Lilly und Leander waren bereits fertig mit kochen und fingen an den Tisch zu decken. „Mmmhhh. Das riecht aber lecker. Ich würde euch ja gerne helfen, aber ich habe ein kleines Klammeräffchen an mir hängen.", meinte ich. „Schon gut, setz dich hin Schatz. Wir sind sowieso bald fertig mit decken.", beschwichtigte mich Lilly.
In dem Moment klingelte es an der Tür. Das mussten Mia und Luis sein. Also ging ich und bugsierte irgendwie die Tür auf. Eine strahlende Mia stand vor mir. „Hallo Marilena! Wie geht's dir?", fragte sie sehr euphorisch. Meiner Schwester allerdings, gefiel das überhaupt nicht. Sie presste sich nur noch mehr an mich. Deshalb schüttelte ich an Mia gewandt den Kopf und gab ihr so zu verstehen, dass Marilena nicht reden wollte. „Hey Paulo. Was gibt es zum Mittag? Das riecht ja herrlich." Luis zum Glück, ging gar nicht auf sie ein, was ihr offensichtlich besser gefiel, denn ich bemerkte eine minimale Entspannung in ihrer Körperspannung.
Irgendwie hatte Luis ein Händchen für Marilenas Gefühlslagen. Sie kannte ihn zwar nicht wirklich, aber ich hatte diese Woche schon öfter betrachtet, dass er genau wusste, wann er mit ihr reden konnte und wann er besser gar nichts sagte damit sie sich wohler fühlte.
„Leander und Lilly haben gekocht. Es gibt Hühnchenbrust mit Reis, Lauch und Sauce. Es steht schon alles auf dem Tisch. Wir können sofort essen." Gesagt getan gingen wir alle zum Esstisch und setzten uns. Ich fragte Marilena: „Willst du dich hinsetzen?" Sie entgegnete mit deutlicher Angst in ihrer Stimme: „Ich will hier weg." Also behielt ich sie auf meinem Schoß, bevor sie noch tatsächlich davon rannte.
Die Teller dampften und es roch wirklich lecker. „Lasst es euch schmecken.", meinte Leander und alle fingen an zu essen.„Willst du was essen Engel?", fragte ich hoffnungsvoll meine Schwester. Sie schüttelte vehement den Kopf. Ich seufzte und ließ sie in Ruhe. Das war in dieser Woche ihre Angstbewältigungsstrategie geworden. Wenn ihr alles zu viel war, dann aß sie gar nichts. Es bedeutete zwar auch, dass sie mittlerweile wieder normal aß, aber auch nur, wenn sie keine Angst hatte.
Es war ihre Art geworden mit ihren Panikattacken umzugehen und es beruhigte mich nicht wirklich. Denn statt völlig auszuflippen, was mir wesentlich lieber wäre, schlug sie jetzt ins andere Extrem. Marilena wurde still, sagte kaum ein Wort und aß keinen Happen, so lange bis sie keine Angst mehr hatte. Und das konnte lange dauern.
Wenigstens hörte sie nicht auf zu trinken, sodass ich für diese Fälle unter der Woche ein paar Limos gekauft hatte. Es war nicht optimal, auf gar keinen Fall und eigentlich hasste ich auch dieses zuckerhaltige Zeug, aber es war besser als nichts und ich wusste, dass sie es definitiv trinken würde. Ich hatte es mit Leander abgesprochen und auch er war der Meinung gewesen, dass es besser war, als dass sie nur Wasser trank und sonst nichts zu sich nahm.
„Ich bin gleich wieder da liebe Leute. Ich muss nur gerade was aus der Küche holen.", teilte ich den Anderen mit. Also stand ich auf und ging zum Kühlschrank. „Was willst du trinken angelito?" Sie schien kurz zu überlegen und entschied sich dann für Erdbeerlimonade. Also fischte ich eine Flasche aus dem Kühlschrank und trug Mar mit der Flasche in der Hand zurück zum Tisch. Ich gab ihr die geöffnete Flasche und sie fing sofort an zu trinken.
Endlich konnte auch ich etwas essen.
„Mmmhhh... Das schmeckt himmlisch. Danke fürs Kochen Lilly und Leander.", lobte ich das Mittagessen, welches die Beiden zubereitet hatten. „Lilly, geht's dir wieder besser?", fragte Mia. „Ja, eigentlich geht es mir wieder super. Mein Hals tut nur noch etwas weh. Aber sonst bin ich wieder fit wie ein Turnschuh. Das ist auch gut so. Morgen muss ich zur Arbeit. Ich hab schon diese Woche gefehlt.", „Sicher, dass Paulo dich morgen zur Arbeit lässt?", fragte Leander ungläubig und ich musste schmunzeln. „Wieso nicht? Mir geht's ja wieder gut.", entgegnete Lilly. Amüsiert schaute ich diesem Wortgefecht zu, auch wenn ich bemerkte, dass Marilena sich mit der Situation nicht so wohl fühlte, weshalb ich meine Hand beruhigend auf ihren Rücken legte.
Leander wandte allerdings ein: „Und was war das gerade eben mit den Halsschmerzen? So wie ich deinen Freund kenne, wird er dich nicht mit Halsschmerzen und Fieber arbeiten lassen.", „Ich hab doch gar kein Fieber und die Halsschmerzen sind fast weg!", wurde Lilly jetzt etwas lauter. „Lilly man sieht dir an, dass du noch Fieber hast.", meinte Leander trocken.
Marilena wurde auf meinem Schoß immer unruhiger und fing an rum zu zappeln. Und auch Lilly merkte ich an, dass es ihr langsam zu viel wurde.
„Ich glaube ich unterbreche eure Diskussion an dieser Stelle. Lilly, Leander hat schon etwas Recht. Wenn du morgen früh noch Fieber hast, dann kann ich dich nicht zur Arbeit lassen. Auch wenn ich weiß, dass du unbedingt willst.", „Vergesst es!!!!", schrie Lilly, stand ruckartig auf und rannte aus der Wohnung. Der Stuhl kippte schallend um und die Tür knallte sie lautstark zu.
Sh*t.
Ich musste ihr hinterher, unbedingt. Also überlegte ich kurz was ich machen sollte. „Engel, Leander passt kurz auf dich auf." Fand sie wohl nicht so toll. Sie klammerte sich eng an mich. Aber ich konnte ihr in diesem Moment nicht geben was sie eigentlich von mir brauchte. Also stand ich auf, ging zu Leander und setzte meine kleine Schwester auf seinen Schoß, auch wenn das alles andere als einfach war.
Ich rannte aus der Tür raus und die Treppe runter. Die Haustür war sperrangelweit offen. „Lilly!?", rief ich nach meiner Freundin. Ich konnte sie nirgendwo sehen. „Lilly, cariño, wo bist du!?", rief ich weiter. Nichts, ich hörte wirklich gar nichts.Doch dann, plötzlich, hörte ich einen Schrei von der Straße. Die Stimme klang sehr nach Lilly. Daher rannte ich schnell die Einfahrt runter und tatsächlich; 100 Meter die Straße runter lag Lilly auf dem Bürgersteig. Sie hatte sich auf den ersten Blick ihr Knie aufgeschlagen und saß weinend auf dem Boden. Ich näherte mich ihr und kniete mich neben sie. Sie hatte sichtliche Schmerzen. „Hey Lilly, was ist passiert? Bist du hingefallen?" Sie nickte und weinte immer weiter. „Hey, hey, hey, schon gut. Zeig mal dein Knie her."
Vorsichtig hob ich ihr Knie an. „Auuuu. Das tut weh Paulo!", „Ich weiß, ich weiß Schatz. Aber das wird wieder. Das sieht nur nach einer oberflächlichen Verletzung aus. Hast du sonst noch irgendwo Schmerzen?", fragte ich Lilly. Sie schüttelte den Kopf. Da sie allerdings sichtlich unter Schock stand, wollte ich mich lieber vergewissern.
„Gab es einen Grund wieso du hingefallen bist?", „Ich bin umgeknickt.", schluchzte Lillianne. „Okay, ich taste deine Knöchel kurz ab." Sie hatte sichtliche Schmerzen und schrie auch ein paar mal auf, aber sie schien sich tatsächlich nur die Bänder überdehnt zu haben. „Komm Schatz, ich bringe dich jetzt wieder nach Hause, tape dir deinen Fuß und dann legst du dich wieder hin, okay?" Ich vernahm ein leichtes Nicken und noch vereinzelte Schluchzer. Den Grund, wieso sie davon gerannt war, schien sie schon wieder längst verdrängt zu haben. Ich hob sie hoch und trug sie die paar Meter zurück. Die Treppen nahmen wir Stück für Stück, eine Stufe nach der Anderen, bis wir schlussendlich oben angekommen waren.
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Ich, Lilly und Mena
Teen FictionDie „Ich und..." Reihe: 1. „Ich und meine 5/3 Brüder" 2. „Ich, Lilly und Mena" (dieser Teil) 3. „Ich und meine Gedanken" ---------- Ich bin Paulo Romero, der Bruder von Marilena Romero. Ja richtig, der Arztbruder. Mittlerweile habe ich eine Freundin...