nachdenklich wendet er seinen Blick wieder von mir ab. „Die Bevölkerung braucht dich. Führe sie in eine bessere Zukunft. Tue es für all die Kinder, die anstatt auf Wiesen zu spielen, harte Arbeit verrichten müssen, um ihre Geschwister und Eltern zu ernähren. Tue es für all die Menschen, die ihre Liebsten an Krankheiten verloren haben, weil sie kein Geld für Medizin hatten. Tue es auch für dich, um dir selbst zu beweisen, dass du besser als deine Mutter bist." Er hat Recht. Ich muss meine Bedürfnisse zurück stellen. Die Bevölkerung hat es verdient glücklich zu sein. Die Menschen arbeiten hart und werden dafür zurzeit nicht belohnt. Sie sind das Herz meines Landes und ihre Arbeit soll sich auszahlen. „Sobald meine Mutter aus dem Weg geschafft ist, werde ich meinen Platz, als rechtmäßige Königin einnehmen."
•••
Der Hafen kommt in Sicht und ich kann es garnicht erwarten mein Heimatland wieder zu betreten. Doch als ich genauer hinsehe, blicken mir mehrere Dutzend fremde Schiffe entgegen. Mit jedem Meter den wir näher kommen, bestätigt sich mein Verdacht. Ein roter Skorpion getränkt in Blut und umrandet mit der Farbe gelb: Hitschu. Unzählige dieser Flaggen breiten sich vor meinen Augen aus. Die Schiffe sind alle samt voll besetzt und schon von weitem nehme ich den Geruch des Todes wahr. Barbaren in Meldris. „Überraschungseffekt kennen die nicht, was?", bemerkt Cayden als er sich neben mich stellt. „Es sieht nicht so aus als wollten die Hitschu Calidoss angreifen. Viel mehr als wären sie Gäste", stelle ich verwirrt fest. Hitschu und Calidoss haben sich noch nie gut verstanden, deshalb verwirrt es mich um so mehr, dass sie ein Treffen in Frieden vereinbart haben.
Das kleine Fischerbot legt im Hafen an. Cayden übergibt dem Kapitän einpaar Münzen und ehe ich mich versehe zieht er mich an Land. Wir kommen an vielen Schiffen, auf denen die Flagge Hitschus weht, vorbei und jedes Mal bin ich noch verwunderter. Die Besatzungen spielen an runden Tischen Karten, schrubben das Deck oder beschäftigen sich anderweitig. Diese Männer planen mit Sicherheit keinen Angriff. Sie sind wahrscheinlich nur hier um Hitschus Einfluss und Macht zu symbolisieren.
Gemeinsam gehen wir schnellen Schrittes durch die engen Gassen von Meldris. Es ist helllichter Tag und durch die Gassen zu laufen erweckt nicht soviel Aufmerksamkeit wie die Hauptstraße entlang zu spazieren. „Wenn ich es nicht schaffe, bringst du es dann zu Ende?", frage ich Cayden als wir nur noch eine Ecke vom Schloss entfernt sind. „Natürlich." Seine Antwort beruhigt mich auf eine gewissen Art und Weise. Ich nehme mir zwar vor es selber zu tun, aber da ich noch nie jemanden getötet habe und es auch noch nie vorgehabt hatte, zweifle ich einwenig an mir selber. Wir erreichen die Ecke und ein kleines Tor was zum Dienstboteneingang führt, versperrt uns den Weg, sowie eine Wache. „Dürfen wir durch?", versucht Cayden es freundlich. Ich hoffe wirklich, dass das nicht sein Ass im Ärmel ist. So kommen wir nie ins Schloss. „Nein, tut mir leid. Dieser Eingang ist nur für die Dienstboten", antwortet die Wache. „Lasst das meine Sorge sein", plappere ich seine Worte nach. „Warte ich hab's gleich", sagt Cayden mit konzentriertem Blick. Plötzlich sinkt die Wache zu Boden. Ich drehe mich in alle Richtungen, um zu überprüfen wo der Angreifer sich befindet, doch ich kann niemanden in näherer Umgebung entdecken. „Ich habe seinen Herzschlag verlangsamt. Er müsste für einpaar Minuten schlafen." Cayden nimmt sanft meinen Arm und zieht mich durch das Tor bis zum Dienstboteneingang, der ins Schloss führt. Auch die Wache vor der Tür schickt er in einen Schlaf. Er zieht mich durch die Gänge des Schlosses bis er plötzlich stehenbleibt. „Ich glaube sie ist im Thronsaal. Hier nimm den." Er zieht seinen Dolch aus seinem Gürtel und überreicht mir diesen. Die Klinge ist mitternachtsschwarz und scharf wie ein Säbel. Der Heft trägt die Buchstaben C.M., die für Cayden Malheau stehen. Ich danke ihm und lasse mich von ihm weiter durch die Gänge geleiten.
Die Diener, die uns sehen, ignorieren uns einfach und alle Wachen, an denen wir vorbei kommen, schaltet Cayden aus. Ich bin froh ihn dabei zu haben, denn ich wüsste nicht wie ich es alleine geschafft hätte. „Bist du bereit?", fragt Cayden als uns nur noch eine Ecke, zwei Wachen und eine Flügeltür von meinem bevorstehenden Hochverrat trennen. Ohne weiter darüber nachzudenken, nicke ich. Er nimmt meine Hand und zieht mich um die Ecke. Ungläubig schauen mich die Wachen von oben bis unten an. „Euer Hoheit? Geht es Ihnen gut?", fragt der Rechte fassungslos. „Es wurde überall nach Ihnen gesucht", berichtet der Andere. Im nächsten Moment sinken beide zu Boden. Mit den Worten „Lasst das Schauspiel beginnen." öffnet Cayden die Tür. Und dann... ein Schrei.
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Kampf um Calidoss
FantasyQuinn. Eine junge Prinzessin. Privilegiert durch ihren Stand und ihre Schönheit. Ihre bevorstehende Heirat zwingt sie zur Flucht. Mit Hilfe von Cayden, einem äußerst attraktiven König, macht sie sich auf den Weg ihre Zukunft in Freiheit zu leben. Do...