2. Versuch Sanare

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Blinzelnd öffne ich meine Augen und warte bis sich diese an die Dunkelheit um mich herum gewöhnt haben. Mein Kopf dröhnt und das vertrocknete Blut klebt mir noch immer am ganzen Körper. Ich friere und durch meine Kleider kann ich den eiskalten Boden unter mir spüren. Langsam schaffe ich es genauere Umrisse zu erkennen und blinzle verwirrt. Während ich mich aufrichte, blicke ich mich vorsichtig um. «Ach du Scheisse...», entfährt es mir. Ich habe in den letzten Jahren ja bereits einiges erlebt, aber sowas hatte ich jetzt wirklich noch nie.

Ich befinde mich in einer kleinen, fensterlosen Nische. Die Wände und der Boden sind feucht und schimmlig, der Verputz bröckelt bereits ab. Zu meiner linken befindet sich eine Öffnung, die jedoch mit dicken, rostigen Eisenstäben versperrt ist. Zittrig rapple ich mich auf und stolpere auf den Ausgang zu. Mit schwitzigen Händen umfasse ich die Stäbe und rüttle versuchsweise daran, doch trotz des offensichtlich hohen Alters, bewegen sie sich keinen Millimeter. Ich werde hektisch und beginne panisch an den Stangen zu zerren, gebe jedoch schon nach kurzer Zeit entmutigt auf und setzte mich wieder auf den Boden.

Plötzlich erscheint ein Mann in meinem Blickfeld, woraufhin ich sofort zurückweiche. Zitternd blicke ich ihm entgegen, während ich mich stumm frage, was er von mir will. Obwohl ich bereits eine dunkle Vorahnung habe...

An etwas anderes als das Leben auf der Strasse, kann ich mich nicht erinnern. Dort musste ich von Klein auf lernen zu tun, was nötig ist, um zu überleben. Auch wenn dies bedeutete Schlösser zu knacken, in Häuser einzubrechen und zu stehlen. Ich musste lernen auf mich selbst aufzupassen und selbst in den härtesten Zeiten alleine durchzukommen. Jedoch gab es eine einzige Sache, der ich nie entkam. Männern. Männern und ihren Gelüsten.

Ich reisse mich von meinen Gedanken los und presse mich fest an die Wand, in der Versuchung dem Typen vor der Zellentür zu entkommen. Dieser mustert mich aus dunklen, gefährlichen Augen von oben bis unten, bevor er ein überhebliches Grinsen auflegt und bedrohlich schnurrt: «Wie ich sehe sind deine Prellungen und Platzwunden bereits alle verheilt...» Ertappt zucke ich zusammen. Schon seit ich klein war, scheinen meine Verletzungen schneller zu heilen, als bei anderen. Das ist praktisch, wenn man auf der Strasse aufwächst und immer mal wieder mit jemandem aneinandergerät. Der Mann lacht wissend und ruft dann laut: «Sie ist endlich wach, ihr könnt sie jetzt herausholen. Wir starten mit Versuch Sanare.»

Jetzt bekomme ich richtig Panik. Anscheinend hat der Typ etwas ganz anderes vor als ich zuerst dachte, nur bezweifle ich, dass es etwas viel Besseres ist. Die Tür öffnet sich schwerfällig und zwei stämmige Typen mit Schusswaffen am Gürtel, stapfen auf mich zu. Ängstlich quetsche ich mich in die Ecke, doch die Männer packen mich einfach nur an den Armen und zerren mich grob aus der Zelle. Im Versuch mich zu wehren, strample und trete ich verzweifelt um mich, doch als ich sogar versuche dem einen in den Arm zu beissen, quittiert dieser dies mit einem harten Schlag auf meinen Kopf und ich gebe geschlagen auf. Ohne grosse Anstrengung schleifen sie mich also durch einen unterirdischen Gang, an mehreren gleichen Zellen, die teils bewohnt, Teils unbewohnt sind, vorbei. Wo bin ich da bloss reingeraten?, frage ich mich stumm.

Mittlerweile sind wir in einem grösseren Raum angekommen. Die Wände hier sind, wie überall, aus grobem Stein. Als ich mich im Raum umblicke, beginne ich am ganzen Körper zu zittern. Ich erblicke viele seltsame Maschinen und mehrere Leute, die weisse Arztkittel tragen und umher huschen, sich Dinge notieren und mit Spritzen und allen möglichen anderen Geräten herumhantieren.

Die Typen führen mich in eine Ecke, in der ich einen metallenen Tisch erkenne, wo sie mich mühelos draufheben und dann unsanft nach unten drücken. Ich versuche mich zu wehren, doch die Männer schnallen mich mit irgendwelchen Dingern am Tisch fest, so dass ich mich jetzt nur noch wenige Zentimeter bewegen kann und vor Angst beinahe keine Luft mehr kriege. Sofort kommen einige der Ärzte oder was das sind, herangeeilt. Während ich vor Schreck wir erstarrt daliege und mühsam Luft in meine Lungen sauge, hantieren diese ungestört an mir herum. Ich habe keine Ahnung was genau sie machen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass mir unter anderem jemand Blut entnommen hat.

Shadow and Ice: Die Vergangenheit als Begleiter  (Loki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt