Lia Kapitel 20

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Mit tierischen Kopfschmerzen wurde ich wach. Ich hatte keine Ahnung wo ich war, oder bei wem. Das gedimmte Licht neben dem Bett in dem ich lag war mir vollkommen fremd.
Dann erkannte ich im Sessel in der Ecke eine Gestalt. Ich sah die Umrisse, doch es war zu dunkel um etwas zu erkennen.

Erschrocken riss ich die Decke hoch und schaute auf mich herab,.... Ich hatte immer noch meine Sachen an. Entspannt atemte ich aus.

"Wie geht's dir?" ertönte eine Stimme. Für einen Moment war ich verwirrt. Luca? Dann erkannte ich das Bett. Ich weiß nicht wie, aber ich war tatsächlich in Luca's Bungalow und entgegen allem was ich zu wissen glaubte, hatte er scheinbar meine Situation nicht ausgenutzt.

Ich zog die Decke hoch bis zu meinem Hals. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Schließlich antwortete ich...

"Besser als verdient, schätze ich...." Er erhob sich langsam und ich sah, daß er noch immer das selbe trug wie im Club am Abend zuvor. Als er näher kam reichte er mir eine Wasserflasche die ich begierig austrank und ihm wieder reichte. Er sah müde aus, aber das gedimmte Licht schmeichelte ihm auch.

"Was... Was ist passiert?" fragte ich ihn. Ich wusste es ernsthaft nicht.

Mit einem gewissen Abstand zu mir setzte er sich auf die Kante des Bettes. Er ließ den Kopf in seine Hände fallen und fuhr sich dann mehrmals durchs Haar als er sprach...

"Ich hab dich in einer Bar in der Nähe des Clubs gefunden.
Du warst.. Naja... Sagen wir du warst nicht mehr ganz Herr deiner Sinne, was den Anwesenden sehr gefiel. Du hast auf einem Tisch getanzt."

Erschrocken über diese Offenbarung starrte ich ihn verlegen an. Oh Mist.

"Bevor es ausarten konnte, hab ich dich raus geholt. Keine Sorge. Ich wusste nicht wohin, weil Carina und Mike in deiner Wohnung waren und ich sie nicht wecken wollte, also brachte ich dich hierher. Ich hoffe das ist in Ordnung."

Als er das sagte ging es mir noch schlechter. Hatte er etwa die ganze Nacht aufgepasst? Ich traute mich nicht zu fragen, ich hatte schon genug angerichtet. Mehr als ein Danke bekam ich nicht heraus.

NICHT NUR das ich ihm nach der gemeinsamen Nacht wohl zu Unrecht einen Korb gegeben habe, nein, sondern auch das er sich trotz allem um mich kümmerte, OBWOHL er es nicht musste, brachte mich dazu ihn in einem ganz anderen Licht zu sehen. Mein schlechtes Gewissen plagte mich.

Er stand auf und ging aus dem Schlafzimmer, kam aber kurz darauf wieder und hielt mir ein Tablett mit Essen vor die Nase. Der Geruch von frischem Brot kroch mir in die Nase und mein Magen drehte sich. Vorsichtig begann ich zu essen und beobachtete, wie er wieder zu dem Sessel hinüber ging und sich kraftlos darauf fallen ließ.

"Luca?"
...

"Ja?"
...

Ich schlug die Decke etwas zur Seite um ihm Platz zu machen. Er sah mich skeptisch an. Ich tätschelte die freie Seite um ihm zu signalisieren, das es okay war. Langsam stand er auf und setze sich mit dem Rücken ans Kopfteil. Ich reichte ihm ein Brot mit Parmaschinken und hoffte das er wenigstens auch etwas essen würde, wenn er schon nicht geschlafen hatte.

"Ist schon okay, Lia. Iss." sagte er nur und lehnte ab. Schweigend tat ich, was er wollte.

Nachdem ich etwas im Magen hatte, das kein Alkohol war, suchte ich die Toilette auf. Die Klamotten einer anderen Frau fielen mir direkt ins Auge und ein kleiner Stich in meinem Herzen machte sich bemerkbar. Verwirrt blickte ich auf den Knäuel. Eilig erledigte ich mein Geschäft, wusch mein Gesicht und stolperte zurück, als mir Luca entgegen kam.

"Es... Ähm. Ich... Ich wollte nicht, also... Ich meine... Ich habe nicht gewusst..." stammelte ich, verbarg mein Gesicht in dem ich auf den Boden schaute...

Als er an mir vorbei und ins offene Badezimmer schaute, wusste er was los war. Er sah den Kleider Knäuel auf dem Boden und atmete hörbar aus.

"Sieh mich an, Lia."

Ich hob den Kopf, meine Augen waren gefüllt mit Zweifeln und Tränen. Seine Hand lag an meiner Wange als er wieder sprach...

"Ich war richtig sauer auf dich, nach der Sache im Café. Ich habs nicht verstanden und wollte das tun, was du offenbar mit mir getan hast. Dich aus meinem System bekommen. Aber es is nichts passiert. Ich hab bereut das ich dir nicht sofort gefolgt war und als ich mit dir zurück zum Bungalow kam, hab ich sie weg geschickt, was ich schon viel eher hätte tun sollen. Tut mir leid."

Seine Ehrlichkeit überraschte mich und ich glaubte ihm. Jedes Wort. Ich hatte die Frauen gesehen die sich ihm an den Hals warfen und sie waren bildschön. Anders als ich.
Für einen Moment verweilten wir so, seine Hand an meiner Wange, unsere Augen, die miteinander verflochten waren. Als stünde die Zeit still.

Für mich war es so.

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