Emmett Cullen - Auf Familie ist immer Verlass!

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Langsam laufe ich durch den Schnee auf Aro und seine Wache zu. Die Cullens und ihre Zeugen sehen mich ungläubig an, doch ich lasse mich davon nicht beirren. Selbstsicheren Schrittes gehe ich weiter auf das Oberhaupt der Volturi zu. Wenn er in seinen beinahe 4000 Lebensjahren auch nie wirklich Angst verspürt hat, seit gut 300 Jahren gibt es selbst für ihn so etwas wie einen Angstgegner. Mich. Ich mag, was meine Entstehung anbelangt ja vielleicht nicht einzigartig sein, doch was meine Vielzahl an Fähigkeiten angeht, bin ich in jedem Fall mehr als einmalig. „Aro, Aro, Aro, du willst dich nicht wirklich mit mir und meiner Familie anlegen oder?", frage ich leise doch dank unserer Vampirsinne versteht mich jeder einzelne auf diesem Feld, groß wie ein Fußballplatz. „Familie?", höre ich Edward in die Runde seiner Lieben fragen. „Ich werde euch später alles erklären, wenn ihr mich lasst.", wende ich mich ihnen zu. Stumm schauen sie zu mir herüber, nicken aber entschlossen und ich sehe förmlich in ihren Gesichtern, dass sie versuchen gedanklich eine Verbindung zwischen ihnen und mir zu finden. Als ich mich Aro wieder zuwende sage ich noch kichernd: „Edward und Alice, ihr könnt aufhören meine Gedanken lesen oder meine Zukunft sehen zu wollen. Das wird euch nicht gelingen." Nun ist dezentes Kichern in den Reihen hinter mir zu hören und auch ich muss grinsen. Doch als ich den Volturi wieder entgegenblicke ist mein Blick wieder kalt und emotionslos. „Kha... Khatuna? Was? Wie? Was willst du hier?", stammelt Aro. Caius schafft es nicht mir in die Augen zu sehen. Nur Markus lächelt mir wohlwollend zu. Er war schon immer der einzige der Volturi, der mich von Anfang an auf Augenhöhe und mit Respekt behandelt hat. Die anderen Beiden hatte ich erst das Fürchten lehren müssen, ehe sie mich Ernst nahmen. „Als ich hörte, dass ihr euren Palast in Volterra verlassen habt, um hierher zu reisen und dem Cullen-Clan etwas anzuhängen, was nicht wahr ist, nur um Alice, Edward und am liebsten noch Bella für die Wache zu rekrutieren, sah ich mich gezwungen einzuschreiten.", erwidere ich kühl, während ich mir gespielt gelangweilt auf die Fingernägel sehe. „Wir wollen ihnen nichts anhängen, wir sehen das Kind!", wird Caius lauter, was ihm einen Todesblick meinerseits einbringt. Sofort verstummt er kleinlaut und tritt einen Schritt zurück. „Vergiss nicht mit wem du sprichst, du unwürdiger lebewesenverachtender kleiner Wicht! Nur weil du fast 4000 Jahre auf diesem Erdenball existierst, hast du nicht das Recht, deine Stimme gegen mich zu erheben oder hast du vergessen, was ich dir antun kann? Brauchst du vielleicht eine kleine Gedächtnisstütze?", fauche ich ihn an, woraufhin er bloß den Kopf schüttelt. „Das wäre dir auch anzuraten Caius. Ja, ihr seht das Kind und ihr spürt, dass sie Körperwärme ausstrahlt, hört das Blut durch ihre Adern rauschen, welches von ihrem Herzen in Bewegung gehalten wird. UND ihr erdreistet euch dennoch zu behaupten, sie sei ein unsterbliches Kind?", schreie ich die beiden großkotzigen Oberhäupter der Vampirwelt vor mir an, die verlegen zu ihren Schuhspitzen starren. „Selbst wenn die Cullens und die Denalis und alle ihre Freunde, die dort hinter mir versammelt stehen, nie mit einem solchen Kind in Berührung gekommen sind, so wisst ihr bereits seit über 300 Jahren, dass solche Halbvampire existieren!", ich werde bedrohlich leise und funkle Aro mordlustig an. Er beginnt bereits sich vor Schmerzen zu krümmen, die ich ihm bereite. „Bitte! Hör auf, wir verschwinden hier!", fleht er mich an und ich lasse von ihm ab, was ihn aufatmen lässt. „Was hat sie getan? Was ist da passiert? Und was meint sie damit, dass sie seit 300 Jahren davon wissen?", höre ich Bellas verwirrte Stimme. „Ich weiß es nicht, aber sie wird es uns hoffentlich erzählen.", erklärt ihr ihr Ehemann, was mich leicht schmunzeln lässt. „Ich habe meinen Brüdern von Anfang an davon abgeraten, diese Aktion zu starten. Mir war von Beginn an bewusst, dass du davon erfahren wirst und das ganze nicht auf dir sitzen lassen wirst Kleines.", spricht Markus beruhigend auf mich ein. „Du warst schon immer der einzige von euch der wirklich nachdenkt, mein Guter.", lächle ich ihn an, bevor ich mich ernsten Blickes wieder Aro zuwende. „Verschwindet hier! Verschwindet und wagt es nicht noch einmal ohne Einladung dieses Land zu betreten. Erfahre ich, dass ihr doch auch nur eine Zehenspitze über diese Grenze setzt, dann Gnade euch Gott Aro. Du weißt sehr gut, dass ich dazu im Stande bin deine komplette Wache auf einen Satz auszulöschen. Dir ist genauso bewusst, dass du niemanden in deinen Reihen finden wirst, der sich mir entgegen stellt, deine Frischlinge vielleicht mal ausgenommen, die mich noch nicht kennen. Jetzt macht, dass ihr Land gewinnt und verschanzt euch wieder in eurem Palast und lasst meine Familie und deren Freunde in Frieden leben.", bei meinen letzten Worten drehen Aro und Caius sich auf dem Hacken um und geben das Zeichen zum Rückzug. Im nächsten Augenblick sind sie auch schon wieder in den Wäldern am Horizont verschwunden. Markus legt mir väterlich die Hand auf die Schulter und neigt respektvoll den Kopf vor mir. Ich erwidere die Geste, woraufhin auch er mit einem leichten Luftzug verschwunden ist. „Jetzt ist der Zeitpunkt um anzugreifen!", höre ich Wladimir und Stefan rufen. „Haltet bloß den Rand ihr beiden Großmäuler und macht euch lieber wieder zurück nach Rumänien. Wenn ihr euch mit den Volturi anlegen wollt, sucht euch jemand anderen als Verbündete.", fahre ich die beiden Krawallbrüder an, was sie mit einem erschrockenen Blick quittieren. „Wie sprichst du niederes Vampirwesen denn mit uns?", fragt das blassblonde Ekelpaket und versucht sich bedrohlich vor mir aufzubauen. Mag sein, dass er mich um einen halben Kopf überragt, aber so etwas interessiert mich nicht. Ich sehe ihm regungslos ins Gesicht, bevor sich meine Mundwinkel zu einem diabolischen Grinsen verziehen. Im nächsten Augenblick krümmt er sich vor mir und sinkt von Schmerzen gebeutelt zu Boden, wo Stefan sich nur wenig später zu ihm kniet. „Wlad, was ist mit dir?", fragt dieser angsterfüllt. „Ihm verknoten sich gerade schmerzhaft die Gedärme und auch seine Muskeln sind nicht wirklich entspannt.", gebe ich einfach zur Antwort. „Aber wie...?", flüstert der dunkelhaarige Rumäne. „Weil ich diese Schmerzquelle für ihn visualisiere, du niveauloser Crétin! Und jetzt verschwindet endlich, ihr seid ungebeten hier aufgetaucht, macht euch also endlich vom Acker.", zische ich den beiden entgegen, während sich Wladimir verwundert vom Boden erhebt, mich angsterfüllt ansieht und im nächsten Moment losrennt, dicht gefolgt von Stefan. Ich werfe den beiden einen letzten Blick hinterher, bevor ich mich den restlichen Wartenden zuwende. Über 30 Paar Augen richten ihre Aufmerksamkeit auf mich, doch ein paar golden glänzender Augen fixiert mich besonders. Er ist groß, breit gebaut und unwahrscheinlich gut aussehend. Emmett Cullen. Doch bevor mein Blick zu lange an ihm hängen bleibt, höre ich: „Wer bist du?", Carlisle ist auf mich zugetreten und mustert mich aufmerksam. Ich lächle ihn warm an. „Ist es möglich dieses Gespräch in etwas heimischerer Atmosphäre zu führen? Ich werde euch alles erzählen, was ihr wissen wollt.", versichere ich ihnen. Alle nicken und wir machen uns auf den Weg zum Wohnsitz der Cullens. Mittlerweile sitzen auch lediglich jene um mich herum. Die restlichen Zeugen haben sich bereits auf dem Weg zum Haus verabschiedet und sind wieder an ihre Heimatorte zurückgekehrt. Nun stehe ich hier, umrundet von meiner Familie, die nicht weiß, dass sie meine Familie sind. Um genau zu sein, ist es nur einer von ihnen in direkter Linie, das macht die anderen aber nicht weniger zu einem Teil davon. Einem Teil von mir. „In Ordnung. Zum Ersten möchte ich euch sagen, dass dies...", ich zeige auf mein Gesicht, „nicht mein wahres Aussehen ist. Eine meiner Fähigkeiten ist es meine Gesichtszüge so anzupassen wie ich es möchte. Deshalb kann ich mich auch ohne weiteres in der Sonne zeigen. Zum Zweiten muss ich gestehen, dass ich bereits einige Jahre hier in Forks und Umgebung lebe und euch aus der Ferne mit unterstützt habe. Und Bella und ihr anderen Highschoolabsolventen...", damit wende ich mich an die Neugeborene und die anderen Adoptivkinder, „Ich kenne dich sogar noch als Mensch, wir sind zusammen zur Schule gegangen.", erkläre ich. „Was?", ungläubig starrt sie mich an, weshalb ich sie lächelnd ansehe. Meine bisher roten langen Haare färben sich brünett und verkürzen sich ein wenig. Mein leicht längliches Gesicht wird etwas runder und meine aktuell grünen Augen werden braun. „Jessica???", ruft sie erschrocken als sie ihre Klassenkameradin in mir wieder erkennt. „Ich habe von Anfang an auf dich Acht gegeben und ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich dich getäuscht habe.", entschuldige ich mich bei ihr. Sie nickt nur sprachlos und starrt mich weiterhin an. „Ok und wie siehst du nun WIRKLICH aus und warum sagst du, dass wir deine Familie sind?", fragt Alice ungeduldig. „Wenn ich meine wahre Gestalt enthülle, könnte euch schon klar werden mit wem ich verwandt bin. Derjenige weiß aber nicht, dass ich existiere, geschweige denn, dass er mit mir verwandt ist, ich möchte also keine Vorwürfe hören.", werfe ich in die Runde und alle stimmen stumm zu. Mit einem letzten unauffälligen Blick auf Carlisle, der mit Esme schräg vor mir steht, richte ich mich auf und lasse mein wahres Aussehen zum Vorschein kommen. Braunes Haar wird durch hellblond ersetzt, zudem wird die mittlere Länge so lang, dass mein Zopf bis kurz vor's Steißbein reicht. Mein Gesicht wird wieder etwas länglicher und meine Augen nehmen den goldgelben Ton an, den die vegetarisch lebenden Vampire zur Schau tragen. Esme, Bella, Alice, Jasper, Edward und Carlisle sehen mich fassungslos an. Von Emmett ist nichts zu sehen. „Was zur...?", entfährt es Edward kaum hörbar, doch das Oberhaupt des Clans tritt vorsichtig auf mich zu. „Wie hieß deine Mutter?", ich spüre, dass er bereits ahnt, welchen Namen ich nennen werde und was es mit mir auf sich hat. „Dascha Tscherkova.", antworte ich meinem Vater. „Dascha.", wiederholt er leise und dreht sich langsam zu Esme, die erst ihn, dann mich mit aufgerissenen Augen ansieht. „Du meinst die Dascha, die du einige Jahrzehnte nach deiner Verwandlung in Russland kennen gelernt hast?", fragt sie. „Ja, bei ihr dachte ich, sie sei meine Gefährtin, aber als ich weg musste, stellte sich heraus, dass es nicht so war. Es tat weh, sie zu verlassen, aber es war nicht diese Leere, die ich gespürt habe, nachdem wir beide uns kennen lernten, als ich dich zum ersten Mal behandelt habe, zwei Jahrhunderte später.", antwortet er seiner Frau. „Sie hat dich geliebt, aber sie hat dir auch nie gegrollt, dass du weiter gezogen bist. Meine Mutter starb bei meiner Geburt, so wie Bella beinah gestorben wäre, hätte Edward sie nicht verwandeln können. Meine Tante zog mich auf. Sie hatte schon geahnt, dass du kein einfacher Mensch warst und dennoch gab sie mir die Liebe, die ich von meiner Mutter nicht mehr bekommen konnte. Von ihr erfuhr ich auch alles, was sie über dich wusste und da kam mir eine weitere meiner Fähigkeiten zu gute.", damit ziehe ich ein kleines Amulett aus der Tasche. „Du hast es meiner Mutter geschenkt, bevor du gingst. Sobald ich es berührt habe, wusste ich, wo du bist, wer du bist und was du tust. So konnte ich euch immer aus der Ferne im Auge behalten.", erkläre ich, als ich Carlisle das Schmuckstück in die Hand lege. In diesem Augenblick betritt Emmett die Terrasse auf der wir zusammensitzen und sieht mich entgeistert an. Im nächsten Moment breitet sich in meinem Körper eine unglaubliche Wärme aus, die ich vorher nie gespürt habe. „Warum siehst du jetzt plötzlich Carlisle so ähnlich?", fragt er gerade heraus, was mich zum Lachen bringt. Auch mein Vater muss schmunzeln. „Emmett, das ist Khatuna Tscherkova. Meine Tochter.", mit diesen Worten zieht er mich in seine Arme und ich vergrabe meinen Kopf an seiner Schulter.

One Shots nach MaßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt