Lia Kapitel 50

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Der Weg zum Krankenhaus schien endlos. Meine Wehen kamen in immer kürzeren Abständen und die Schmerzen waren unmenschlich, doch ich wusste mit Luca an meiner Seite würde ich alles schaffen also biss ich die Zähne zusammen während er sich in den Verkehr einfädelte.

Ich versuchte mich abzulenken, dachte an den Tag an dem er um meine Hand anhielt und wie überaus fürsorglich und zuvorkommend er die ganze Zeit über war.
Seit diesem Tag war es, als hätte jemand einen Schalter in meinem Kopf umgelegt, denn an die Vergangenheit und somit an Franco, dachte ich überhaupt nicht mehr. Ich arbeitete solange es ging und genoss jeden einzelnen Moment mit Luca, für den Carina sogar so etwas wie eine kleine Schwester wurde. Immer häufiger waren wir zu viert, manchmal mit Antonio sogar zu fünft und es schien als bildeten wir eine eigene kleine Familie. Es war perfekt. Carina und Mike wurden ungefragt sogar schon als Paten unseres Kindes ausgewählt und widersprachen Luca bei seiner Verkündung darüber auch nicht. Stattdessen schienen sie sich wirklich zu freuen.

Das Krankenhaus Gebäude kam näher und so langsam ließ meine Geduld nach. Ich stöhnte und jappste bei jeder Traktion und bemerkte Luca's besorgten Blick, doch er konzentrierte sich weiter schweigend auf den Verkehr.
In den letzten Wochen und Monaten hatte er mehr Fach Zeitschriften und Bücher über die Geburt und Babys gelesen und kommentierte immer, das er vorbereitet sein wollte, was mich nur noch glücklicher machte. Doch gerade halfen ihm all die Sachen die er sich eingeprägt hatte wenig. Auf eine hochschwangere Frau an seiner Seite die fast schon grunzte konnte ihn niemand vorbereiten.

Endlich erreichte er den Eingang, hielt an und stieg aus. Keine 2 Minuten später kam er mit einem Rollstuhl zum Wagen, half mir hinein und dann ging eigentlich alles ganz schnell.
Vorab hatten wir uns für eine Wassergeburt entschieden und als man mir half mich aus dem dünnen Schwangerschaftskleid zu schälen, zog auch Luca seine Hose, Schuhe und Socken aus. Für ihn war es selbstverständlich mit in die Wanne zu steigen, also krabbelte er zuerst hinein, half mir dann und setzte mich vorsichtig zwischen seinen Beinen ab.

Seine Arme reichten nach vorne zu meinen und seine Hände hielten meine, während die Hebamme vor mir mich anfeuerte, damit ich presste. Gefühlt vergangen Stunden, schmerzhafte Stunden für mich...

Doch dann geschah es. Mit einem letzten kräftigen Druck kam die Erleichterung und alles wurde ganz still als unser Baby mit seinem ersten Schrei die Ankunft auf der Welt verkündete.

"Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Junge!" rief die Hebamme und reichte uns unser Kind. Er war absolut bildschön, hatte die selben Gesichtszüge wie sein Vater. Glücklich weinte ich, streichelte gleichzeitig das kleine Gesicht, während Luca hinter mir schniefte. Er war absolut gefangen in der Magie des kleinen Wunders vor uns.

Eine Woche nach der Geburt war es soweit.
Unsere Hochzeit.
Ich hatte mich dazu entschieden bis nach der Geburt zu warten, weil ich unser Kind defintiv und leibhaftig dabei haben wollte. Für Luca war das in Ordnung.

Mit Carina an meinem Arm, die mich zum Altar führte, schritt ich den kleinen weiß gekieselten Pfad entlang, während links und rechts von uns ein kleiner Teil von Luca's Familie saß, wie zb. Onkel Alberto und Tante Samira. Auch Luca's Mutter sowie Antonio waren unter den Gästen.
Mein bodenlanges weißes Kleid mit schmalen Rock und herzförmigem Samtbustier schien dank der kleinen Diamanten die darin eingearbeitet waren zu schimmern und zu glänzen.

Sobald Ich meinen zukünftigen Mann und meinen Sohn, der schlafend auf Papas Arm lag, erreichte, wollte ich schon wieder weinen, doch ich unterdrückte es.
Beide bekamen einen kleinen Kuss von mir, dann stellten wir uns dem Pfarrer gegenüber.
Wir selbst schrieben kein Gelübde, weil nichts von dem was wir uns sagen konnten dem Gefühl unserer Liebe gerecht geworden wäre, also hielten wir es simpel und antworteten beide mit 'JA ICH WILL'.

Mit Romeo auf dem Arm kam Luca näher und nachdem Ringtausch küsste er mich. Sein Maßanzug in dunklem grau mit weißem Hemd standen ihm ausgezeichnet. Er war, neben unserem Sohn, der schönste Mann der Welt.

Nach der Zeremonie feierten wir ausgiebig, tanzten und lachten. Ich hielt Romeo auf dem Arm, der von dem ganzen Trubel wenig mit bekam, wiegte ihn liebevoll und sanft, ehe ich abrupt stoppte. Luca stand direkt neben mir, unterhielt sich aber mit seinem Onkel. Er sah nicht, was ich sah.

Dino Voltoni's Schritte strotzen vor Selbstsicherheit, doch je näher er kam desto weniger anmutig wirkten sie.
Schließlich bemerkte Luca seinen Vater. Ernst blickte er ihn an, sah dann zu mir und Romeo.

"Wenn du...", begann Luca und war schon kampfbereit, doch sein Vater stoppte ihn mit der Hand in der Höhe.

"Bitte, hör mir zu, Luca. Mehr möchte ich gar nicht.", fing Dino an. "Ich bin nicht hier um zu streiten, oder um dir Vorwürfe zu machen. Wenn jemand Vorwürfe verdient hat, dann bin ich es. Ich war blind und ließ mich leiten von Gerede, auf das ich besser nichts gegeben hätte, doch so ist es nun mal. Du bist mein Sohn. Mein ein und mein alles.
Dich zu vermissen ist das schlimmste was mir je widerfahren ist."

Sein Blick glitt zu Romeo.

"Und mein Enkel... Meine Schwiegertochter. Ihr beide gehört zu dieser Familie und es tut mir aufrichtig leid, was ich getan habe. Ich weiß das es unverzeihlich ist, doch trotzdem bitte ich um Vergebung."

Ohne zu überlegen reichte ich Romeo an Luca weiter, öffnete dann meine Arme und nahm Dino, meinen Schwiegervater, in den Arm. Es kam mir vor als würde eine sehr große Last von seinen Schultern fallen, als er die Umarmung erwiderte. Als ich ihm wieder in die Augen blickte, waren da Tränen der Erleichterung.

Luca näherte sich als ich mich etwas entfernte und legte einen Arm auf die Schulter seines Vaters. Beide blickten gemeinsam auf Romeo herunter und lächelten. Auch Luca's Mutter kam näher, tätschelte kurz ihren Mann, ehe sie ihre Aufmerksamkeit ebenfalls auf Romeo richtete.

Die Familie war wieder vereint und gemeinsam schritten wir in eine neue Ära.

Auch wenn Wir nicht immer einer Meinung waren, so haben wir uns letztendlich zusammen gerauft und einer Zukunft stand nun nichts mehr im Wege.

Für mich, nein für Uns.... Begann unser gemeinsames Leben jetzt erst richtig.

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