Chris Evans - Hochmut kommt vor dem Fall*

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POV Chris
Wundervoll! Warum muss das Ganze eigentlich jetzt passieren? Ausgerechnet gestern Abend müssen sich meine Laufschuhe verabschieden. Abends um zehn, wenn nirgendwo mehr auch nur ein Geschäft geöffnet hat. Jetzt muss ich unser Abschlusstraining für den Boston-Marathon sausen lassen, weil ich erst neue Schuhe brauche. Der restliche Cast, der gemeinsam mit mir für einen guten Zweck mitläuft, hetzt aktuell durch die Walachei, quält sich nochmal aufs Äußerste um morgen in Bestform zu sein und ich muss zusehen, dass ich schnellstens bequeme Schuhe finde, damit ich danach wenigstens noch für mich ein wenig trainieren gehen kann, sodass ich morgen nicht sang- und klanglos untergehe. Es ist doch eh schon langwierig genug, Sportschuhe einzulaufen, um schmerzfrei durch einen Marathon zu kommen und nun bin ich gezwungen morgen mit neuen, nicht eingetragenen Schuhen durch ganz Boston zu rennen. Alle Qualen für einen guten Zweck natürlich und trotzdem wollte ich aus der ganzen Sache ohne blutige Füße rauskommen. Aber es hilft alles nichts. Also betrete ich das Sportgeschäft in dem ich im Normalfall immer fündig werde. Direkt kommt mir wieder diese unsympathische Frau entgegen, welcher der Laden gehört. „Mister Evans, wie schön Sie erneut bei uns begrüßen zu dürfen. Was kann ich für Sie tun?", ihre Stimme trieft förmlich vor übertriebener Freundlichkeit und ich habe Bedenken, auf einer monströsen Schleimschicht auszurutschen, wenn ich den Gang entlang an ihr vorbeigehe. „Guten Tag Misses Pierce...", begrüße ich sie gequält freundlich, doch sie fällt mir direkt wieder ins Wort. „Miss, Mister Evans, Miss bitte. Und nennen Sie mich doch Angela oder Angie, wenn es Ihnen gefällt.", klimpert sie mit ihren viel zu langen Wimpern, dass ich ernsthaft nach Rissen in ihrer übertrieben dicken Schicht Make-Up suche. „Danke Miss Pierce...", ich weigere mich diese Frau beim Vornamen zu nennen. „Ich benötige ein Paar Laufschuhe. Unser Cast läuft morgen für den guten Zweck beim Boston-Marathon mit und leider haben meine Schuhe gestern Abend das Zeitliche gesegnet.", erkläre ich ihr widerwillig meine Lage, in der geringen Hoffnung, dass sie mich nicht persönlich beraten wird. In diesem Augenblick klingelt jedoch ihr Handy auf das sie einen genervten Blick wirft und sich dann wieder mir zuwendet. „Da muss ich leider rangehen. RAYA... wird Ihnen solange weiterhelfen, bis ich mich persönlich um Ihre Belange kümmern kann.", den Namen schreit sie in den hinteren Teil des Geschäftes und lächelt mich dann dermaßen übersüßt an, dass ich im nächsten Moment einem Zuckerschock erliegen möchte, nur um von ihr weg zu kommen. Damit geht sie ans Telefon und begibt sich in Richtung ihres Büros. Erleichtert sie losgeworden zu sein, gehe ich weiter nach hinten zur Sportabteilung um mich schon ein wenig umzusehen. Gerade als ich einen Schuh zur Hand nehme, ertönt eine angenehm weiche Frauenstimme hinter mir: „Wenn Sie morgen beabsichtigen einen Marathon zu Laufen, kann ich dieses Modell leider gar nicht empfehlen." „Oh na ja, wenn Sie das so...", während ich rede, drehe ich mich der Sprecherin entgegen und es verschlägt mir die Sprache. Mein Gegenüber ist nur wenig kleiner als ich, möglicherweise etwa 1,75m. Ihr mittelbraunes Haar ist in einem ordentlichen Dutt am Hinterkopf hochgesteckt. Sie trägt eine einfache weiße Bluse und eine schwarze Stoffhose. An den zarten Füßen sitzen schwarze Schuhe mit Keilabsätzen. Doch selbst wenn mich ihre ganze Gestalt nicht schon umhauen würde, als mein Blick bei ihren Augen ankommt, ist es völlig um mich geschehen. Sie strahlen in einem warmen Grauton soviel Freude und Freundlichkeit aus, dass man darniederknien möchte. Allein ihre Ausstrahlung gepaart mit dieser samtweichen Stimme, flasht mich dermaßen, dass ich zwei Schritte nach hinten stolpere und natürlich prompt drei Stapel mit Schuhen umwerfen, die krachend zu Boden fallen. „Oh Gott es tut mir furchtbar Leid...", stammle ich, während ich den Schuh, welchen ich noch immer in der Hand halte, wieder abstelle und anfange, die umgeschmissenen Schuhkartons aufzusammeln. „Aber das macht doch nichts Mister Evans. Sowas kann doch passieren und es kann doch auch nichts kaputt gehen.", beruhigt sie mich, als sie sich lächelnd zu mir kniet um mir zu helfen, das Chaos zu beseitigen. „Nennen Sie mich doch bitte Chris. Bei Mister Evans fühle ich mich immer so schrecklich alt.", entgegne ich ihr unsicher und schüchtern. „Ok Chris, ich bin Raya.", antwortet sie mir freundlich. „Also Raya, welchen Schuh würdest du mir dann empfehlen?", frage ich sie und grinsend geht sie zurück an die Wand mit den ausgestellten Sportschuhen. Eine halbe Stunde später habe ich tatsächlich, dank ihrer Hilfe, ein Paar gefunden, dass super gut passt und außerdem mega bequem ist. Gerade als ich mit Raya zusammen in Richtung des Kassentisches gehe, kommt uns ihre Chefin wutentbrannt entgegen. „Was war das für ein Lärm Raya? Hast du schon wieder die neue Ware umgeworfen?", kreischt sie ihrer Angestellten entgegen, weshalb ich direkt einschreite: „Nein, nein, Miss Pierce, Raya hat gar nichts umgeworfen, das war meine Schuld. Ich bin aus dem Gleichgewicht geraten und einen Schritt zurück gestolpert. Ihre Angestellte kann nichts dafür." „Mister Evans, Sie müssen wirklich nicht die Schuld für sie auf sich nehmen. Miss Reeger kennt die Konsequenzen, die sie erwarten. Pack deine Sachen Raya, das war's.", giftet die Chefin sie an, doch wider meiner Erwartung, gibt die hübsche junge Frau keinerlei Widerworte, dreht sich lediglich auf dem Absatz um und geht in Richtung der Lagertür davon. Gezwungener Maßen zahle ich bei Miss Pierce und verlasse schnellstens den Laden um dieser furchtbaren Frau zu entkommen. Draußen packe ich meinen neuen Laufschuh ins Auto und warte. Warte darauf, dass Raya ebenfalls nach draußen kommt.

One Shots nach MaßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt