Daniel Donskoy - Überzeugter Single - wirklich?*

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Mein erster Tag an einem RTL-Set. Bisher hatte ich lediglich kleinere Jobs bei kleinen Produktionen der öffentlich-rechtlichen Sender, aber nun habe ich endlich eine Anstellung bei einem der größten Privatsender Deutschlands an Land ziehen können. Und gleich als erste Regieassistentin. Kurz gesagt, ich bin nun die rechte Hand des Regisseurs oder in diesem Fall der Regisseure. Das Projekt, welchem ich zugeteilt wurde, haben sie mir bisher noch nicht verraten, doch als ich direkt vor einer Kirche aus dem Wagen der Produktionsfirma steige, ist mir direkt klar, dass ich bei Sankt Maik gelandet bin. Mit einem meiner Lieblingsschauspieler in der Hauptrolle. Daniel Donskoy. Ein verboten gut aussehender junger Mann mit wundervollen kupferroten Haaren und einem Lächeln, dass einen nur so dahinschmelzen lässt. Es gibt jedoch einen Haken. Er bezeichnet sich selbst als überzeugten Single in dessen Leben aktuell einfach keine Frau Platz hat. Aber selbst wenn dem nicht so wäre, hätte ich eh keine Chance bei ihm. Was sollte er auch von einer Regieassistentin wollen? Zu seinem Lifestyle würde eher eine Schauspielerin passen. Also was soll's. Unprofessionell wäre es obendrein und ich will meine erste große Anstellung nicht direkt wieder auf's Spiel setzen. Ich steige also aus dem Wagen, verabschiede mich von Tristan, meinem Fahrer und betrete das Set. In der Kirche wimmelt es nur so von Make-up-Artists, Kulissenbauern und Statisten, aber ich fühle mich sofort zu Hause. „Yolanda! Hier drüben!", höre ich Andreas meinen Namen rufen, während Oliver mich zu ihnen herüber winkt. Lächelnd gehe ich auf die beiden zu und will ihnen zur Begrüßung die Hand reichen, doch ich werde direkt und kurzerhand in eine freundschaftliche Umarmung gezogen. Nach einem kaum erwähnenswerten Moment des Zögerns erwidere ich die Berührung. „Schön, dass du da bist.", erklärt Oliver grinsend, wendet sich dann dem weiträumigen Kirchenschiff zu und ruft: „Hey Leute, das hier ist Yolanda LeRoy, unsere neue Regieassistentin. Seid ja lieb zu ihr, dass uns keine Klagen kommen. Wir wollen sie auf jeden Fall behalten." Unsicher sehe ich den anderen Mitarbeitern entgegen und winke ihnen vorsichtig zu. „Hallo Yolanda, herzlich Willkommen!", schallt es im Chor zurück und ich fühle mich augenblicklich aufgenommen und akzeptiert. Eine der Maskenbildnerinnen kommt direkt freudestrahlend auf mich zu und zieht mich ebenfalls in ihre Arme. „Hey, mein Name ist Inez. Ich bin die Chefmaskenbildnerin, herzlich Willkommen in der Sankt Maik-Familie.", lacht sie mir freundlich entgegen. „Hey, vielen Dank. Ich hoffe nur, dass ich auch mit allen hier gut auskommen werde.", erwidere ich ein wenig unsicher. „Ach was, das klappt ganz sicher. Du passt super hier rein. Aber das du nicht vor der Kamera arbeitest wundert mich viel mehr. So bildhübsch wie du bist.", langsam werde ich rot. Mit Komplimenten konnte ich noch nie umgehen. „Danke.", flüstere ich scheu und schaue verlegen zu Boden. „Ach komm, als ob dir das noch nie jemand gesagt hätte.", grinst sie mich frech an. Recht hat sie natürlich. Mehrfach wurde ich bereits von irgendwelchen Modelagenturen angesprochen und hatte auch einige hochkarätige Jobangebote auf dem Tisch ohne überhaupt jemals einen Modeljob absolviert zu haben. Allerdings fühle ich mich vor der Kamera nicht wirklich wohl. Ich wusele lieber dahinter herum und mache meine Späßchen mit der Crew und dem Cast in den Drehpausen. Gerade als ich Inez antworten will, ruft Andreas mir zu: „Yolanda..." „Yo reicht schon Herr Menck.", unterbreche ich ihn und kneife sofort die Augen zusammen, als ich bemerke, dass ich ihm ins Wort gefallen bin. „Entschuldigung, ich habe Sie unterbrochen.", setze ich kleinlaut nach, während ich mir, genervt von mir selbst, den Nasenrücken massiere. „Schon ok, Yo. Aber das mit dem siezen lassen wir bitte gleich wieder. Wir duzen uns hier alle und das gilt genauso für dich. Würdest du bitte unseren Hauptdarsteller aus seinem Interview oben im Pfarrbüro holen? Wir wollen gleich anfangen.", kichernd schubst er mich ein wenig an der Schulter nach hinten, so dass ich ebenfalls anfange zu lachen. „Ok, ok, alles klar Andreas. Ich bin schon unterwegs.", mit diesen Worten wende ich mich der Treppe, auf die er weist, zu um meinen ersten Arbeitsauftrag zu erfüllen.

POV Daniel
„Also Daniel eine letzte Frage noch.", lächelt die Reporterin mir professionell entgegen. ‚Dann mal los, ich ahne was da kommt.', überlege ich leicht genervt, erhalte jedoch meine Fassade aufrecht und lächle sie weiterhin an. „Na dann, Feuer frei!", grinse ich sie an und falte meine Hände in meinem Schoß. „Wie sieht es bei dir denn aktuell so in Sachen Liebe aus? Gibt es da eine bestimmte Frau in deinem Leben?", äußert die Reporterin ihre Frage und innerlich seufze ich auf. „Außer Arbeit passt im Moment fast nichts in mein Leben. Ich habe nicht einmal richtig Zeit für meine Familie und meine Freunde. Ist auch ganz gut so, so kann ich mal da und mal dorthin jetten, ohne mich bei jemandem zu rechtfertigen.", erwidere ich lächelnd. „Demnach brauchen wir auch nicht in allzu naher Zukunft auf eine Änderung hoffen?", fragt sie nochmal nach. „Eher nicht. Ich denke...", will ich gerade ansetzen, als es an der Tür klopft. Mit einem schnellen „Herein." meinerseits öffnet sich auch sofort die Tür und ich beginne augenblicklich, meine letzte Antwort im Interview zu bereuen. In der Tür steht eine junge Frau, Ende 20. Und was für eine Frau. Gertenschlank, eine Figur zum niederknien. Langes leicht gewelltes rehbraunes Haar, welches in einem lockeren Pferdeschwanz zusammengehalten wird, augenscheinlich unendlich lange Beine in einer engen schwarzen Stoffhose mit bequemen aber ebenso edlen Keilpumps. An der schlichten weißen Bluse steht der oberste Knopf offen und lässt einen dezenten Blick auf ihre wohlgeformte Oberweite zu, ohne das es obszön wirkt. Ihre traumhaften vollen Lippen sind in einem zarten Rotton geschminkt und die strahlend blauen Augen werden lediglich von Mascara und ein wenig Lidstrich umrahmt. Ich kann sie nur sprachlos anstarren. „Herr Donskoy? Mein Name ist Yolanda, ich bin die neue Regieassistentin und Andreas hat mich gebeten Sie zu holen. Der Dreh soll gleich anfangen.", bittet sie mich mit ihrer herrlich melodischen klaren Stimme. „Aha.", erwidere ich wenig einfallsreich und starre sie weiterhin nur an. „Herr Donskoy?", fragt sie nochmal und ich erwache aus meiner Trance. „Wie bitte? Ja natürlich, aber bitte nenn mich Daniel. Immer wenn ich Herr Donskoy genannt werde, fühle ich mich so unglaublich alt.", lache ich verlegen und erhebe mich. „Wir waren ja fertig, nicht wahr?", wende ich mich noch einmal halbherzig der Reporterin zu, verschwinde jedoch im gleichen Atemzug mit Yolanda aus der Tür der Pfarrbüros. „Perfektes Timing, diese Interviewerin wurde langsam nervig.", erkläre ich meiner Retterin, während wir gemeinsam die Treppe nach unten gehen. „Berufsrisiko würd ich das nennen.", antwortet sie schlicht und beschleunigt ihren Schritt als Olli und Andi in unserem Blickfeld auftauchen. ‚Oha, hab ich irgendetwas falsches gesagt? Oder irgendwas getan, was sie verärgert hat?', denke ich hektisch nach. Der Gedanke, dass sie nichts mit mir zu tun haben will, lässt mich beinah durchdrehen, dabei kenne ich lediglich ihren Namen und dass sie unsere neue Regieassistentin ist. ‚Was habe ich denn nur falsch gemacht?', sehnsüchtig sehe ich ihr hinterher, während sie sich ein wenig hinter unseren Regisseuren postiert.

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