Shadow and Ice: Die Vergangenheit als Begleiter (Loki ff)

21. Schlechte Träume

Pov. Loki:

Hilflos halte ich sie in meinen Armen und wiege ihren zitternden Körper, während sie leise schluchzt. Ich will gar nicht wissen, was gerade in ihr vorgeht, doch ich vermute, dass sie mit Erinnerungen von Hydra kämpft. Sie sagte sie hätten sie entführt, also werden sie sie vermutlich ebenfalls in einer Zelle gefangen gehalten haben. Ausserdem habe ich ja bereits am Vortag erlebt, welch schreckliche Angst sie vor dem Eingesperrt sein hat.

Nach einer Weile fällt sie dann endlich in einen unruhigen Schlaf. Immer wieder zuckt sie heftig zusammen und mehrmals schreit sie leise auf oder beginnt, noch immer schlafend, wieder zu weinen. Auch ich werde oft von Albträumen heimgesucht. Ich schaudere, als ich an Thanos und seine Foltern denke, doch ich bin noch immer ein Gott und sie, 'bloss' eine zarte Midgard Frau. Welche Qualen sie wohl durchstehen musste, um solch eine Angst und ein solch starkes Misstrauen aufzubauen. Mittleidig drücke ich sie an mich, als mich ein grünlicher Schein aufblicken lässt.

«Mutter...», murmle ich leise und schaue beschämt weg. Natürlich ist sie nicht wirklich hier – Odin würde das niemals zulassen. Es ist bloss eine Illusion von ihr. Trotzdem bin ich glücklich sie zu sehen.

Als ich jedoch wieder zu ihr aufblicke, hat sie nur Augen für Raven. Ich sehe ihr sofort an, dass sich beim Anblick, der zierlichen jungen Dame, ihr Mutterinstinkt eingeschaltet hat. Verwundert fragt sie mich: «Wer ist sie?» «Sie hat den Avengers geholfen. Aber sie ist anders. Sie versucht alles und jeden zu verstehen und zu helfen. Ihre Augen sehen Dinge, die anderen verborgen bleiben oder über die sie sonst einfach hinweg schauen. Sie hat ein unglaublich grosses Herz...», antworte ich flüsternd, während ich sie betrachte und ihr eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht streiche. Ihre Stirn ist heiss und fühlt sich fiebrig an.

Mutter beobachtet mich lächelnd. «Du magst sie», stellt sie zufrieden fest. Ich schweige.

Als Raven im Schlaf heftig zusammenzuckt und leise schluchzt, erkundigt sich Mutter besorgt: «Was hat sie?» Nachdem ich die noch immer angespannt träumende Raven, mit sanften Worten dazu bringen konnte, sich wieder etwas zu beruhigen antworte ich traurig: «Das Schicksal hat es nicht gut mir ihr gemeint. Sie hat mir ein wenig von ihrer Vergangenheit erzählt. Sie musste schreckliches durchleben und das meiste hat sie mir wahrscheinlich noch nicht einmal gesagt. Das Ganze hier, bringt alles wieder hoch... Sie wirkt gegen aussen stark und kriegerisch, dabei ist sie so unglaublich sensibel und zerbrechlich. Man muss sehr sanft und geduldig mit ihr sein.»

Vorsichtig kniet sich Frigga neben uns. Leise flüstert sie ihr ins Ohr: «Ich hoffe wir lernen uns einmal persönlich kennen. Du tust ihm gut, weisst du? Er braucht jemanden wie dich, der ihn aufbaut und unterstützt. Er ist nicht so stark wie er sich gibt. Er braucht viel Zuneigung und Aufmerksamkeit. Kümmere dich gut um ihn, ja?» Von ihren liebevollen Worten gerührt, blinzle ich mir aufkommende Tränen aus den Augen. «Es tut mir leid, Mutter...», hauche ich, doch sie schüttelt den Kopf und murmelt: «Schhhh. Sag nichts Loki. Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen. Ich weiss, dass du es nie einfach hattest und ich bin mir sicher, dass du schwerere Beweggründe hattest, um Midgard anzugreifen, als um einen Thron besteigen zu können. Deshalb bin ich umso glücklicher für dich, dass du jemanden wie sie gefunden hast.»

«Danke Mutter. Ich liebe dich...», verabschiede ich mich heiser von ihr, bevor sich ihre Illusion auflöst. Jedoch nicht, bevor sie mir noch leise ins Ohr raunte: «Ich liebe dich auch, Loki. Pass gut auf sie auf...»

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Pov. Raven:

Müde öffne ich meine Augen und setzte mich mit schmerzendem Kopf auf. «Guten Morgen», begrüsst mich Loki. Beschämt stelle ich fest, dass er mich wohl die ganze Zeit in seinen Armen gehalten hat. Ein zartes rot, färbt meine blassen Wangen. «Wie lange habe ich geschlafen?», erkundige ich mich schüchtern. Gelassen antwortet er: «Nur ein paar Stunden...» Gedankenverloren nicke ich.