Hide and Seek

Lia Kapitel 40

Ich wartete am Pool auf Luca's Rückkehr. Mit dem Blick fest auf das Tal unter mir gerichtet, hörte ich schließlich den Wagen der sich rasant näherte. Eilig lief ich zu den Steintreppen und wartete, bis er endlich in mein Sichtfeld kam. Sein Gesichtsausdruck wechselte von besorgt und wütend zu erleichtert. Er lächelte.

Hatte ihn die Auseinandersetzung mit seinem Vater zu schaffen gemacht oder war es wegen mir? Dachte er, ich wäre nicht mehr hier wenn er nach Hause käme?

Er sagte nichts als er mich erreichte, sondern schloss mich bloß in seine Arme. Ich erwiderte die Umarmung, atmete seinen herrlichen Duft ein und übte mich in Geduld, bis er endlich sprach.

"Ich hab ihm ein Ultimatum gestellt. Jetzt heißt es erstmal abwarten." begann er und ich konnte den inneren Konflikt nur erahnen, den er mit sich selbst aus machte.
Sein Vater war ihm wichtig, daß wusste ich, doch Luca wollte ihm die Grenzen aufzeigen und ich konnte nur hoffen, daß alles gut werden würde.

Ich hatte ihm von dem Treffen mit seinem Vater erzählt, besonders von der widerlichen Art die er mir gegenüber an den Tag gelegt hatte. Das er mir Geld bot um seinen Sohn " frei zu kaufen " war wie ein Schlag ins Gesicht und zeigte nur, daß er mich nicht kannte und offenbar auch kein Interesse daran hatte, dies zu ändern.
Meine Reaktion war vielleicht nicht angemessen, als ich schweigend vom Stuhl aufsprang und mich umdrehte und gehen wollte. Doch als sein Vater erneut nach treten wollte, spuckte ich ihm ins Gesicht. Das war eigentlich nicht meine Art und auch alles andere als richtig, doch ich handelte im Affekt. Warum war er so versessen darauf uns zu trennen? Erkannte er denn nicht, daß Luca tatsächlich glücklich war?
Man konnte natürlich sagen, daß ich ihm nicht den Reichtum bieten konnte, wie es vielleicht ein Supermodel schaffte, aber war Geld alles was in diesen Kreisen zählte? Was war mit Liebe und Loyalität!?

Ich kannte nicht den Ausgang dieses "Aschenputtel" Märchens doch ich wusste das ich an Luca's Seite sein wollte, ganz egal was geschah. Er hatte mir wieder Hoffnung gegeben und meine Lethargie beendet in der Ich so lange gefangen war.

"Was ist mit deiner Mutter? Sieht sie mich auch als Eindringling?" fragte ich schließlich. Ich erinnerte mich an das kurze aufeinander treffen und wie herzlich sie schien. Ich hoffte, daß wenigstens sie hinter ihrem Sohn stand und nicht dieselbe Meinung hatte wie ihr Mann.
Luca atmete hörbar aus und erklärte, daß sie der Diskussion beiwohnte, aber wohl keine Ahnung hatte. Das machte mich irgendwie traurig.

Wir blieben eine Weile draußen am Pool, jeder für sich in Gedanken vertieft, doch fest miteinander verbunden.

Plötzliches hupen ließ uns hoch schrecken. Ein Auto näherte sich und kurz darauf hörte man die klappernden Absätze auf der Treppe.

Carina kam mit Mike im Schlepptau auf uns zu gerannt, schien völlig außer Atem als sie uns erreichten.

"Oh mein Gott, Gott sei Dank. Ihr seid hier." pfiff sie. Verwundert und verwirrt blickten wir sie an.
"Ihr habt es noch nicht gehört, oder? Franco,... Dein Vater..., sie waschen sehr schmutzige Wäsche. Es tut mir so leid, Lia."

Ich wurde kreidebleich. Das geschah immer wenn Franco im Spiel war. Es verhieß nie etwas Gutes. Doch noch immer verstand ich nicht was los war.
Eilig liefen Carina und Mike zum Bungalow und schalteten den Fernseher ein.

Franco stand dicht bei Dino Voltoni, der gerade eine Pressemitteilung herausgab.

"Die Schlange hat ihre Zähne in das Herz der Voltoni gestoßen. Mein Sohn scheint verloren. Ich habe versucht, das ganze abzuwenden, doch es half nicht. Nun hat er sich von mir abgewendet, weil er geblendet wurde.
Der arme junge Mann neben mir, der ihr bereits zum Opfer fiel, sichert mir seine Unterstützung. Er hat mir bereits etwas überreicht, wovon ich ausgehe das Fräulein Sempini sehr daran interessiert ist, daß dieses Video Material niemals veröffentlicht wird. Daher rufe ich sie dazu auf, meinem vorangegangenen Angebot zuzustimmen.
Fräulein Sempini, wenn Sie dies sehen... Kontaktieren Sie mich umgehend.
Mir ist viel daran gelegen, meinen Sohn vor einer Katastrophe und Enttäuschung zu bewahren. Bitte werden Sie vernünftig. Vielen Dank."

Und damit endete die Mitteilung. Ich zitterte am ganzen Körper und niemand sagte etwas. Carina war die erste die zu sich zu kommen schien.

"Was ist das für ein Video Material von dem er da spricht? Lia?"

Fieberhaft überlegte Ich, doch ich konnte mich nicht daran erinnern das Franco je etwas von uns aufgezeichnet hatte. Was war also auf dem Band?

"Ich... Ich weiß es nicht. Ich schwöre es." antwortete ich. Es war die Wahrheit.

Luca schien so wütend, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Bevor ich ihn aufhalten konnte schlug er mit der Faust direkt auf den Bildschirm des Fernsehers wo ein Standbild seines Vaters und Franco zu sehen war.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging er und Mike folgte ihm. Doch als ich kein Motorengeräusch vernahm, war ich etwas beruhigt.

"Was ist das bloß für ne riesen großen Scheiße in der du da steckst?"

Auf die Frage meiner Freundin hatte ich erneut keine Antwort.

Ich war defintiv am Ende mit meinen Nerven und wie es schien, ging es Luca genauso.