Sebastian Stan - Schuhe können Leben verändern

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A/N: für Saskia887 Danke dafür, dass du mir in wenigen Monaten eine so tolle Freundin geworden bist. ❤️

Größere Absätze im Text ohne explizite POV-Angabe zeigen die ‚Rückkehr' zur Hauptfigur an. Viel Spaß beim Lesen, lasst gern Feedback da, aber lasst bitte den Hate stecken, wenn es euch nicht gefällt.

Endlich! Endlich schwarze Zahlen. Ich fasse es kaum. Vor fünf Jahren konnte ich mir endlich den Traum von einem eigenen kleinen Schuhgeschäft an der berühmten 5th Avenue-Shoppingmeile in New York verwirklichen UND viel wichtiger noch, ich habe es geschafft, mir einen Namen zu machen und auch eine sehr exklusive Klientel aufzubauen und endlich schreibt der Laden schwarze Zahlen. Hochrangige Geschäftsleute und einige Promis gehören zu meinen regelmäßigen Kunden. Seit drei Jahren konnte ich außerdem anfangen, meine eigenen Kreationen anzubieten, da ich einige Kontakte zu kleinen Produktionsfirmen aufbauen konnte. Einige Promidamen kommen ausschließlich zu mir um sich für spezielle Events Schuhe von mir designen zu lassen, sobald sie ein Kleid für diese Veranstaltung gefunden hatten. Auch einige Herren verlaufen sich regelmäßig zu mir, bei diesen ist es allerdings eher einfach, das Passende zu finden, aber auch hier kam es mehrfach schon zu Maßanfertigungen und persönlichen Designs aufgrund der Schuhgröße und möglicher konkreter Kostümvorstellungen zu Halloween und ab und zu sogar für eine Filmrolle. Für Heidi Klum kreiere ich jedes Jahr für ihre legendäre Gruselfete die verrücktesten Schuhe, sobald sie sich ihr Kostüm ausgesucht hat. Bei ihr kann es auch gar nicht ausgefallen genug sein und jedes Mal ist sie vollauf begeistert. Durch diese jahrelange Zusammenarbeit ist auch so etwas wie eine Freundschaft entstanden, weshalb ich seit ich ihre Schuhe designe ebenfalls zu ihren Partys eingeladen werde. Dieses Jahr war es nun sogar ein ziemlich großer Auftrag, auch wenn der Schuh an sich nicht so ausgefallen war. Allerdings wurde der nudefarbene Overknee-Stiefel in sechsfacher Ausführung benötigt, da Heidi sich einmal mehr selbst übertroffen hatte mit ihrer Idee mit fünf weiteren Blondinen als sie selbst mit eben fünf Doppelgänger-Heidis aufzuschlagen. Jeder Stiefel wurde maßgefertigt und kostete daher ein kleines Vermögen, aber La Klum zuckt bei meinen Preisen nichtmal mit der Wimper. „Für deine Kreationen würde ich sogar noch mehr zahlen. Du bist einfach die Beste deines Fachs.", lobt sie mich immer wieder. Und heute nun, ist es mal wieder soweit. Das ‚Who-is-who' der Prominenz ist wieder einmal zusammen gekommen um in den kuriosesten Kostümen die Nacht zum Tag zu machen, zu lachen, zu tanzen und zu feiern bis der Arzt kommt. Mein Kostüm ist wohl weniger kurios als verstörend für jeden Disney-Fan zu bezeichnen. Meine beste Freundin hat wie üblich grandiose Arbeit geleistet. In liebevoller Detailarbeit ist in ihrem Atelier ein Traum aus Massen von blauem Tüll- und Seidenstoff entstanden, ein wahr gewordener Prinzessinnentraum. Nach meinem Entwurf hat sie ein exorbitantes Cinderellakleid geschneidert auf das sogar Walt Disney höchstpersönlich stolz gewesen wäre, während ich meine eigenen Glasschuhe designt und für mich habe produzieren lassen. Das Obermaterial ist natürlich nicht aus echtem Glas. Ich habe ein flexibles Plexiglas verwenden lassen, welches optisch jedoch nahezu gar nicht von richtigem Glas zu unterscheiden ist. Für die Schuhspitze habe ich jeweils einen zauberhaften Kristallschmetterling fertigen lassen, der direkt am Zehenansatz auf dem Pumps befestigt ist. All dies zusammen ist doch nicht verstörend? An sich nicht, allerdings habe ich nicht nur die Schuhe zum tragen fertigen lassen. Es wurde ebenfalls ein ‚halber Schuh' und ein einzelner Absatz hergestellt. Da Heidi jedes Jahr so freundlich ist und bei mir anfragen lässt, ob ich einen Make-Up-Artist brauche, habe ich ihr Angebot dieses Jahr angenommen. Denn dieser ‚gestückelte Schuh' wurde mir vom Experten zum einen sehr blutig an die Schulter geschminkt und zum anderen ragte der Absatz rot verkrustet aus meinem Hals heraus. Des Weiteren tropft optisch von meinen Lippen Blut, als hätte ich gerade jemanden gebissen. Alles in allem bin ich eine sehr blutrünstige Cinderella, aber es ist ja schließlich auch Halloween. In meiner kleinen blauen Handtasche warten für den späteren Abend ein Paar zusammengefalteter Ballerinen, da ich nach einigen Stunden sicherlich nicht mehr auf meinen Glaspantoffeln laufen kann, obwohl mir diese wirklich gut und erstaunlich bequem gelungen sind. Nun stehe ich vor der Location und warte mit den anderen Gästen darauf eingelassen zu werden. Überall tummeln sich Paparazzi die darauf warten, endlich Heidis diesjähriges Kostüm zu sehen. Lediglich mir und den Kostümbildnern, die sie engagiert hat, wissen von ihrer Verkleidung. Etwa zehn Minuten später bricht ein wahres Blitzlichtgewitter über die wartenden Gäste herein als die Gastgeberin mit ihren Doubles den roten Teppich betreten. Die Menge tobt und Heidi begrüßt jeden den sie in seinem Kostüm erkennt. „Runa, Schätzchen, du siehst fabelhaft aus. Michael hat sich mit diesem Make-up selbst übertroffen! Sieht richtig echt aus!", kommt sie freudestrahlend auf mich zu. Trotz des aufwändigen Kostüms und der drastischen Maskerade kann jeder der mich kennt, mich auch gut erkennen. Mein natürliches Haar habe ich nämlich nicht unter einer blonden Perücke a la Cinderella versteckt. Dafür wäre es auch viel zu lang und ich habe immer das Gefühl, ich würde einen gigantischen Haarhelm tragen. Stattdessen habe ich es lieber hochgesteckt und einige platinblonde Strähnen an der Seite hängen lassen. Ja, meine Naturhaarfarbe ist platinblond, fast weiß und daran ist nichts gefärbt, auch wenn viele das denken. „Hey Heidi! Ja, das hat er wirklich. Vielen Dank, dass du ihn zu mir geschickt hast. Sonst wäre ich nur als einfache Cinderella hier.", lächle ich sie an. „Und selbst das wäre beeindruckend genug. Tula hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Dein eigener Entwurf?", fragt sie mit bewunderndem Blick auf mein Kleid. „Das hat sie definitiv und ja, das ist mein eigenes Design.", ich sehe schüchtern zur Seite. „Oh hör endlich auf dein Licht unter den Scheffel zu stellen. Du bist eine großartige Designerin, sowohl für Schuhe als auch für Kleidung. Apropos Schuhe, zeig deine. Du bist so perfektionistisch, du hast garantiert deine eigenen Glasschuhe zu dem Kostüm kreiert.", lacht sie mich an. ‚Verdammt, selbst wenn wir nur ein paar Mal im Jahr miteinander intensiv zu tun haben, kennt sie mich besser als manch anderer.', denke ich mir, lächle sie nochmals scheu an und hebe die Massen an Tüll hinauf. Das ganze Blitzlicht um uns herum, blende ich gekonnt aus. Mittlerweile kenne ich es nicht mehr anders. „Oh wow, die sind grandios. Das hätten selbst die Disneydesigner nicht besser hinbekommen. Sollten die jemals eine Schuhdesignerin brauchen, sollten die unbedingt dich nehmen. Jemand Besseren gibt es nicht.", lobt sie mich beim Anblick meiner Glaspantoffeln, was mich leicht erröten lässt. „Übertreib nicht Heidi.", grinse ich und lasse meinen Rock wieder fallen. Sie schließt mich noch einmal in die Arme, geht zur Tür der Location, öffnet diese und begrüßt ihre Gäste und bittet sie hinein, um zu Feiern und Spaß zu haben. So vergehen die ersten drei Stunden wie im Flug. Dank solcher Partys ist es mir möglich, meinen Kundenstamm regelmäßig auszubauen. Im Augenblick tippe ich meine Nummer in das Handy von Scarlett Johansson, während sie die ihre in meines hakt. „Diese Schuhe sind echt der Knaller und wenn die anderen, die du designst auch nur halb so gut sind, steh ich regelmäßig bei dir auf der Matte und schicke dir noch diverse neue Kunden und Kundinnen.", lacht sie, als sie mir mein Telefon zurückgibt. „Solang du nicht aus den Latschen kippst, wenn du meine Preise siehst.", kichere ich und gebe auch ihr ihr Smartphone wieder. „Oh Süße, wenn ich mir diese fabelhaften Glasschuhe an deinen zarten Füßen so ansehe und die Qualität, die damit einhergeht, bin ich mir deiner Preislage durchaus bewusst und unbedingt gewillt dir alles zu zahlen, was du verlangst.", komplementiert sie mein Schaffen, nimmt mich kurz in den Arm und verabschiedet sich von mir. Nach diesem Gespräch gehe ich wieder beschwingt und erheitert in Richtung der Bar davon. Dort angekommen will ich mir gerade einen alkoholfreien Cocktail bestellen (ja Alkohol ist nichts für mich), als ich eine tiefe angenehme Männerstimme neben mir vernehme: „Darf ich der zauberhaften Cinderella einen Drink spendieren?" ‚Zauberhaft? Der Gute hat wohl noch nicht den Horrorfaktor meines Kostüms gesehen.', lächle ich in mich hinein und drehe mich langsam in Richtung der Stimme. Als ich sein Gesicht erblicke, bin ich augenblicklich wie versteinert. Da steht tatsächlich SEBASTIAN FUCKING STAN vor mir, relativ einfallslos in seinem Bucky-Kostüm, welcher seinerseits ebenfalls ein wenig geschockt die Augen aufreißt. Glücklicherweise schaffe ich es mich sehr schnell aus meiner Schockstarre zu lösen, ihn ein freches Grinsen entgegen zu bringen und kess zu fragen: „Na? Ich bin wohl doch nicht mehr so zauberhaft oder?" „Wow, das sieht richtig krass aus. So verdammt echt! Der Wahnsinn!", staunt er, als wieder Bewegung in ihn zurückkommt. „Vielen Dank, Heidi beschäftigt nur die besten Maskenbildner und Make-Up-Artists, gerade wenn es um Halloween geht.", entgegne ich nun ein wenig schüchterner. „Sind deine Schuhe wenigstens genauso stilecht?", er hebt herausfordernd eine Augenbraue an und sieht zu meinen Füßen hinab. „Was glaubst du wohl?", erwidere ich mindestens genauso herausfordernd und hebe erneut meinen Rock ein wenig an, um ihm meine Plexiglasschuhe zu präsentieren. „Wahnsinn! Da passt wirklich alles zusammen. Respekt.", lächelt er mich an und mir werden merklich die Knie weich. „Vielen Dank für die Blumen.", gebe ich leise zurück, während ich versuche mich von seinen unglaublichen blauen Augen loszureißen. „Darf ich noch deinen Namen erfahren?", fragte er nun mit schüchternem Unterton. „Nein! Schließlich verrät Cinderella ihrem Prinzen ja auch nicht ihren Namen auf dem Ball!", kichere ich leise, ordere meinen Drink und lächle ihn nochmals freundlich an. „Du musst schon irgendeine andere Möglichkeit finden, mich wieder zu sehen! Tolles Kostüm übrigens. Nicht sehr einfallsreich, aber es steht dir.", leise lachend tätschle ich ihm die muskulöse Brust. ‚Stolpert sein Herzschlag gerade? Oder bilde ich mir das ein?', frage ich mich, während ich mich langsam von ihm entferne. Einige Minuten später stelle ich in einer ruhigen Ecke mein Glas kurz auf einem kleinen Tisch ab, stütze mich auf einen Hocker daneben und ziehe meine Ballerinen aus der Handtasche. So langsam wird es wirklich anstrengend auf den Absätzen zu laufen, also schmeiße ich die entfalteten flachen Schuhe vor mir auf den Boden, schlüpfe aus meinen Unikaten und seufze erst einmal vor Erleichterung endlich wieder die Entlastung in meiner Fußmuskulatur zu spüren. Ich leere mein Glas und lasse es auf dem Tisch zurück. Kurz darauf mache ich mich auf den Weg Heidi zu suchen, um mich zu verabschieden. Mittlerweile zeigt mein Körper mir kräftig, dass es genug für heute ist und ein Blick auf die Uhr bestätigt mir diese These. Halb drei morgens. Als ich sie gefunden habe, danke ich ihr für den tollen Abend und erkläre ihr, dass ich mich auf den Weg nach Hause mache, mich aber sobald ich daheim ankomme, bei ihr melde. Sie umarmt mich noch einmal zum Abschied, dankt mir, dass ich ihr die tollen Stiefel designt habe und das ich da war. Kaum vor der Location angekommen und nach einem Taxi Ausschau haltend, bemerke ich, dass mir einer meiner Glasschuhe aus der Hand gerutscht ist. Ich halte nur noch einen. „Ach verdammt.", ärgere ich mich, bin aber zu erschöpft noch einmal hineinzugehen und nach dem Schuh zu suchen. ‚Ich schreibe Heidi später, dass sie ihrem Reinigungstrupp Bescheid geben soll, dass sie den Schuh in meinen Laden bringen sollen, wenn sie ihn finden.', denke ich erschöpft als ich mich auf den Rücksitz eines Taxis plumpsen lasse.

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