P.O.V. Paulo:
Nachdem ich mit Leander die Küche aufgeräumt hatte, ging ich mit einem Glas Wasser und einer Schmerztablette ins Schlafzimmer. Lilly lag eingewickelt in unsere Decke im Bett und presste sich das Kirschkernkissen förmlich gegen den Bauch. Ich stellte die Tablette und das Wasserglas auf meinem Nachttisch ab. „Na mein Schatz, wie geht's dir?", fragte ich sie. Keine Antwort, vielleicht war sie ja eingeschlafen. Also krabbelte ich auf ihre Seite. Was ich dann allerdings bemerkte war, dass Lilly weinte. „Hey, cariño. Was ist los? Wieso weinst du?", „Es tut so weh Paulo.", wimmerte sie und windete sich hin und her. „Ist dein Wärmkissen noch warm?" Ich hatte das Gefühl, dass sie mir nicht zuhörte. Also schaute ich selber nach und legte meine Hand auf das Kissen... und zog sie sofort wieder weg. „Lilly, das Ding ist ja brühend heiß! Du kriegst noch Verbrennungen davon.", „Aber sonst hilft es nicht.", flüsterte sie und verzog wiederholt das Gesicht. „Vorschlag, Wärmkissen gegen Schmerztablette und ich bringe dir unsere flauschige Wärmflasche.", versuchte ich sie davon zu überzeugen das kochend heiße Teil wegzulegen. „Aber ich halte es nicht ohne aus und die Tablette braucht ewig bis sie wirkt, wenn sie denn wirkt. „Na gut, ich lass dir das Kissen bis die Wärmflasche fertig ist, aber du musst irgendwas zwischen das Ding und deine Haut packen. Sonst kriegst du wirklich Verbrennungen.", „Na gut. Gibst du mir das Handtuch da?", „Hier. Tablette?" Sie schüttelte den Kopf und ich seufzte, weil ich das Gefühl hatte, dass sie die eigentlich brauchte. „Okay. Lilly, ich mach dir jetzt die Wärmflasche und dann komme ich wieder. Ich bin in zwei Minuten zurück. Ich liebe dich Schatz.", meinte ich und gab ihr einen Kuss. Ihre Stirn war schweißgebadet.
Ich lief in die Küche und füllte die Wärmflasche mit fast heißem Wasser. Anschließend stülpte ich den weichen Bezug über die Flasche und lief zurück ins Schlafzimmer. Lilly lag wieder in Embryonalstellung, in die Decke eingeknüllt, da. „Lilly, gibst du mir bitte das Kissen?" Sie schüttelte den Kopf. Ich seufzte. „Lilly, gib mir bitte das Kissen.", „Nein Paulo. Es tut so unglaublich weh." Ich krabbelte wieder zu ihr. „Ich weiß mein Schatz. Und ich kann mir kaum vorstellen unter was für Schmerzen du gerade leidest. Aber ich will nicht, dass du zusätzlich noch Verbrennungsschmerzen am Bauch bekommst. Also bitte Lilly, gib mir das Kirschkernkissen und nimm die Wärmflasche."
Sie ignorierte mich, so viele Schmerzen hatte sie. „Ich hab solche Schmerzen. Diese Bauchkrämpfe hören nicht auf." Also machte ich kurzen Prozess und nahm ihr das Kissen einfach weg. Danach schob ich die Wärmflasche unter ihr Oberteil. „Cariño, ich glaube du solltest mal aus der Decke rauskommen. Du bist schweißgebadet.", „Nein." Ahhhh! Ich wurde wahnsinnig. „Lilly, vertraust du mir?", „Ja.", „Wieso fällt es dir dann so schwer das zu machen worum ich dich bitte?" Sie antwortete nicht, schon wieder. „Okay, Lilly, ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht mit mir reden kannst. Also mache ich jetzt das was du gerade brauchst. Ich weiß, dass es dir sehr schwer fällt die Kontrolle abzugeben, aber es muss jetzt sein.", „Okay, Ja.", wimmerte sie.
Ich wickelte sie aus der Decke und legte diese wieder sachte über Lilly. So war sie zwar immer noch zugedeckt, aber nichtmehr wie eine Raupe drin eingewickelt. Ich machte das Fenster auf, damit frische Luft rein kam und legte mich wieder zu Lilly. „Tablette?", startete ich einen neuen Versuch. „Die sch*iß Dinger wirken doch sowieso nicht!" Da war Jemand aber wirklich fertig mit den Nerven. „Lilly, wie stark sind deine Schmerzen auf einer Skala von 1-10?", „Paulo, du kannst mich mal mit deiner Schmerzskala! Ich habe verdammte Schmerzen und du gehst mir unglaublich auf die Nerven!", „Lillianne, Arrête!"
Ich konnte nicht viel französisch, aber das Wort wusste ich. Aus dem einfachen Grund, dass Lilly manchmal förmlich überhitzte. Da sonst Niemand französisch sprach, reagierte sie oft darauf. Und es funktionierte. Sofort hörte ihre Schimpftirade auf und sie wurde still. „Tut mir leid Liebling. Aber ich fühle mich gerade echt nicht gut. Und ich will einfach schlafen.", gab sie klein bei. Ich seufzte und strich ihr die Haare hinters linke Ohr. „Ach Schatz, das ist nicht das erste Mal, dass du deine Periode hast seit du hier wohnst. Du wirst mit den Schmerzen nicht schlafen können. Die Diskussion haben wir jedes Mal. Also nimm bitte die Tablette damit du schlafen kannst.", „Nein."
Wie ich dieses Wort mittlerweile hasste, nein. Es machte mich wahnsinnig und am liebsten würde ich schreien. Aber ich besann mich wieder darauf ruhig zu sein und mich in Geduld zu üben. „Wieso nicht?", „Weil es nicht wirkt." Mich beschlich das Gefühl, dass es nicht daran lag. „Komm her Cariño." Ich zog Lilly mit dem Rücken in meine Richtung an mich ran und umschloss sie mit meinen Armen. „Wie Federico sagen würde, ich hab das gute Zeug. Willst du es nicht zumindest mal versuchen? Marilena nimmt auch manchmal eine von denen.", „Das bringt bei mir überhaupt nichts." Das ging so nicht weiter. Ich wollte nicht, dass sie mal wieder eine Nacht wach vor Schmerzen im Bett lag. Letztendlich konnte ich dann nämlich auch nicht schlafen. „Lilly, rede bitte mit mir. Wieso willst du nichts gegen deine Krämpfe nehmen?", „Es bringt nichts.", meinte sie und seufzte niedergeschlagen.
„Lilly, ich hab das Gefühl, dass es nicht daran liegt.", raunte ich ihr ins Ohr und gab ihr einen Kuss auf den Hinterkopf. „Wieso?", fragte sie sofort alarmiert und sichtlich nervös. Ihre Atmung wurde schneller und sie kicherte unsicher. „Shhh. Schon gut. Alles gut. Was ist los Lilly?" Ich umschlang sie enger und drückte sie an mich um sie zu beruhigen. „Es geht nicht Paulo. Ich kann es einfach nicht.", flüsterte sie und die ersten Tränen liefen über ihr Gesicht. „Hey, nicht weinen corazón. Was geht nicht?"
Ich spürte, dass wir dem Kern des ganzen Problems näher kamen. „Die Tabletten, ich krieg sie nicht runter. Ich schaffe es einfach nicht.", beichtete sie mir schlussendlich und brach jetzt komplett in Tränen aus. „Lilly, das ist doch nichts Schlimmes. Komm schau mich an.", redete ich sanft auf sie ein. Sie schüttelte den Kopf und verkroch sich unter der Decke. „Gut, du lässt mir keine Wahl.", meinte ich, drehte sie um, schob die Decke von ihrem Gesicht weg und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Lillianne Delcourt, ich liebe dich unglaublich. Es gibt nichts aber auch gar nichts was dir peinlich sein muss. Weißt du wie viele Patienten ich schon hatte, die bedeutend älter sind als du, die gefühlte Stunden brauchen bis sie eine Tablette runterschlucken können? Oder Riccardo. Der hat lieber am Morgen nach der Party nen fiesen Kater gehabt, anstatt ne Aspirin zu nehmen.", „Und wieso darf Riccardo keine Tablette nehmen und ich muss aber schon?", schniefte Lilly mit ihrem Kopf an meine Brust gelehnt.
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Ich, Lilly und Mena
Teen FictionDie „Ich und..." Reihe: 1. „Ich und meine 5/3 Brüder" 2. „Ich, Lilly und Mena" (dieser Teil) 3. „Ich und meine Gedanken" ---------- Ich bin Paulo Romero, der Bruder von Marilena Romero. Ja richtig, der Arztbruder. Mittlerweile habe ich eine Freundin...