Krank

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P.O.V. Riccardo:
Sie war eingeschlafen, endlich. Das machte es uns wesentlich einfacher ihr zu helfen. Vorsichtig legte ich ihren Kopf wieder auf das Kissen und deckte sie zu. „Ich glaube jetzt können wir ohne Probleme den Zugang legen.", flüsterte ich. „Da hast du Recht.", stimmte Leander mir zu und desinfizierte Marilenas Handrücken.
„Luis legst du ihr bitte den Zugang?" Er schaute etwas überrascht. „Ich bin mir sicher, dass du das schaffst. Sonst hätten wir dich nicht genommen.", meinte Leander sofort. Etwas selbstsicherer nahm er das Infusionsbesteck und legte unserem Engel schnell den Zugang. Er konnte das wirklich wirklich gut. Wenn Mar nicht sowieso schlafen würde, dann hätte sie es bestimmt kaum bemerkt. „Siehst du Luis? Du kannst es. Du brauchst morgen keine Panik haben, denn du kannst es wirklich.", bestärkte Leander ihn. „Danke.", antwortete Luis erleichtert.
Leander schnappte sich das Fieberthermometer aus der Tasche und steckte es Marilena ins Ohr. „Hm. Nur leicht erhöhte Temperatur.", „Also kein wirkliches Fieber. Aber wieso hat sie sich dann so oft übergeben und hat dann überhaupt Temperatur?", wollte Luis wissen. „Beim Fieber tippe ich auf den körperlichen Stress der letzten Stunden.", „Das gibt es?",  meinte ich verwundert. „Ja gibt es. Das Fieber steigt dabei nicht über 38 Grad, aber hält länger an. Dabei hilft dann auch kein fiebersenkendes Mittel.", beantwortete Luis mir meine Frage. „Und was ist mit dem ständigen Übergeben?", fragte jetzt wieder Luis. „Siehst du diesen leichten Flaum an ihren Armen? Ich meine nicht die normale Körperbehaarung. Wenn du ganz genau hinschaust, dann siehst du da so eine Art Flaum. Hier schau." Leander schob vorsichtig, damit Marilena nicht aufwachte, den einen T-Shirt Ärmel hoch.
Luis und ich schauten genau hin. Tatsächlich, die Lichtverhältnisse waren zwar hier bescheiden, aber wenn man ganz genau hinsah, sah man einen leichten Flaum, kaum sehbar, aber er war da. „Wieso hat sie den?", „Man nennt das Lanugobehaarung. Die Ursache dafür ist Anorexie. Zumindest bin ich mir bei Mar ziemlich sicher, dass es so ist.", „Ano was?" Ich verstand nicht was er sagte. „Magersucht Riccardo. Marilena hat Magersucht." Ich schluckte, auch wenn es mir eigentlich schon klar war. Es aus Leanders Mund zu hören war nochmal was ganz Anderes.
Nur eine Sache wunderte mich: „Aber wieso hat sie sich dann übergeben? Sie konnte es ja schlecht selber machen. Du warst die ganze Zeit bei ihr.", „Ihr Magen kann „so viel" Essen nicht mehr verdauen. Das passt einfach nicht rein. Deshalb schmeißt er es halt wieder raus."
Ich sagte nichts mehr, schaute einfach nur noch Marilena an, wie sie schlief. Sie lag neben mir, so zerbrechlich und dünn. „Luis, kannst du mich bitte morgen daran erinnern einen Termin für Marilena zu machen? Paulo hatte mir sowieso erzählt, dass es bald mal wieder Zeit wäre für sie.", „Mach ich. Ich muss sowieso nochmal runter und das Zeug wegbringen. Da schreib ich dir nen Zettel und leg ihn auf deinen Schreibtisch.", „Danke. Du erscheinst morgen aber bitte erst um 9. Wir müssen ja nicht gleich am ersten Tag übertreiben. Sieh die Stunde jetzt als die von morgen Früh an.", „Denkst du, dass Paulo damit einverstanden ist?", „Definitiv. Mach dir keinen Kopf. Ich sag ihm Bescheid.", „Okay. Na dann, bis morgen Leander. Wir sehen uns bestimmt auch irgendwann Riccardo. War schön dich kennengelernt zu haben.", „Tschüss. Man sieht sich.", entgegnete ich. „Schließt du unten ab?", wollte Leander von Luis wissen. „Mach ich."
Und damit war Luis samt Arzttasche und restlichem Zeug verschwunden und die Schlafzimmertür schloss sich.
„Bist du jetzt ihr Hausarzt?", fragte ich Leander interessiert nach einer kurzen Zeit der Stille. „Ja. Es hat einfach so unglaublich viele Vorteile. Sie kennt hier alle. Alle sind auf sie eingestellt und kennen sie. Außerdem hat sie zu mir mittlerweile ein großes Vertrauen aufgebaut. Natürlich bei weitem nicht so wie zu dir und Paulo. Ich glaube das wird nie der Fall sein, aber doch schon ziemlich groß."
Ich lächelte. „Wieso dieses glückliche Gesicht auf einmal?", „Ich weiß, dass sie bei dir sicher ist und dass du sie zu nichts zwingst, wenn es nicht unbedingt nötig ist.", „Da hast du recht. Aber jetzt sollten wir mal ins Bett gehen. Ich muss nämlich in 7 Stunden wieder hier sein und du solltest auch mal etwas schlafen. Gut gemeinter Rat von nem Arzt.", „Aye aye Sir.", antwortete ich ironisch. „Ich sehe schon, die Übermüdung kickt rein.", meinte Leander lachend.
„Brauchst du noch was Riccardo? Kann ich dich hier alleine mit Marilena lassen?", „Ja. Keine Sorge, wenn was sein sollte ruf ich dich an, versprochen.", „Gut. Dann verschwinde ich auch mal. Sehen wir uns morgen?", fragte Leander. „Bestimmt. Ich werde wahrscheinlich morgen hier bleiben damit Paulo und du euch ganz um eure Patienten kümmern könnt.", „Okay. Danke dafür.
Ich glaube, ich werde Marilena mal die Infusion raus nehmen bevor sie die sich noch im Schlaf rausreißt.", „Tu das. Ich zieh mich kurz um. In Anzug lässt es sich dann doch nicht so gut schlafen." Während ich mir eins von Paus T-Shirts schnappte, konnte ich hören, wie Leander Marilena weckte. „Mar wachst du kurz auf? Hey, Mari.", flüsterte er ihr ins Ohr und strich ihr sanft über den Rücken. Langsam wachte sie auf. „Hey, Mari. Wach kurz auf. Du kannst gleich weiter schlafen ja? Ich will dich nur von der Infusion befreien.", „Infusion?", fragte sie verwirrt und wurde sofort unruhig.
„Hey, ganz ruhig. Ich tu dir nicht weh, Okay?", „Nein! Fass mich nicht an!", wurde sie lauter und wollte sich den Zugang selbst rausreißen. „Nein Marilena. Mach das bitte nicht. Hör auf.", sagte Leander ruhig aber sehr ernst und durchdringend. Doch Marilena hörte ihn nicht. Sie war kurz davor sich den Zugang rauszureißen. Ich konnte das,was jetzt kommen würde, nicht ertragen, aber wusste das es passieren musste. „Marilena, hör bitte damit auf. Du weißt, dass ich dich sonst festhalten muss damit du dich nicht selbst verletzt. Ich will das wirklich nicht tun. Also hör bitte auf Marilena.", sprach Leander weiter auf sie ein. Sie wurde nicht ruhiger.
Leander seufzte und hielt ihre Arme fest und auf das Bett gedrückt. „Lass mich los Leander! Hau ab! Ich hasse dich!", schrie Marilena und schlug mit ihren Beinen wild um sich."

Ich, Lilly und MenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt