~Quinn~
Es ist dunkel. Sehr dunkel.
„Hallo?", rufe ich vorsichtig in die Dunkelheit.
„Ich bin hier", antwortet eine Stimme. Ich drehe mich im Kreis, um die Stimme zu lokalisieren. Aber sie scheint aus allen Richtungen wieder zu hallen.
„Wo bin ich?", frage ich und ignoriere mein ungutes Gefühl.
„Gefangen zwischen den Welten", flüstert die Stimme dicht an meinem Ohr. Sofort zucke ich zurück und versuche panisch irgendwas zu sehen. Doch da ist Nichts.Mir fällt wieder der Überfall im Ballsaal ein. Ich hoffe inständig, dass Cayden es rechtzeitig nach draußen geschafft hat.
„Du wirst gerufen", ertönt diese fremde Stimme erneut.
„Von wem?"
„Du musst zurück", fordert die Stimme mich auf ohne auf meine Frage einzugehen.
„Wie komme ich zurück?"
„Das Licht", antwortet die Stimme.Plötzlich erscheint vor mir etwas helles. Es sieht aus wie eine Art Portal, geschaffen aus Licht. Das Portal scheint mich magisch anzuziehen, denn ohne es zu wollen gehe ich darauf zu. Ich bin wie gebannt und kann mich nicht gegen das Verlangen durch das Portal zu schlüpfen wehren.
„Wir werden uns wieder sehen, dunkle Königin", flüstert die Stimme bevor mein Körper von dem Licht verschlungen wird.
Schlagartig wird es wieder dunkel. Das Licht ist einfach weg und die Schwärze hat wieder meine Sicht eingenommen.
„Es..... weg...... hier..... Verräter." Wortfetzen dringen zu mir durch. Irgendwie versuche ich mich zu bewegen, aber ich habe kein Gefühl für meinen Körper. Panik macht sich langsam in mir breit und nicht zu wissen wo und mit wem ich bin, quält mich jede weitere Sekunde.
Wach auf, sage ich zu mir selbst. Mit all meiner Kraft versuche ich mich zu bewegen oder die Augen aufzuschlagen. Vielleicht bin ich ja doch tot, mutmaße ich.
Doch plötzlich fange ich an meine Fingerspitzen zu fühlen und meine Atmung wahrzunehmen. Ich versuche meine Augen zu öffnen und.... tatsächlich es klappt.Über mir ragen Häuser in den Himmel hinauf. Alles rast schnell an mir vorbei. Mir wird leicht schwindelig, deshalb schließe ich meine Augen wieder.
*****
Als ich das nächste Mal aufwache, liege ich in einem weichen Bett. Die Sonne steht hoch am Himmel und erfüllt das Zimmer mit Licht.
„Wie geht es dir?" Ich versuche mich aufzurichten, aber bevor ich das tun kann, werde ich sanft zurück in die Kissen gedrückt.
„Du darfst dich nicht allzu schnell bewegen", sagt Cayden. Sein Blick wirkt besorgt.
„Warum schaust du so? Immerhin bin ich nicht tot", sage ich lächelnd.
„Ich weiß zwar nicht warum ich noch hier bin, aber ich bin es. Also lass uns das jetzt feiern." Mir war wirklich nach feiern. Ich wollte tanzen, essen und einfach genießen, dass ich noch am Leben bin. Es ist ein Wunder, dass ich noch eine Chance bekommen habe.Ich schlage die Decke zurück und begutachte meinen Bauch. Ich trage ein rotes Nachtgewand anstatt meines blauen Ballkleides.
„Wo ist mein Kleid?", frage ich irritiert.
„Amara hat deine Kleidung getauscht und das Blut von deiner Haut gewaschen", antwortet Cayden. Ich nicke verstehend.„Was ist passiert nachdem mich das Schwert von dem Angreifer getroffen hat?", frage ich. Wie kann es sein, dass ich lebe? Ein verdammtes Schwert steckte in meinem Herzen.
„Dreh dich um", fordere ich Cayden auf. Verwirrt mustert er mich, tut es dann aber.Vorsichtig hebe ich das Gewand hoch. Mein Atem stockt als ich meine makellose Haut betrachte. Ich fahre mit meinen Fingern über mein Herz und spüre keine einzige Wölbung. Meine Haut ist an der Stelle wo sie mit dem Schwert zusammenstieß so perfekt, dass sie schon beinahe unrealistisch aussieht.
„Keine einzige Schramme", sage ich verblüfft. Ich ziehe das Nachthemd zurück über meinen Körper. Cayden räuspert sich und dreht sich dann wieder um.„Sag schon, was ist passiert?" Cayden beginnt zu erzählen wie er mich gerettet und dann nach Ravkin gebracht hat. Auch dass er zum ersten Mal sich teleportiert hat, berichtet er mir. Nur eine wichtige Information lässt er aus.
„Wie hast du mich von den Toten zurückgeholt?", frage ich. Cayden spannt sich merklich an und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihn das eine Menge Magie gekostet hat.Ein Magier, der Tote wieder zum Leben erwecken kann, gab es soweit ich weiß noch nie, denke ich.
„Ich habe keine Magie angewendet. Ich habe-" Er stockt mitten im Satz und sieht aus als würde er sich seine nächsten Worte genauestens überlegen.
„Ich habe einen Teil meiner Menschlichkeit aufgegeben."Geschockt schaue ich ihn an. Er hat also mein Leben gegen einen Teil seiner Menschlichkeit getauscht?
„Was bedeutet das? Spürst du schon irgendwelche Veränderungen?", frage ich hysterisch und richte mich viel zu schnell im Bett auf. Sofort steht Cayden direkt neben mir und legt mich wieder behutsam in die Kissen.
„Du hast mir gerade einen richtigen Schrecken eingejagt. Bitte mach alles erstmal etwas langsamer."
„Beantworte meine Frage", fordere ich alles andere als freundlich.
„Ich weiß nicht was es bedeutet einen Teil seiner Menschlichkeit zu verlieren. Dass ein Teil nicht mehr da ist, spüre ich bis jetzt noch nicht", antwortet er.Seine dunkelbraunen Augen treffen auf meine und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Teil seiner Menschlichkeit fehlt. In ihnen scheint soviel Liebe und auch Leidenschaft zu lodern.
Eingefangen von seinem Blick, merke ich garnicht wie ich mich wieder aufsetze. Er lässt es zu und hilft mir sogar aus dem Bett zu steigen. Übelkeit überfällt mich und zerstört diesen fesselnden Moment. Ich renne aus dem Raum auf der Suche nach einer Möglichkeit meinen Mageninhalt zu lehren. Eine leere Vase steht auf dem Tisch im Wohnbereich und nur wenige Sekunden später ist sie auch schon gefüllt.
„Geht es dir gut?" Cayden läuft auf mich zu als ich meinen Mund an meinem Handrücken abwische.
„Jetzt schon", antworte ich einwenig gequält. Peinlich berührt schaue ich zu Boden.„Es ist eben keine einfache Sache von den Toten zurück ins Leben geholt zu werden." Schmunzelnd schaut Cayden mich an. „Ich lasse dir ein Bad ein."

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Kampf um Calidoss
FantastikQuinn. Eine junge Prinzessin. Privilegiert durch ihren Stand und ihre Schönheit. Ihre bevorstehende Heirat zwingt sie zur Flucht. Mit Hilfe von Cayden, einem äußerst attraktiven König, macht sie sich auf den Weg ihre Zukunft in Freiheit zu leben. Do...