Tom Hiddleston - Falsche Unterstellungen

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Selig lächelnd gehe ich nach meinen Terminen in Richtung Heimat. Über meiner Schulter meinen Rucksack und einen Beutel mit Einkäufen für heute Abend. In meiner linken Hand trage ich meine Krücken, die ich glücklicherweise seit ein paar Tagen nicht mehr brauche, aber da ich meinen Freund überraschen möchte, bin ich noch immer alibitechnisch damit unterwegs. Außerdem ist, das ich wieder laufen kann, nicht die einzige Überraschung, die meinen Liebsten heute erwartet. Weiterhin lächelnd komme ich langsam in Sichtweite unseres Hauses, also ordne ich meinen Einkaufsbeutel ein wenig um und beginne den Rest des Weges an meinen Krücken zurückzulegen. Für den Fall, dass Tom aus dem Fenster sehen würde, wenn ich durch das kleine schmiedeeiserne Tor zu unserem Reihenhaus trete. Manchmal hat er mich auch bereits an eben jenem Tor erwartet und es für mich aufgehalten. Ein Hiddleston ist halt durch und durch ein Gentleman, selbst wenn er vor seinem eignen Haus völlig vermummt und verkleidet auf die eigene Freundin warten muss. Ja, für die breite Öffentlichkeit ist Thomas William Hiddleston noch immer Single und alleinstehend, obwohl ich ihn heute bereits seit zwei Jahren auf seinem Weg durchs Leben begleite. Mir ist aber auch bewusst, warum sein Management nicht will, dass unsere Beziehung bekannt wird. Ein gut aussehender Singlemann zieht eben mehr weibliches Publikum in die Kinosäle dieser Welt, als ein vergebener Mann, der möglicherweise im Begriff ist irgendwann zu heiraten. Auch wenn es mich unterbewusst ungemein belastet, dass ich mich nicht an seiner Seite zeigen kann, ihn nicht bei Premieren begleiten oder ihn am Set besuchen kann ohne jedes Mal ein riesiges Versteckspiel zu organisieren, verstehe ich es und das letzte, was mir in den Sinn käme, ist es, seiner Karriere im Wege zu stehen. Als das kleine Gartentor in meinem Blickfeld auftaucht, steht Tom jedoch nicht dort, was aber auch nicht weiter schlimm ist. Glücklich vor mich hingrinsend, stütze ich mich auf eine der Krücken, drücke die Klinke nach unten, schubse das Tor zu unserem kleinen Eigenheim auf und humple hindurch um es anschließend wieder zu schließen. Aus meiner Hosentasche krame ich erneut meinen Schlüssel heraus und sperre die Haustür auf. „Darling? Ich bin wieder zu Hause!", rufe ich in den Flur stelle die Krücken an der Garderobe ab und entledige mich meines Mantels und meiner Stiefel. ‚Wird Zeit, dass endlich wieder Sommer wird. Ich hasse den Winter.', denke ich etwas missmutig. „Immerhin liegt kein Schnee mehr und der Boden ist nicht mehr gefroren.", flüstere ich mir selbst zu und greife wieder nach meinen Gehhilfen, nachdem ich mir ebenfalls den Einkauf wieder um die Schulter geschmissen habe. „Liebling?", frage ich nochmals, da ich zuvor schon keine Antwort erhalten habe. Im Normalfall kommt von Tom immer eine Angabe zu seinem Aufenthaltsort, wenn er denn zu Hause ist. ‚Aber er muss doch noch daheim sein? Sein Mantel hängt doch noch im Flurschrank und auch seine Schuhe stehen noch an der Tür.', überlege ich, während ich langsam in die Küche humple. Dort angekommen, finde ich meinen Freund am Küchentisch sitzend, die Arme vor der Brust verschränkt und mit ausdruckslosem Blick in meine Richtung schauend. Lächelnd stelle ich meine Krücken am Tisch ab und hinke, mich an der Kante stützend, auf ihn zu. Gerade als ich ihm einen sanften Kuss geben will, dreht er sich von mir weg, erhebt sich von seinem Stuhl und bringt wieder Abstand zwischen uns. „Baby? Was ist los, was soll das?", frage ich verwirrt. „Wo warst du?", seine Stimme ist kalt und emotionslos, weshalb sich mein Magen augenblicklich verkrampft und Angst meine Adern durchfließt. „Was meinst du? Ich war bei der Physiotherapie!", antworte ich wahrheitsgemäß, auch wenn ich meinen Termin danach nicht erwähne. „Drei Stunden länger als gewohnt? Schon die letzten drei Wochen war es immer schon eine Stunde länger, aber heute gleich drei Stunden?!", zischt er mir entgegen und verschränkt wiederum die Arme vor seinem muskulösen Brustkorb. Geschockt versuche ich in seinem wundervollen Gesicht zu lesen, auf was er konkret hinauswill. In den beiden Jahren, die wir nun gemeinsam die Höhen und Tiefen des Lebens bestreiten, habe ich gelernt, jede noch so kleine Regung von ihm zu lesen und zu deuten. Auch aus seinen Filmen kenne ich jede einzelne Geste, jedes Mienenspiel und doch kann ich im Augenblick nicht deuten, was er mir sagen möchte, doch plötzlich... ‚Da! Ein genervtes Augenrollen, zwei abgehackte Atemzüge mit anschließendem Blick zu Boden, genau wie in seinen Filmen. Das ist jetzt bitte nicht sein Ernst oder?', denke ich entsetzt. Meine Kehle ist wie zugeschnürt, mein Mund wird trocken wie die Wüste Sahara und ich kralle mich an die Lehne des Stuhls auf dem Tom noch vor wenigen Sekunden saß. „Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?", meine Stimme ist bedrohlich leise, die Kälte, die ich hineinlege könnte vermutlich Metall zerschneiden. „Was meinst du?", erwidert er ebenso gefühlskalt. „Du unterstellst mir gerade bitte nicht wirklich, ich würde dich betrügen oder? Sag mir bitte nicht, dass du mir so etwas zutraust?!", flüstere ich den Tränen nahe. Mein Blick ist flehend und ein Kloß steckt in meinem Hals fest. „Und was sollte ich deiner Meinung nach denken?", spricht er gerade das aus, was ich nicht hören will. „Du kommst seit drei Wochen erst um drei statt um zwei nach Hause und heute is es bereits um fünf! Zu Anfang habe ich dir die Geschichte ja noch abgenommen, dass du deine Physiotherapie um eine Stunde verlängerst und hatte gedacht, dass du nach einer Woche wieder zu deinem alten Rhythmus zurückkehrst. Aber drei Wochen lang jeden Tag eine Stunde länger in der Physio und du gehst NOCH IMMER an Krücken? Und dann soll ich nicht denken, dass du mit deinem Therapeuten ins Bett gehst?", zunächst zischt er mich noch an, doch mit jedem Wort wird er lauter, bis er mich nahezu anbrüllt und die Hände auf den Tisch knallt, dass ich zusammenschrecke. Eine einzelne Träne rinnt mir dir Wange hinunter, allerdings ist diese nicht von Trauer ausgelöst. Heiße Wut durchzieht meinen Körper, meine Fingerknöchel treten weiß hervor, da ich mich noch immer an die Stuhllehne klammere. „Gerade DU unterstellst MIR eine Affäre? Ausgerechnet HEUTE?", schreie ich ihm entgegen. Diesmal ist es Tom, der zusammenzuckt. Ich bin nie, in den ganze zwei Jahren, laut geworden. Nicht einmal. Wir stritten allerdings auch nie wirklich, wenn er laut wurde, regte er sich über irgendwelche Schlagzeilen und Gerüchte über ihn auf. In diesen Situationen war ich immer sein Ruhepol. Sein Rückzugsort, der ihn jedes Mal wieder von seinen Schimpftiraden herunterbrachte, ihn liebevoll lächelnd in den Arm nahm und versicherte, dass wir das alles ohne Schaden überstehen würden. Völlig geschockt und ratlos sieht er mich an. „Nein!", flüstere ich als mich die Erkenntnis trifft. „Nein! ... Du hast nicht ernsthaft vergessen, was heute ist?", schluchze ich. „Was...? Ich...", stammelt er, sieht mich noch immer verwirrt an. „Du unterstellst mir heute..., an UNSEREM JAHRESTAG", schreie ich ihm diesmal halblaut an, „ich würde dich betrügen? ICH bin diejenige, die seit zwei Jahren jeden einzelnen Tag, den du nicht bei mir bist, Angst hat, dass sich irgendeine andere Frau an dich ranmacht, weil ich nicht als deine Freundin in Erscheinung treten darf. Seit zwei Jahren AKZEPTIERE und lebe ich damit, dass sich ein Schauspieler, der Single ist, besser verkauft als ein vergebener Mann, weil ich deiner Karriere nicht im Wege stehen will und trotzdem, wirfst du mir vor, dich zu hintergehen? Warum reißt du mir nicht direkt das Herz aus der Brust und trittst es kaputt?", mit diesen Worten greife ich mir auf Höhe meines Herzens an den Brustkorb, wobei ich trotz allem versuche möglichst ruhig zu bleiben. „Du bist doch diejenige, die seit drei Wochen immer später als gewohnt nach Hause kommt, was soll ich da wohl...", ich lasse ihn nicht ausreden, es reicht. Wütend werfe ich den Stuhl zu Boden, umrunde zügigen Schrittes den Küchentisch und beobachte mit Genugtuung, wie Tom entgeistert die Augen aufreißt. Im nächsten Augenblick klatscht es und der Kopf meines Freundes fliegt zur Seite. Der Abdruck meiner Hand zeichnet sich feuerrot auf seiner Wange ab. Noch immer geschockt, sieht er erst zur Seite zum Boden, eh er langsam seinen Blick wieder auf mich richtet. „Du kannst wieder normal laufen?", wispert er. „Das ist alles, was dir dazu einfällt?", entgegne ich. „Du hast einfach alles versaut! Ich hatte vor dich zu überraschen! Unter anderem damit! Seit drei Wochen quäle ich mich jeden Tag mit einer Extrastunde, damit ich endlich wieder fit bin und damit DU beruhigt nächsten Monat zum Dreh fahren kannst und damit niemand von unseren Freunden sich genötigt sieht, ständig bei uns herumzuklucken um mir zu helfen! Heute habe ich zwei Stunden länger gemacht, weil es die letzte Sitzung war und Javier sichergehen wollte, dass wirklich alles in Ordnung ist. Und JA ich habe einen Therapeuten! Einen VERLOBTEN, SCHWULEN Therapeuten nur mal so am Rande.", wettere ich mich in Rage, währenddessen Tom mich weiterhin stumm anstarrt. „Und in der letzten Stunde, bevor ich nach Hause gekommen bin, war ich einkaufen, um dir dein Lieblingsessen für heute Abend zu kochen, während du dein Interview und dein Meeting hast, und ...", ich halte inne, drehe mich von ihm weg und stütze mich erschöpft auf die Tischkante. „Und was Darling?", nun ist seine Stimme wieder weich, liebevoll und er macht einen zaghaften Schritt auf mich zu. „Sssssst..., das Recht, mich so zu nennen hast du dir für die nächste Zeit selbst verbaut!", herrsche ich ihn an. Wieder schimmern Tränen in meinen Augen. Damit wende ich mich meinem Einkaufsbeutel auf dem zweiten Stuhl zu und ziehe einen weißen Briefumschlag heraus. Sanft lächelnd streiche ich über die Vorderseite, doch mein Lächeln schwindet und ich pfeffere den Umschlag über den Tisch, sodass er vor Tom zu liegen kommt. „Im Moment hast du es nicht verdient, es anders zu erfahren.", spucke ich ihm verbittert entgegen. Als er den Brief öffnen will, fahre ich erneut dazwischen: „Nimm es mit, du musst zu deinem Meeting." Sein Blick wandert zur Küchenuhr über dem Herd. Kurz vor sechs. „Darling...", fängt Tom wieder an, doch ich trete an ihm vorbei auf dem Weg ins Obergeschoss zu unserem Schlafzimmer. „Spar es dir. Du hast ein Talent dazu, dir jegliche Überraschung zu versauen.", flüstere ich als ich nochmals auf seiner Höhe stehen bleibe, bevor ich den Raum verlasse.

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