Hide and Seek

Lia Kapitel 42

Ob es eine denkbar dumme Idee war, nicht auf Luca und Mike zu warten und stattdessen selbst einen Besuch bei meinem verhassten Schwiegervater in Angriff zu nehmen? Ja.
Carina predigte es mir, seit wir ins Taxi gestiegen waren. Sie bestand darauf mitzukommen und da ich ohnehin etwas Gesellschaft brauchte, nachdem Luca so überstürzt aufbrach, war es mir nur recht.

"Von allen den blöden Ideen bisher,...." fing die wieder an, doch ich fiel ihr ins Wort...

"Ist das hier die dümmste, ich weiß. Das sagtest du bereits." Ich lächelte sie an, weil ich wusste das nichts was ich sagen würde ihre Wut schmälern konnte.

Ich hatte genug von Versteck Spielchen und weglaufen. Es war Zeit zu kämpfen, genauso wie es Luca schon von Anfang an tat. Erst kämpfte er um mich und nun tat er es für mich, ich konnte nicht länger wie ohnmächtig daneben sitzen.

Es dauerte eine Weile bis wir das Anwesen der Voltoni erreichten, schließlich lag dieses in Santori. Carina's Telefon klingelte, doch auf Wunsch von mir hob sie nicht ab, sondern drückte Mike weg.

Inständig hoffte ich, daß Luca in Ordnung war und die beiden nicht unsere Hilfe benötigten, aber ein Teil von mir wusste das Luca mit allem klar kam, also atmete ich beruhigt aus und konzentrierte mich auf das was vor mir lag.

Ich hob die Faust und klopfte laut und stark an die Tür. Ein älterer Mann öffnete uns und schaute mich an. Ich erinnerte mich an ihn : wir waren uns in der Nacht der Rose schon einmal begegnet, als er mich einließ. Wortlos trat er zur Seite, weil er offensichtlich wusste wer ich war und wer in diesem Hause mein Ziel sein würde.

Also traten wir ein und folgten ihm, bis wir zum hinteren Teil des Hauses, der in einer riesigen Terrasse endete, stehen blieben. Der Garten vor mir glich einem Paradies.

An einem etwas entfernten Tisch saßen zwei Personen. Ich erkannte Antonia Voltoni, Luca's Mutter. Und seinen Vater, der eine Zeitung zu lesen schien... Antonia wiederum redete ununterbrochen auf ihren Mann ein. Langsam näherten wir uns.

"... Du sollst dich nicht einmischen, das habe ich dir mehrfach gesagt. Er ist alt genug, kein kleines Kind mehr. Er wählt selbst wen er liebt, Dino!" schimpfte Antonia ihren Mann.

Endlich sah Dino von seiner Zeitung auf. Sein Gesicht glich einer wütenden Fratze.

"Es reicht, Frau! Du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe. Diese Frau ist durch und durch verdorben. Ich kann diese Beziehung nicht unterstützen und erst recht nicht gutheißen. Ich handle in Luca's Interesse, auch wenn er das im Moment nicht so sehen mag. Und damit endet die Debatte nun endgültig!" polterte er zurück.

Wütend darüber wie er über mich und über Luca sprach, räusperte ich mich schließlich, was mir zwei erschrockene Gesichter bescherte. Sie hatten meine Anwesenheit nicht wahrgenommen.

"Mr. Voltoni, Mrs. Voltoni. Wir sollten uns mal ernsthaft unterhalten." begann ich und zwang mich zu lächeln.
Ein leichtes nicken von Antonia bestärkte mich in meinem Tun, als ich schließlich um die beiden herum lief damit ich Dino ins Gesicht sehen konnte. Vor ihm blieb ich stehen und verschränkte die Arme. Carina folgte mir, blieb aber stumm.

"Was auch immer sie glauben über mich zu wissen ist falsch. Franco ist ein Meister der Manipulation. Das war er schon immer und besonders ich war dafür sehr empfänglich, was ich zu meiner Schande zu geben muss.
Aber das ist das einzige was ich je falsch gemacht habe. Ich habe einem Menschen vertraut, der bei jeder Gelegenheit schamlos ausnutzte, wie naiv ich war. Mir ging es nie um Franco's Vermögen, denn er hatte nie welches. Ganz gleich was er ihnen erzählt hat. Wir waren ein Paar, das stimmt, doch ich trennte mich. Und er, er... Stellte mir nach, bedrohte mich. Weil er mich zurück haben wollte.
Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen wie oft er fremd ging oder mich schlug wenn er wieder einmal sauer oder betrunken war. Nicht er ist hier das Opfer!" erklärte ich und hoffte das wenigstens ein Bruchteil dessen, was ich sagte bei ihm ankam.

Ehe er antworten konnte, kam der Mann herbei, der mir zuvor die Tür geöffnet hatte. Er übergab Dino ein Tablet und verschwand wieder. Darauf zu sehen war die Reporterin, die mich schon einmal interviewt hatte.

"Mein Name ist Ariana Porkali und ich habe gerade Exklusiv-Material erhalten in dem es um Fräulein Sempini geht. Neben mir zu sehen ist Luca Voltoni, der mir die Aufnahmen eigens überbracht hat. Herzlichen Dank dafür. Können Sie mir sagen was auf den Aufnahmen zu sehen sein wird?" fragte die Reporterin interessiert und Luca straffte seine Schultern.

Er blickte direkt in die Kamera als wüsste er das seine Eltern aber auch Carina und ich hier waren um das zu sehen.

"Es werden seit geraumer Zeit Lügen über Fräulein Sempini verbreitet, die ihr Ex Freund Franco in die Welt gesetzt hat. Die Aufnahmen widerlegen ALLES. Es wird Zeit das die Lügen und Hetze gegen sie aufhören, denn ich werde kämpfen. Für sie, für uns. Ganz gleich was sich irgendwer noch einfallen lässt um uns zu trennen. Spielen Sie es ab. Es lohnt sich. Es lohnt sich, genau hin zu sehen und zu hören!"

Den letzten Satz betonte er so sehr, daß ich dachte er galt seinem Vater. Gespannt startete Ariana die Aufnahme und zuerst war das Bild dunkel, doch nach und nach wurde es heller. Ein Holzboden war zu sehen, sonst nichts. Doch Luca's Stimme und die von Franco waren zu hören.

Bevor die Aufnahme endete sah man Franco und Luca im Bild, direkt vor einem Fernseher. Alles was zuvor gesagt wurde erklärte das gestoppte Bild das man auf dem Bildschirm sah. Offenbar wollte Franco mit dieser Fälschung nicht nur meinen Ruf ruinieren, sondern auch die Beziehung zwischen Luca und mir und vor allem Dino und Luca sabotieren.
Ariana war so geschockt von dem Inhalt, das sie schwieg und wie Antonia die Hand vor den Mund hielt.

Luca trat nochmal ins Bild und sah ernst in die Kamera.

"Die Show ist vorbei."

Dann unterbrach die Übertragung und Carina und ich kehrten um. Ich wollte zurück zu Luca.

"Fräulein Sempini,..." hielt mich Luca's Vater auf, doch ich lief weiter.

"Klären Sie das mit Ihrem Sohn, Dino. Dann reden wir." unterbrach ich ihn harsch. Ich wollte einfach nur noch nach Hause.

Luca war Mein Zuhause.