Lia Kapitel 18

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".... Ja, verdammt. Ich weiß nicht was du angestellt hast aber du solltest her kommen und mit ihm reden. Bitte, Lia." schrie Carina mir förmlich ins Ohr. Ich hörte im Hintergrund das Stimmengewirr und die laute Musik und hatte ein schlechtes Gewissen ihrer Einladung heute Abend nicht nach gekommen zu sein.

Den ganzen Tag über, nachdem Luca fluchtartig das Café verließ, begleitete mich diese graue Regenwolke und ich wollte nichts weiter als diesen Tag als abgeschlossen zu betrachten. Also lehnte ich Carina's Vorschlag ab, tanzen zu gehen und landete stattdessen früh im Bett. Ihr Anruf weckte mich nicht, da ich ohnehin wach lag und über vieles nachdachte.

Ich stand vor dem Spiegel und begutachtete mich. Ich trug ein blaues Bandeau Kleid das mir bis zu den Knien reichte und sich in seidigen Falten um meine Schenkel ergoss. Das Taxi welches ich kurz nach dem Telefonat mit Carina bestellte, hupte vor dem Haus. Eilig ging ich hinunter und stieg ein.

Ich hatte mir noch keine Gedanken gemacht, was ich zu ihm sagen würde. Ich es war nicht meine Absicht seine Gefühle zu verletzen.... Ich wollte mich doch bloß selbst schützen. Gott verdammt, Lia!
Seit der Beziehung mit Franco hatte ich alle Avancen von Männern kategorisch abgelehnt. Bei Luca entwickelte sich das zunehmend schwerer, weil er sich ernsthaft etwas aus mir machte...

Ich kam vor dem Club an und trat ein. Der Bass schlug heftig und schnell im Takt meines Herzens. Heute Abend war der Laden brechend voll, überall tanzten die Menschen. Es war unmöglich in diesem Getümmel meine Freundin oder Luca zu finden.

Ich lief zur Bar und bestellte mir einen Shot, als sich zwei Frauen neben mich gesellten. Die Blonde von den beiden wedelte sich Luft zu, während sie mit ihrer Freundin sprach... "Ich glaube heute Nacht werden wir Spaß haben. Er scheint bereit für uns beide zu sein. Wird nur Zeit das er uns mit zu sich nimmt..."

Eigentlich wollte ich die beiden nicht belauschen oder beobachten, aber ich tat es. Meine Augen wurden größer als ich sah, zu wem sie gingen. Luca stach aus der Menge heraus. Sein Gesicht war hart, ohne jede Spur von Spaß oder Freude und doch lächelte er kurz als die beiden Frauen auf ihn zu kamen. Sie schmiegten sich an ihn. Meine Kinnlade knallte herunter.

"Tja.. Ja.. Die beiden kleben ihm schon den ganzen Abend am Hintern.."
Die Stimme von Carina riss mich aus meiner Starre.

Ich schaute sie an und dann wieder zurück zu Luca. Es war ne bescheuerte Idee hier aufzutauchen. Ich fasste ihr an die Schulter und wollte mich gerade auf den Weg nach draußen machen, als die neuste Eroberung von Carina neben mir auftauchte.

"Lia, richtig? Wusste gar nicht das du heute Abend kommst. Ich bin Mike!" schrie er über die Lautstärke der Musik hinweg.

Ich lächelte höflich, wollte aber dennoch flüchten. Dann spürte ich seinen Blick auf mir. Luca.
Vorsichtig drehte ich mich vom Ausgang weg und schaute in seine Richtung. Mit einem Drink in der Hand und den beiden Frauen an seiner Seite beobachtete er mich. Er wirkte kühl und distanziert, nicht nur wegen der Distanz die zwischen uns lag.

Sein Blick war düster. Er kam nicht zu mir, machte auch keine Anstalten mich zu sich zu locken. Wieder sagte ich mir selbst, daß es eine scheiß Idee war, her zu kommen. Ich entschuldigte mich bei Carina und Mike und verließ den Club.

Als ich draußen ankam, lief ich erstmal ziellos ein paar Meter. Die kühle Abendluft streichelte meine vollkommen überhitzte Haut.

"Lia." Er sprach meinen Namen mit soviel Bedacht aus und erschrocken sah ich in seine Richtung. Noch immer war da dieser düstere Blick mit dem er mich strafte.

"Luca, ich..." begann ich, doch er hielt mich auf als er mich an fuhr.

"Was machst du hier?" fragte er schroff und sah mich dabei skeptisch an.

Tja, ja... Was machte ich eigentlich hier? Was hatte ich erwartet? Offenbar hatte er sein Augenmerk auf die beiden Frauen geworfen, die sich ihm regelrecht an den Hals warfen.

Ich lächelte verzweifelt, blickte gen Himmel und biss mir auf die Lippen, ehe ich ihn wieder ansah. Ich hatte keine Antwort parat. Im Hintergrund sah ich die zwei Frauen, die torkelnd auf uns zu kamen. Die Blonde gab sich besonders Mühe seine Aufmerksamkeit zu erwecken, während die dunkelhaarige ein Taxi rief.

"Baby, wir wollen los. Du wolltest uns doch deinen Bungalow zeigen..." lachte sie ihn an. Als das Taxi direkt bei uns zum stehen kam, verstand ich.

Er würdigte keine der beiden eines Blickes, sondern sah stattdessen mich an. Die Frauen krochen ins Taxi und ihre Rufe nach ihm wurden bettelnder.

"Du solltest deine Freundinnen nicht warten lassen. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend..." sagte ich, drehte mich rum und lief los.

Irgendwas an dieser ganzen Sache verstörte mich,.. Nein... Es fühlte sich nach Schmerz an. Vor weniger als 24 Stunden lag ich noch in seinem Bett und alles was danach geschah, zeigte mir nur das ich diesen Moment als ich ihn in mir spüren konnte, ein Fehler war. Er hatte sich direkt nach anderen umgesehen.

Als ich einige Straßen weiter stehen blieb, hielt ich mich vorn über gebeugt an meinen Knien fest. Tränen brannten in meinen Augen. Seit Franco hatte es niemand mehr geschafft mir so nahe zu kommen und ich bereute jede einzelne Sekunde die ich mit Luca verbracht hatte.

Er war genauso ein Schwein wie alle anderen. Und er lieferte mir den Beweis ohne mit der Wimper zu zucken.

Ich war hier auf offener Straße und wollte keineswegs das mich jemand weinen sah, doch ich konnte es nicht einhalten. Mit verschwommener Sicht lief ich schließlich weiter.

Nach heute morgen hatte ich gehofft mich ihm erklären zu können... Aber offensichtlich wollte er keine Erklärung. Er hatte seinen Spaß mit mir und das hatte wohl genügt.

Gedemütigt lief ich nach Hause.

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