Meine Beine setzten sich in Bewegung ohne mein zutun. Ich nickte den Frauen freundlich zu, drängte mich aber zielstrebig an ihnen vorbei.
Die unbekannte Schöne im roten Kleid lächelte schüchtern als ich vor ihr stehen blieb. Ich sagte nichts sondern hielt ihr lediglich die Hand hin. Zögerlich ergriff sie sie.
Die meisten Anwesenden drängten sich in einem Halbkreis um uns beide herum, beobachteten unseren Tanz.
Schon sehr früh in meinem Leben kam ich der Verpflichtung nach mehrere Tanz-stile zu lernen und perfektionieren, weshalb mir das hier nun wirklich sehr leicht fiel. Anders als ihr, wohl gemerkt. Ich hatte nach dem 3. Mal als sie mir auf den Fuß trat aufgehört mit zu zählen, aber es machte mir tatsächlich auch nichts aus. Früher oder später würde sie es lernen.
Ich betrachtete ihr schönes Gesicht, ihr leichtes Lächeln um die Mundwinkel, ihr Haar welches in leichten Wellen über ihrer Schulter lag und so den Blick auf die andere, zarte Schulter frei gab. Ihre blauen Augen waren wie unzählige Eiskristalle und durchbohrten mich förmlich.
Das Kleid schmiegte sich wie ein Verehrer um ihren Körper, der nahezu perfekt war, zumindest konnte ich das mutmaßen.Als sanftere Klänge angeschlagen wurden, legte sie ihre Hand zögernd auf meine Schulter, während die andere Hand in meiner verweilte. Mein Arm war um ihre schmale Taille gelegt und vorsichtig zog ich sie näher.
"Wie heißt du?" fragte ich. Nach kurzem, anfänglichen zögern antwortete sie schließlich...
"Carina... Carina Tromposa."
Ich nickte. Der Name war mir nicht geläufig und wenngleich ich auch unzählige Bars und Clubs besucht hatte über die Jahre, so fiel mir diese Schönheit nie ins Auge. Ging sie nie aus? Ich wollte mehr über sie erfahren, benötigte die Informationen wie ein Junky seine Drogen benötigte. Doch unser Tanz wurde je beendet, als mein Vater neben uns erschien.
"Entschuldigt die Unterbrechung... Allerdings solltest du dich auch den anderen Damen widmen, mein Sohn." Ohne auf meine Antwort zu warten zog er sich wieder zurück, stellte sich neben meine Mutter und schenkte ihr ein Glas Wein ein.
Diesen Teil der Tradition hielt ich immer für besonders ermüdend. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit unter den anwesenden Damen die richtige zu finden eher gering war, so war es doch Pflicht sich im Falle eines Falles auch mit allen anderen zu unterhalten & zu tanzen.
Widerwillig sah ich Carina in die Augen, meine Lippen waren nicht mehr als eine schmale Linie.
"Es tut mir leid, aber die Tradition verlangt..." begann ich, doch ich verlor den Faden als sie wissend nickte. Natürlich kannten alle im Land die Tradition in und auswendig, ich musste ihr also das Vorgehen nicht erklären.
Ihre Hand rutschte von meiner Schulter und sie trat einen Schritt zurück, verneigte sich leicht und gab mich für die Masse frei. Das passte mir überhaupt nicht.
Den restlichen Abend über suchten meine Augen immer wieder die Schöne, auch wenn ich gerade in einem Gespräch mit einer anderen war. Nur flüchtig sah ich sie, wie sie an der Seite stand mit einer Champagner Flöte und mich beobachtete. Kurze Zeit danach war sie verschwunden.
Die Feierlichkeiten näherten sich ihrem Ende, daher begab ich mich auf die Suche nach ihr. Doch sie war weg. War sie einfach gegangen!?
Mürrisch flogen meine Augen hin und her, suchten nach dem roten Kleid. Cico näherte sich mir, räusperte sich um meine Aufmerksamkeit zu erlangen und sprach dann in leisen Tönen...
"Sie ist gegangen, etwa vor 10 Minuten." Er entfernte sich wieder und geistesabwesend nickte ich.
Es war egal ob sie davon lief. Ich kannte ihren Namen und war gewillt, sie zu finden.
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Hide and Seek
RomanceEine Rose bringt Luca Voltoni dazu, ein ganzes Land nach der Liebe seines Lebens auf den Kopf zu stellen. Doch was, wenn er sie findet?