Andrew Garfield - Besser spät als nie

107 6 3
                                    

A/N: Da das Wunderwerk der Technik gestern so freundlich war, mich völlig im Stich zu lassen und abstürzt, wodurch erstmal alles weg war und ich nochmal anfangen durfte, kommt der OS zum 4. Advent leider mit einem Tag Verspätung.

Viel Spaß beim Lesen!
Und trotzdem noch einen schönen 4. Advent! 🕯🕯🕯🕯

POV Andrew
‚Endlich weg von dieser grauenhaften Person. Wie kann man nur so nervig sein?', überlege ich kopfschüttelnd. Gerade flüchte ich nahezu von meinem Date auf dem Weihnachtsmarkt. Nie im Leben ist mir so eine Frau über den Weg gelaufen. Beim Schreiben war sie ja ganz nett, aber ihr Lachen ist so furchtbar schrill, dass es mir noch immer in den Ohren klingelt. Ihre Stimme an sich ist so grässlich und unangenehm, dass ich mir zwischendurch am liebsten die Ohren abgerissen hätte. ‚Aber was habe ich auch anderes erwartet? Sie ist eben nicht...', als meine Gedanken erneut zu meiner Traumfrau abdriften, bemerke ich erst viel zu spät, dass ich jemanden förmlich über den Haufen renne. „Oh mein Gott, es tut mir so Leid. Ist Ihnen irgendetwas passiert? Haben Sie sich weh getan?", stammle ich der jungen Frau entgegen, die sich im letzten Moment an einem der Bistrotische vor dem Weihnachtsmarktstand, wo ich sie umgerannt habe, abfangen konnte. „Ist nichts passiert. Kann ja mal vorkommen!", höre ich eine mir nur allzu bekannte Stimme. ‚Kann das wirklich sein?', mein Herz beginnt zu rasen, während ich sie anstarre. „Sheila?", flüstere ich leise und sie sieht mir das erste Mal ins Gesicht. Diese Augen würde ich überall wieder erkennen. Dieses braun-grün, das mich schon in unserer beider Jugend so fasziniert und verzaubert hat. Wie oft hatte ich mich darin verloren, hatte mir gewünscht, ich hätte den Mut, ihr zu sagen, was ich empfinde und als ich dann endlich bereit war, ihr alles zu gestehen... Hatte sie natürlich einen anderen Mann gefunden. „Andrew?", holt mich ihre Stimme aus meiner Trance und meinem Starren zurück. „Mein Gott, wie lange ist das jetzt her? Zwei Jahre? Drei?", frage ich entgeistert und ziehe sie in einer kurzen Umarmung zu mir. „Dreieinhalb sogar.", verlegen sieht sie zu Boden. „Wahnsinn. Dreieinhalb Jahre. Was machst du hier in der Gegend? Du hast doch zuletzt am anderen Ende der Stadt gewohnt oder nicht?", brabble ich los, während wir anfangen langsam nebeneinander herzugehen. „Ja, ich bin vor gut sieben Monaten umgezogen und wohne jetzt hier ein paar Querstraßen weiter.", erklärt sie mir. „Komm, lass uns einen Glühwein trinken, dann kannst du mir alles erzählen.", vorsichtig greife ich ihren Arm und will sie in Richtung unserer früheren Stammbude ziehen, doch sie bleibt stehen. „Andrew ich kann keinen Glühwein mit dir trinken!", erwidert Sheila ein wenig verwirrt. „Warum? Du hast noch nie nein zu einem Glühwein bei Leonardo gesagt.", ungläubig sehe ich sie an. „Aus offensichtlichen Gründen kann ich im Augenblick nicht.", sagt sie sanft lächelnd und schaut demonstrativ an sich hinunter, weshalb mein Blick dem ihren folgt. Als ich an ihrer Körpermitte ankomme, reiße ich die Augen in Unglauben auf. „Du bist schwanger? Verdammt, herzlichen Glückwunsch! Wo ist denn dein Freund oder dein Mann? Ihr seid doch auch schon eine ganze Weile zusammen, habt ihr inzwischen geheiratet?", fange ich erneut an zu brabbeln und sehe mich währenddessen nach ihrem Freund um. „Curt hat mich verlassen als ich ihm gesagt habe, dass ich ein Kind erwarte.", gibt sie leise von sich, was mich dazu veranlasst sie entgeistert anzuschauen. „Bitte WAS?", ich sehe Tränen in ihren Augen schimmern und reiße mich am Riemen, nicht direkt auszuflippen. „Ok, ähhmmm, komm wir gehen dort hinten in das Café und du kannst mir alles in Ruhe erklären.", sanft lege ich einen Arm um sie und ziehe sie in Richtung des Etablissements.

Wenige Minuten später sitzen wir an einem kleinen Tisch im hinteren Teil des Ladens. Er hat einen schwarzen Kaffee und ich eine heiße Milchschokolade mit Minimarshmallows vor mir stehen. „Also, was ist passiert? Warum hat er dich verlassen?", fragt er ruhig, legt vorsichtig seine Hände auf meine und schaut mich lächelnd an. „Na ja, vor etwa acht Monaten fand ich heraus, dass ich schwanger bin. Ich habe mich unbändig gefreut, war zwar auch geschockt, aber trotz allem überglücklich. Ich konnte es kaum erwarten, es Curt zu erzählen. Wir hatten zwar nie über Kinder gesprochen, aber immerhin waren wir schon über zwei Jahre zusammen, weshalb ich annahm, dass er sich möglicherweise nicht sofort freuen würde, nach einer kurzen Schockphase aber doch glücklich darüber wäre. Als ich ihm dann am Abend das Ultraschallbild in die Hand gedrückt habe, hat er zunächst das Bild und anschließend mich angestarrt, bevor er damit begonnen hat, mich anzuschreien. Er beschimpfte mich und rief mir entgegen, dass er niemals Kinder haben wollte. Also stellte er mich vor die Wahl. Entweder würde ich unser Kind los oder er ginge.", sanft lege ich meine Hand auf meinen Bauch, „Meine Entscheidung ist wohl offensichtlich.", grinse ich Andrew traurig an. „Ich zog also schnellstens aus. Die Ironie ist jetzt, dass er irgendwo in der Stadt, in einem Wohnzimmer auf einer Couch neben einem Weihnachtsbaum sitzt, mit einer Frau im Arm, die bereits Kinder hat. Wie schnell sich der Sinn eines Menschen doch wenden kann, wenn er keine Windeln mehr wechseln muss!", mein Lachen wird von einem bitteren Unterton begleitet, als ich meine Tasse zur Hand nehme und einen Schluck trinke. „Das tut mir so Leid Sheila. Ich hatte ehrlich gehofft, dass Curt nicht so ein Arschloch ist.", in seinen Augen sehe ich lediglich aufrichtiges Bedauern, aber kein Mitleid an sich. Eher glaube ich so etwas wie Hoffnung in ihnen zu erkennen. „Das hatte ich auch gehofft, aber so kann man sich irren. Jetzt bin ich allein und muss sehen, wie ich über die Runden komme.", seufze ich und lasse mich gegen die Lehne sinken. „Arbeitest du nicht mehr in dieser Modellagentur?", erkundigt er sich verwirrt. „Doch, doch. Ich bin mittlerweile Teilhaberin und Vize-Präsidentin der Firma. Das Geld ist auch nicht das Problem, aber mit wachsendem Körperumfang wird jede Kleinigkeit zu einer Mammutaufgabe, nach der ich mich erst einmal zwanzig Minuten ausruhen muss und wenn das Baby erstmal da ist, wird das ganze nicht einfacher.", erläutere ich ihm. „Du bist nicht allein. Ich bin für dich da. Du kannst für die restliche Zeit bis zur Geburt bei mir einziehen. Ich helfe dir und wenn dein Kind auf der Welt ist und du dich an den Alltag mit dem kleinen Würmchen ein bisschen gewöhnt hast, kannst du wieder in deine Wohnung ziehen und rufst mich einfach an, wenn du irgendwie Hilfe brauchst.", erklärt er mir aufgeregt, weshalb ich ihn ungläubig anstarre. „Was? Nein Andrew, das geht nicht. Das kann ich nicht machen, das...", stottere ich, doch er unterbricht mich. „Natürlich geht das. Du brauchst Hilfe und mein Haus ist groß genug, dass du und dein Baby für die Anfangszeit bei mir bleiben könnt. Lass mich dir bitte helfen Sheila. Ich sehe doch wie gestresst du im Augenblick bist, selbst wenn wir uns heute das erste Mal seit Ewigkeiten wiedersehen.", mit diesen Worten steht er auf, kommt zu mir um den Tisch und geht neben mir in die Knie. Vorsichtig legt er eine Hand an meine Wange, die andere ruht sanft an der Seite meines Bauches, wo ich mein Kind treten spüre. „Ich glaube, da ist gerade jemand überstimmt worden.", lächelt Andrew mich scheu an, was mir die Tränen in die Augen treibt. ‚Warum hatte ich nie den Mumm dazu, ihm zu sagen, was ich für ihn empfinde? Dieses Baby sollte seines sein, nicht das, von diesem Windbeutel Curt. Aber ich dumme Trine dachte damals ernsthaft, Curt würde mir über die Gefühle zu Andrew hinweghelfen. Doch als ich ihm heute das erste Mal seit dreieinhalb Jahren wieder in die Augen gesehen habe, kam alles wieder hoch. Ich liebe ihn noch immer.', denke ich traurig lächelnd während ich ihn ansehe, hart schlucke und ein leises „Ok.", über die Lippen bringe.

One Shots nach MaßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt