Jared Padalecki - Hilfe aus dem Jenseits

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A/N: Triggerwarnung! Andeutung von Selbstmord!

Eine Woche. Eine Woche ist es jetzt her. Eine Woche, dass meine beste Freundin Lisa den Kampf gegen ihre Leukämie verloren hat. Diese eine Woche kommt mir jetzt schon vor wie eine Ewigkeit. Normalerweise haben wir jeden Tag telefoniert. Als sie ins Krankenhaus kam, hab ich sie jeden einzelnen Tag besucht. Hab mit ihr gelacht, mit ihr gelitten, für sie gesungen. Und jetzt..., jetzt stehe ich an ihrem Grab. Vorgestern war ihre Beerdigung. Ein einfaches Holzkreuz ersetzt im Augenblick den kommenden Grabstein, den aufgeschütteten Erdhügel bedecken unzählige Blumengestecke und Kränze. Viele unserer Freunde hatten nicht kommen können, zu kurzfristig war der Termin festgesetzt worden. Allerdings haben alle, die nicht anwesend sein konnten, in irgendeiner Art und Weise Blumen gesendet, weshalb ihre Grabstätte einem riesigen Blumenmeer gleicht. Lisa hätte das sicher gefallen. Sie liebte Blumen über alles, hatte ständig im Garten ihrer Eltern gewerkelt. Vor etlichen Jahren hatte sie alles mögliche von der Mutter ihrer ersten großen Liebe Jared gelernt. Ich selbst hatte ihn niemals kennen gelernt, aber sie hatte nie auch nur ein böses Wort über ihn verloren. Die Trennung hatte Lisa schwer getroffen, das war gerade die Zeit, in der ich sie kennen gelernt hatte. Oder besser gesagt hatte ich sie von der Brücke gepflückt als sie ernsthaft überlegt hatte, sich das Leben zu nehmen. Wir waren gerade einmal einen Monat zusammen am College. Ihre Trennung war circa zwei Wochen zuvor gewesen und trotzdem wirkte sie immer fröhlich, immer zufrieden, aber ich sah ihren Augen schon damals an, welchen Schmerz Lisa durchmachte. Und dann, eines Tages, kam ich auf meiner täglichen Joggingrunde an der Brücke etwa zwei Kilometer vom Campus entfernt vorbei. Dort stand sie bereits auf dem Geländer, war allerdings noch nicht darüber gestiegen, weshalb ich mich behutsam näherte und sie ansprach: „Hey! Du bist Lisa oder?" Etwas verschreckt sah sie mich an, nickte aber zaghaft. Tränen rannen ihr übers Gesicht, ihre Augen waren noch immer rot und verquollen. „Ich bin Florentine. Wir haben einige Kurse zusammen.", wieder ein vorsichtiges Nicken. „Ok, also. Was ist so schreckliches vorgefallen, dass du jetzt dort am Geländer stehst, kurz davor darüber zu steigen und alles zu beenden, und ich hier neben dir stehe, in dem, hoffentlich von Erfolg gekrönten Versuch dich vom Springen abzuhalten?", bei dieser Aussage schlich sich ein winziges Lächeln auf ihr Gesicht. Im nächsten Augenblick stieg sie wieder herunter, drehte sich zu mir und fiel mir unvermittelt um den Hals und begann zu schluchzen. Das war der Beginn unserer Freundschaft. Lisa erzählte mir alles von Jared und ihrer Trennung. Einige Monate später traf sie sich nochmals mit ihm. Sie sprachen sich aus und blieben auch weiter in Kontakt. Vermutlich hatte sie genau das gebraucht, eine Aussprache um mit der ganzen Sache abschließen zu können. Von da an, ging es stetig bergauf und sie wurde wieder der fröhliche losgelöste Mensch, den ihre gesamte Familie kannte und liebte. Nur um einige Jahre später die Schockdiagnose zu erhalten. Krebs. Leukämie. Die aggressivste Form, die es gab und somit lag eine Heilungschance quasi bei null. Trotz allem blieb sie positiv. Bis zum letzten Tag lachte sie bei jeder Gelegenheit und brachte alle um sich herum so gut es ging zum Lachen. Und bis zum letzten Tag versprach sie mir, meinen Traummann für mich zu finden. Jedes Mal schüttelte ich darüber den Kopf, lächelte sie an und erwiderte bloß, dass es wenig Sinn hätte und mich und mein Katzengejaule niemand ertragen würde. Lisa konnte daraufhin immer nur lachen und bat mich jedes Mal für sie zu singen. Es war immer dasselbe Lied. Would anyone care von Citizen Soldier. Seit ihrer Trennung von diesem Jared war das ihr absolutes Lieblingslied, weil es zu diesem Zeitpunkt perfekt ihren Gemütszustand und ihre Gedankenwelt widerspiegelte. Später erinnerte es Lisa immer daran, warum sie weitermachen wollte. Weiter kämpfen wollte und musste. Für ihre Familie, ihre Freunde, für mich als ihre beste Freundin, aber vor allem für sich selbst. „Aufgeben ist feige! Das Leben ist nunmal kein Ponyhof.", sagte sie dann und steckte wieder voller Tatendrang. Doch diese Kämpfernatur hatte vor einer Woche für immer die Augen geschlossen. Stumm weinend sitze ich nun hier unter der riesigen Weide unter der ihr Grab liegt, denke an die schönen Zeiten mit Lisa und an ihr Lieblingslied. Während mir langsam die Melodie durch den Kopf geht, beginne ich leise ein letztes Mal für sie zu singen.

One Shots nach MaßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt