Ich mein es ernst Paulo!

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„Ich mach mich dann auch mal auf den Weg. Wir sehen uns morgen, 7 Uhr?", „Ähhh, Ja, ja, 7 Uhr.", meinte ich, mit den Gedanken woanders. „Vergiss nicht zu schlafen, Chef.", „Ich versuch's, aber danke für die Erinnerung Mia.", „Na dann, bis morgen früh in der Praxis.", verabschiedete sie sich.
Endlich waren alle weg, fast alle. Rick stand noch in der Küche. „Ach, ich hab garnicht mitbekommen, dass du noch da bist. Suchst du noch was?", fragte ich ihn etwas gestresst. „Ja, meinen gut gelaunten besten Freund.", „Hm? Ah. Ja, sehr lustig.", „Ich mein es ernst Paulo. Ich erkenne dich nicht mehr wieder in den letzten fünf Stunden.", meinte Riccardo mit versteinertem Gesicht zu mir. „Du konntest kein einziges Mal wirklich feiern. Du warst die ganze Zeit nur damit beschäftigt dich um Marilena zu kümmern. Du konntest kaum die Zeit mit deinen Gästen genießen.", „Ja, aber Marilena ist krank. Ich muss mich um sie kümmern." Ich wusste nicht was er wollte. Meiner Schwester ging es nunmal nicht gut. „Verdammt nochmal Paulo! Ich weiß, dass Mena krank ist und ich mache mir mindestens genauso viele Sorgen um sie wie du! Aber der Unterschied ist, dass du dich dabei selbst vergisst und ich mir deswegen nicht nur um Marilena Sorgen mache, sondern auch um dich!" Ich war verwirrt und sauer. Wieso zum Teufel schrie mein bester Freund mich an? „Was ist dein Problem Riccardo!? Du weißt genauso gut wie ich, dass ich mich um Mena kümmern muss. Sie ist verdammt nochmal krank! Wieso verstehst du das nicht Rick!?", „Doch, ich versteh das Paulo! Was glaubst du, was ich gefühlt habe, jedesmal, wenn Marilena teilnahmslos in meinem Unterricht saß! Jedesmal, wenn sie versucht hat kein Frühstück zu essen! Jedesmal, wenn sie nicht dieses fröhliche, glückliche Mädchen war, welches wir Beide so lieben! Jedesmal, wenn ich sah, wie sie dünner und dünner wurde! Ja, Marilena ist krank. Ja, du musst ihr helfen. Aber nein, du musst das nicht alleine machen. Leander ist auch Arzt. Ihr seid ein super Team und ich bin mir sicher, dass ihr Marilena zusammen viel besser helfen könnt. Du hast Fede und mich. Wir passen liebend gerne auf sie auf, wenn du es mal nicht kannst. Wir sind aber genauso, wie wir für deine Schwester da sind, auch für dich da und erinnern dich daran, wenn du eine Pause brauchst. Was ich übrigens gerade hier tue." Ich seufzte und antwortete: „Ja Okay. Ich hab's verstanden. Bist du jetzt fertig?", sagte ich erschöpft. Rick hatte ja schon irgendwie Recht. „Nein ich bin noch nicht fertig. Du hast deinen Vater, und ja, er mag nicht der Verantwortungsvollste sein, ja, vielleicht hat er alles noch schlimmer gemacht, aber das hat er nicht mit Absicht getan." Ich konnte nicht mehr. „Aber es kann doch nicht sein, dass er so unfähig ist! Er hatte eine verdammte Aufgabe! Er sollte auf seine Tochter aufpassen! Man sollte doch meinen, dass ein Vater auf seine Tochter achten kann, darauf achten kann, dass sie auch wirklich zu Abend ist!" Ich war stocksauer und so richtig in Rage. „Mierda Rick. Er ist daran Schuld, dass Marilena nichtmal einen ganzen Flammkuchen essen kann!" Riccardo kam auf mich zu und umarmte mich. Das verwirrte mich komplett. Was sollte das? „Rick lass mich los! Riccardo lass mich bitte los! Ich habe gerade keinen Bock auf Umarmungen." Doch er ließ mich nicht los. Seine Umarmung wurde eher noch enger. Er hielt mich fest und ich wand mich hin und her,  versuchte aus seinen Armen zu kommen. „Riccardo Coleman, lass mich sofort los! Was soll das? Wieso lässt du mich nicht los?" Das gab mir den Rest. Ich fing an ohne Stop zu weinen. Alle angestauten Gefühle brachen restlos aus mir raus. Ich konnte nicht mehr an mich halten. Alles wurde einfach zu viel. Ich weinte und weinte und weinte. Meine Tränen hörten garnicht mehr auf zu fließen. „Schon gut Paulo. Ich bin für dich da. Du brauchst nicht mehr stark zu sein. Ich bin für dich da.", flüsterte mein bester Freund mir ins Ohr. Ich sank auf den Boden, weil meine Kräfte mich verließen und meine Beine mich nicht mehr halten konnten. Rick setzte sich neben mich und reichte mir eine Taschentücher-Packung. „Glaubst du mir jetzt, dass du das nicht alleine schaffst?" Ich nickte und lächelte leicht. „Ich sollte öfter mal auf dich hören, oder?", „Das solltest du mi hermano.", antwortete Riccardo und musste lachen. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und lächelte, auch wenn mir gleichzeitig immer noch schwer ums Herz war. „Sorgen mach ich mir aber immer noch um meine Schwester.", „Und das ist auch völlig richtig so. Du darfst nur nicht vergessen; man braucht ein ganzes Dorf um einen Teenager gesund zu pflegen.", „Du weißt aber schon, dass das Sprichwort anders geht.", fügte ich hinzu. „Halt die Klappe Tontito.", antwortete Rick völlig ernst, aber mit einem schelmischen Lächeln um die Lippen. „Wie ich bereits sagte, du brauchst ein Dorf und keinen Einmannverein. Glück für dich, dass du eins hast.Du hast Leander, Mia und Luis für all die medizinischen Sachen und wenn du medizinisch mal keinen Plan haben solltest, dann hast du auch noch Martin und deinen alten Mentor, die dir sicher helfen werden für jede Frage eine Antwort zu finden. Du hast Fede und mich, wie ich bereits erwähnte. Sieh uns als Allround-Tool. Wir können sowohl in der Schule auf Marilena aufpassen, als auch, wenn du mal ne Pause brauchst. Außerdem sind wir mit Lilly dafür da dir in den Po zu treten, wenn du wieder vergisst, dass du kein Einmannbetrieb bist. Und glaub mir, Lilly wird wahrscheinlich noch härter sein als wir. Wenn wirklich alles nicht mehr geht, dann zieh die Notbremse. Dann rufe ich Leander und Frederic; und Fede, du und ich gehen raus und sorgen dafür, dass du Ablenkung hast. Glaub mir, Frederic hält es Stunden mit Marilenas mürrischer Version aus. Du glaubst nicht, was für eine Geduld dieser Junge in den letzten Wochen aufgebracht hat. Ich glaube Ich wäre an seiner Stelle schon komplett ausgeflippt und wäre nicht mehr mit ihr befreundet.", „Okay.", war alles was ich dazu sagte.

Ich, Lilly und MenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt