Langsam setzte sich Lilly auf das Bett. Ich legte ihre Beine hoch und half ihr sich an das Rückenteil des Bettes zu lehnen. Anschließend schnappte ich mir die Matte mit den Tüchern und legte Lillys Unterschenkel drauf. „Lilly ich wickele die Leinentücher jetzt um deine Unterschenkel. Das ist nass und vielleicht auch kurz kalt, aber es wird dir helfen."
Lilly zuckte zwar kurz zusammen, entspannte sich den Umständen entsprechend aber wieder relativ schnell. Ich schnappte mir eine von den dreitausend Decken und deckte sie wieder zu, wobei ich die Bettdecke nur bis zu ihren Knien zog und ihre Unterschenkel und Füße freiließ.
Ich nahm das Fieberthermometer wieder in die Hand und wandte mich zu Lilly: „Lilly?", machte ich sie auf mich aufmerksam. Lilly drehte ihr Gesicht zu mir und öffnete ihre Augen. Sobald sie das Thermometer sah, wurde ihre Atmung wieder schneller. „Hey, hey, hey. Shhh... Ganz ruhig. Shhhh... Dir passiert nichts. Schließ die Augen und konzentrier dich auf deine Atmung. Dir passiert nichts. Ich bin hier und ich passe auf dich auf. Wir machen das zusammen." Sie fing an betont zu atmen, sodass ich mitbekam wie schnell sie atmete. „Ganz ruhig. Super machst du das." Ich legte meine Hand auf ihren Bauch. Tatsächlich half ihr das. Sie wurde mit jedem Atemzug etwas ruhiger. „Ist es okay, wenn ich jetzt dein Fieber messe? Du wirst keine Schmerzen haben, versprochen.", flüsterte ich ihr zu. „O o o o kay.", gab sie zögerlich von sich. „Konzentrier dich auf deine Atmung. Ein... und Aus... Super machst du das.", während ich ihr den Atemrhythmus vorgab, steckte ich vorsichtig das Thermometer in ihr linkes Ohr. Nach etwa fünf Sekunden piepte es und ich nahm es wieder aus ihrem Ohr. „Schon vorbei. Ich bin so stolz auf dich Schatz." Erleichtert atmete sie wieder auf.
Ich schaute auf die Thermometeranzeige: 39,2. „Wie fühlst du dich Lilly?", „Merde.", maulte sie. Ich musste schmunzeln. „Das hab sogar ich verstanden. Schließ die Augen und schlaf. Du brauchst das jetzt wirklich." Ich hatte erwartet, dass sie sich sträubt, doch nicht mal ein Murren kam von ihr. Sie schloss sofort die Augen.
Ich zog mich um, machte das Licht aus und legte mich auch ins Bett. Anschließend rückte ich näher zu Lilly und legte meine Hand auf ihren Bauch und schloss meine Augen. Ich versuchte zwar zu schlafen, aber meine Gedanken kreisten um meine kleine Schwester. Ich war mir sicher, dass sie sich übergeben hatte und das machte mir sehr zu schaffen. Was mich zumindest etwas beruhigte, war die Tatsache, dass sie am Freitag einen Termin bei Leander hatte. Wobei ich mich fragte wie ich ihr das schonend beibringen konnte. Apropos Termin. Lilly brauchte unbedingt einen Check Up. Am liebsten wäre es mir zwar, wenn eine andere Person die Untersuchung machen würde, doch ich wusste, dass Lilly das nicht zulassen würde. Ich war ja schon froh, wenn ich es morgen irgendwie schaffte. Für ihren Check Up würde ich auf jeden Fall warten bis sie wieder komplett gesund war und das konnte gut eine Woche dauern.
Gerade hatte sie wieder einen Hustenanfall. Mir fiel wieder der Vorschlag von Leander mit der Salbe ein. Ich war mir sicher, dass ich noch was in meinem Medikamentenschrank hatte. „Lilly?", flüsterte ich um zu schauen ob sie wach war. „Hm?", antwortete sie. „Ich hole dir kurz noch was, damit du schlafen kannst. Ich bin schnell wieder hier. Die Türen lasse ich offen, versprochen.", „Okay, aber mach schnell.", flüsterte sie ängstlich.
Schnell stand ich auf, knipste meine Nachttischlampe an und lief Richtung Büro. Tatsächlich hatte ich noch etwas Erkältungssalbe. Schnell schloss ich den Schrank wieder zu und machte noch einen kurzen Abstecher zu Menas Zimmer. Leise öffnete ich die Tür und schaute rein. Meine Schwester lag schlafend im Bett und zitterte etwas. Vorsichtig schlich ich zu ihrem Fenster und machte es zu. Anschließend ging ich zu ihr ans Bett und zog ihre Decke höher. Sie kuschelte sich seufzend tiefer in ihr Bett, schlief aber weiter.
Ich verließ das Zimmer wieder, schloss leise die Tür und schlich zurück ins Schlafzimmer. Lilly war ununterbrochen am Husten. „Leg dich bitte wieder hin Lilly.", meinte ich und musste lächeln. Sie saß sehr müde da und ihr Gesicht war völlig zerknautscht. Langsam legte sie sich auf die Seite. Ich musste schmunzeln und gleichzeitig seufzte ich: „Och Lilly, auf den Rücken, nicht auf die Seite.", „Sag das doch gleich.", murrte sie und legte sich auf den Rücken. „Ist da Jemand schlecht gelaunt?", neckte ich sie. „Nein!", meckerte sie. Sie hatte einen sehr grimmigen Gesichtsausdruck. „Was ist los?", „Nichts!"
Ich seufzte enttäuscht: „Lilly; Red mit mir. Was ist los?", wollte ich wissen. „Du machst dich über mich lustig. Das ist gemein.", maulte sie.
Ich legte mich zurück zu ihr ins Bett, mit der Erkältungssalbe bewaffnet. „Schatz?", „WAS?!", blaffte sie mich an. „Schatz, schau mich bitte an.", „Was willst du?", „Lilly schau mich bitte an." Sie seufzte genervt und drehte ihr Gesicht zu mir. „Es tut mir leid. Okay Lilly? Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe. Das wollte ich nicht. Was ich aber will, ist, dass du schlafen kannst und nicht so viel husten musst. Einverstanden?" Wie aufs Stichwort fing sie wieder an zu husten. „Ja.", lenkte sie zwischen ihrem andauernden Husten ein.
Ich öffnete die Dose der Salbe. „Willst du dein T-Shirt ausziehen?", fragte ich sie, da Lilly möglicherweise nicht wollte, dass ihr Shirt versaut wird. „N n n n ein.", antwortete sie mit weit aufgerissenen Augen. „Okay. Kein Problem. Willst du die Salbe selbst auf deinen Brustbereich auftragen oder darf ich das machen?" Ich spürte wie sie fieberhaft überlegte. Letztendlich gab sie mir aber eine Antwort: „Mach du, a a a a ber tu mir nicht weh.", flüsterte sie fast schon. Sofort legte ich meinen Arm um sie und strich ihr die Haare aus dem verschwitzten Gesicht. „Hey, schon gut. Ich tu dir nicht weh. Versprochen. Shhh." Ich nahm ihre Hand in meine und verschränkte unsere Finger ineinander.
„Ich bin ganz vorsichtig. Darf ich die Salbe jetzt auf deinem Brustbereich verteilen?" Sie nickte, auch wenn ihr dabei ein paar Tränen über das Gesicht liefen. „Okay. Schließ die Augen und konzentrier dich nur auf deine Atmung." Ich holte etwas Salbe aus der Dose und schob den Ausschnitt ihres T-Shirts etwas runter. Sie wurde nervös und unruhig. „Ssshhhh. Ganz ruhig." Schnell trug ich die Salbe auf ihren Brustbereich auf. „Schon fertig. Es ist vorbei."
Lilly schluchzte. Schnell schloss ich die Salbendose und legte sie auf meinen Nachttisch. Anschließend legte ich mich wieder zu meiner Freundin. „Nicht weinen Lilly. Schon gut. Alles wird gut." Ich strich ihr wieder durch die Haare und küsste ihre Wange. „Lilly, ganz ruhig. Dir passiert nichts. Ich bin hier. Du bist nicht alleine. Ich bin hier." Vorsichtig wischte ich ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Besser?", „Ja.", schluchzte sie zwar noch leicht, lächelte aber wieder.
Ich schaute auf meine Uhr. Eine Stunde war vergangen. „Okay. Ich mach die Wadenwickel jetzt weg. Dann messe ich nochmal dein Fieber und wir machen irgendeine Serie an damit du einschlafen kannst. Alles was du machen musst, ist durch die Nase einzuatmen damit die Salbe wirkt." Sie nickte. Da ich selber wirklich müde war, nahm ich die Leinentücher und brachte sie schnell ins Bad um sie in die Badewanne zu legen. Kurz darauf ging ich wieder ins Schlafzimmer und legte mich zu Lilly. „Was willst du schauen?", fragte ich Lilly und schnappte mir die Fernbedienung. „Emily in Paris.", „Dein Wunsch sei mir Befehl."
Ich startete die Serie und tauschte die Fernbedienung gegen das Fieberthermometer ein. „Nein." Ich atmete einmal tief durch. „Schatz, wieso nein?", „Nein. Ich will das nicht." Ganz ruhig redete ich weiter. „Lilly, Einmal nur. Hab ich dir heute irgendwann wehgetan?", „Nein.", „Und ich werde es jetzt auch nicht tun, Versprochen. Konzentrier dich auf die Serie. Dir passiert nichts." Sie seufzte. „Okay. Ich vertraue dir.", „Danke Lilly. Ich bin ganz schnell."
Zügig maß ich ihre Temperatur. „38,3. Dein Fieber ist gesunken. Das ist gut. Komm wir schauen noch ein bisschen Serie." Ich legte das Thermometer beiseite und schloss Lilly in meine Arme. „Schlaf gut Schatz.", flüsterte ich ihr ins Ohr. Nach etwa 10 Minuten war Lilly eingeschlafen. Ich machte alle Lichter und den Fernseher aus. Fünf Minuten später war auch ich friedlich eingeschlafen.
DU LIEST GERADE
Ich, Lilly und Mena
TeenfikceDie „Ich und..." Reihe: 1. „Ich und meine 5/3 Brüder" 2. „Ich, Lilly und Mena" (dieser Teil) 3. „Ich und meine Gedanken" ---------- Ich bin Paulo Romero, der Bruder von Marilena Romero. Ja richtig, der Arztbruder. Mittlerweile habe ich eine Freundin...