Mit einer Hand fest am Lenkrad raste Ich den Kiesweg zum Hause meiner Eltern hinauf, hielt direkt vor der Treppe an und ließ den Motor laufen als ich ausstieg.
Ich vergaß meine guten Manieren.Noch bevor mir die Tür von Cico geöffnet wurde, knallte ich sie auf und wurde von 2 Augenpaaren angestarrt.
Mutter hielt eine Tasse in der Hand, als hätte ich sie gerade beim trinken gestört und als sie mir ins Gesicht sah, drehte sie sich ruckartig zu Vater herum der wieder unbeeindruckt von meinem Auftritt einem Zeitungsartikel nach ging.
"Dino, was hast du getan?" fragte Mutter anklagend, während Ich mich festen Schrittes näherte.
"Er ist zu weit gegangen!" rief ich beabsichtigt laut.
Tatsächlich ließ er sich Zeit auf uns zu reagieren, faltete die Zeitung sorgfältig zusammen, den Blick stur auf die Buchstaben gerichtet.
Dann legte er die Hände auf der Lehne des Clubsessels ab und schaute zu mir."Es war ein Test. Einem jungen Mädchen, welches keine finanziellen oder materiellen Reichtümer besitzt genau das anzubieten im Austausch für meinen einzigen Sohn der das Erbe sichert."
Fassungslos starrte Mutter ihn an, die offenbar von alledem nichts wusste, während Ich schäumte vor Wut. Zum allerersten Mal in meinem Leben war ich wütend auf meinen Vater und ich wollte das er genau den selben Schmerz fühlte, den er Lia und mir zugefügt hatte.
Als er aufstand und sein Jacket richtete, trat ich näher. So nah, daß sich unser beider Nasen fast berührten.
"Ich bin fertig mit diesem ganzen Scheiß! Dir geht es doch überhaupt nicht um mich sondern bloß darum, daß Ich das tue was Du möchtest! Das die Tradition fortgesetzt wird, koste es was es wolle!" schnaubte Ich wütend.
Er hob eine Hand und legte sie auf meine Schulter. Seine Augen suchten meine, während ich mit geballten Fäusten vor ihm stand.
"Ich weiß du verstehst das jetzt nicht. Aber früher oder später wirst du es." Er ließ von mir ab, drehte sich herum und ging auf das Fenster zu, welches einen Blick auf den Garten freigab. "Wenn man in einer Welt wie unserer lebt und in der Öffentlichkeit hoch angesehen wird, dann ist es wichtig das man sich genau anschaut wen oder was man in sein Leben, an seine Seite lässt. Es gibt genügend Hochzeitsschwindler, die nur hinter dem Ruhm, dem Namen und dem Geld der Voltoni her sind. Aus diesem Grund habe ich Fräulein Sempini diesem Test unterzogen."
Für einen Moment war es still im Raum und niemand bewegte sich.
"Zu meiner Überraschung..." fuhr er fort, "hat sie mein Angebot abgelehnt. Sie war sogar fast beleidigt, das ich ihr das überhaupt unterbreitet habe."
"Ich weiß alles, verharmlose es nicht, Vater! Sie hat dein Angebot nicht nur abgelehnt, sie hat dir sogar bewiesen das du genauso NUR sterblich bist wie sie. Du bist nichts besseres, nur weil du Geld hast." konterte Ich trocken.
Er drehte sich zu mir und starrte mich an. Sein Mund war eine gerade Linie, sein Blick schien wütend, daß verriet auch seine Körperhaltung.
"Nichtsdestotrotz hat sie bewiesen, daß sie nicht dazu gehört. Nicht zu dir, nicht zu dieser Familie. Ihre Reaktion darauf war der Beweis! Sie ist kein guter Mensch, keine ehrbare Frau, sondern eher jemand die sich leicht beeindrucken und ins Bett locken läßt. Und deshalb will ich..."
Es geschah alles so schnell. Mit ein paar Schritten war ich wieder direkt vor ihm und die Ohrfeige die er von mir kassierte, schockierte nicht nur ihn. Ich hatte so etwas noch nie getan, doch jetzt war es zu spät. Seine Hand glitt zu der Wange, die hochrot anlief.
"Wenn ich Lia gewesen wäre, hätte ich mehr getan als dir ins Gesicht zu spucken. Es ist widerlich wie du über sie redest und denkst, ohne sie zu kennen.
Weißt du was Vater? Ich scheiß auf Dich. Genauso wie auf diese dämliche Tradition die ihr so krampfhaft aufrecht erhalten wollt. Entweder akzeptierst du meine Entscheidung oder wir haben uns nichts mehr zu sagen."Immer noch schockiert starrte der alte Mann mich an. Ich erwartete auch keine Reaktion von ihm. Zu gegebener Zeit würde er sich schon dazu äußern und vielleicht hätte er endlich etwas Einsicht über sein Fehlverhalten. Doch bis dahin wollte Ich nicht mehr mit ihm sprechen und auch nicht im selben Raum mit ihm sein.
Ich ging zu Mutter hinüber die das ganze Theater mit Tränen in den Augen verfolgte, gab ihr einen Kuss auf die Wange und verließ das Anwesen meiner Eltern.Ich stürmte zum Wagen und fuhr mit über 200 Sachen auf direktem Weg zurück zum Bungalow, wo Lia auf mich wartete. Zumindest hoffte Ich das. Es hätte Mich nicht gewundert, wenn Vaters Verhalten sie zur Flucht gezwungen hätte. Aber selbst wenn... Ich wusste wie sie über uns, über mich dachte.
Und egal was geschah, ich würde sie immer suchen und finden.
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Hide and Seek
RomanceEine Rose bringt Luca Voltoni dazu, ein ganzes Land nach der Liebe seines Lebens auf den Kopf zu stellen. Doch was, wenn er sie findet?