Luca Kapitel 09

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Es wäre wahrscheinlich einfacher gewesen direkt einen Tisch im Azuré zu buchen, denn das Restaurant war in unmittelbarer Nähe. Doch ich wollte so viel Zeit wie möglich raus holen und entschied mich deshalb für ein Restaurant außerhalb der Stadt.

Auf dem Weg zum 5 Sterne Restaurant PIACE schwieg Lia mich an. Sie starrte aus dem Fenster. Also versuchte ich die Stimmung etwas zu lockern und ein Gespräch mit ihr anzufangen.

"Wohnst du schon lange mit Carina und ihrem Bruder zusammen?" versuchte ich es erstmal beiläufig. Immer noch sah sie aus dem Fenster, antworte knapp mit einem "Ja". War das Gespräch damit schon wieder beendet?

Als wir den Steinpfad zum PIACE entlang fuhren und das feudale Bauwerk sich vor uns zu erstrecken begann, wechselte Lia ihre Position, setze sich aufrechter und bestaunte die Fassade des Gebäudes. Das zwei stöckige Sandsteinhaus hatte auf der Rückseite einen großen Balkon, von dem aus man das ganze Tal überblicken konnte. Die hauseigene Tiefgarage war vor Jahren als Neubau abgeschlossen worden und konnte 50 Fahrzeuge beherbergen.

Als ich den Motor ruhen ließ, trat ein junger Mann näher. Er trug einen Anzug in weinrot, welches die Lieblingsfarbe des Besitzers wiederspiegelte und sich überall am und ums Haus herum durch Blumen, Teppiche und Vorhänge zeigte.

Ich stieg aus, reichte ihm meinen Schlüssel und umrundete dann das Auto um Lia die Tür zu öffnen. Widerwillig griff sie nach meiner dargebotenen Hand.
Als wir näher zum Eingang kamen, sprach sie endlich.

"Es ist wunderschön hier. Danke."

Es war nicht viel, doch es war etwas. Offenbar missfiel ihr der Gedanke in einem teuren Restaurant wie diesem zu speisen und doch war sie dem Zauber dieses Ortes unterlegen. Ich nickte ihr lächelnd zu und führte sie ins Innere und kaum hatte man mich entdeckt kam auch schon der Maitré auf uns zu, um uns zu unserem Tisch zu begleiten.
Vorsorglich hatte ich einen der schönsten Plätze auf dem großen Balkon reserviert.

Bevor er verschwand bestellte ich einen Monfortino. Der edle Rotwein passte zu allem, was sie kulinarisch anboten.

"Sind wir die einzigen Gäste heute Abend?" fragte Lia, als sie sich besorgt umsah und keine Menschenseele auf dem Balkon außer uns sah.

"Nein." antwortete ich knapp. Ich wollte ihr nicht verraten das ich den kompletten Balkon für uns gebucht hatte.
Wir bestellten Antipasti als Vorspeise, Spaghetti mit Meerrsfrüchten als Hauptgang sowie frisches italienisches Eis als Dessert und aßen schweigend, was mich dazu brachte die meiste Zeit fieberhaft nach etwas zu suchen, um sie aus der Reserve zu locken.

Bei anderen Frauen fiel es mir nie schwer und ehrlich gesagt war ich die meiste Zeit überaus froh darüber, wenn sie wenig sprachen, aber bei Lia störte es mich etwas. Besonders, da sie mich auf größt mögliche Distanz halten wollte.

Sie genoß den Wein und das Essen sichtlich, wobei ihr Blick aber stets auf die Aussicht gerichtet blieb. So konnte sie umgehen mich anzuschauen. Ihr Blick fiel dabei auf die kleine Steintreppe, die seitlich am Haus entlang verlief und in der Tiefe verschwand.

"Wo führt diese Treppe hin?" fragte sie mich und sah ernsthaft neugierig aus.
Ich stand auf, richtete mein Jacket und hielt ihr die Hand hin. Eine stumme Aufforderung, mir zu folgen.
Der Wein hatte sie etwas gelockert, denn anstatt ihre Hand in meine zu legen, griff sie nach meinem Arm und hielt sich daran fest. Kurz vor der Treppe blieb sie stehen.

"Dürfen wir da überhaupt runter? Ich will keinen Ärger..." Ihr Augen beäugten mich skeptisch.

"Wir dürfen hier alles und werden keinen Ärger bekommen. Vertrau mir." versprach ich und wollte weiter laufen. Doch sie stand immer noch still.

"Wie kannst du dir da so sicher sein? Kennst du etwa den Eigentümer?" fragte sie.

Ich trat näher an sie heran, so nah, daß ich den leichten kirschartigen Geruch ihrer Haut wahrnehmen konnte und blickte ihr tief in die Augen.

"Ich bin der Eigentümer."

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