Shadow and Ice: Die Vergangenheit als Begleiter (Loki ff)

33. Was ist Real?

Ich behalte meine Augen fest geschlossen. Wenn ich so tue, als wäre ich noch bewusstlos, lassen sie mich vielleicht in Ruhe... Mein schlotternder Körper verrät mich jedoch und ein leises Schluchzen verlässt meine Lippen. Sofort beisse ich mir auf die Wange. Scheisse!

«Raven?», fragt eine besorgte Stimme. Voller Panik reisse ich die Augen auf und blicke geradewegs in Lokis grüne Augen. «Nein!», hauche ich entsetzt und springe auf. Mir wird schwindelig und ich taumle.

Die Türe wird aufgerissen und Bucky kommt hereingehechtet. Sofort nimmt er mich in den Arm und drückt mich fest an sich. «Hey, hey!», versucht er meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mein wirrer Blick findet langsam den von Bucky. Eindringlich flüstert er mir zu: «Raven, du bist hier! Hörst du?! Du bist nicht mehrt dor – das war nicht echt! Das war nur ein Gedankenspiel von Wanda!» «Nein... Nein...», murmle ich verwirrt, «Das war echt... Er war dort... Ich habe ihn gesehen! Er lebt noch! Das war echt! Ich weiss es! Ich weiss es...» «Schhhh...», murmelt er mir ins Ohr und nimmt mich schützend in seine starken Arme. Als er meinen Rücken berührt, zucke ich bei der Erinnerung kurz zusammen.

«Wie geht es den anderen?», frage ich mit zittriger Stimme. Leise erklärt Loki: «Nachdem Wanda dich verhext hat, sind die Zwillinge abgehauen. Jedoch haben sie vorher noch den Hulk auf eine nahegelegene Stadt losgelassen... Die anderen, die sie erwischt hat sind ebenfalls noch ziemlich verstört. Vor allem Natasha ist seit dem Vorfall sehr schweigsam. Dich hat es jedoch mit Abstand am schlimmsten erwischt. Im Gegensatz zu den anderen warst du auch die ganze Zeit ohnmächtig. Hätten wir es nicht selbst gesehen, wie sie dich erwischt hat, hätten wir eher gesagt, sie habe dir eines übergebraten.» Ich nicke abwesend.

Erst jetzt Blicke ich mich richtig um und stelle erstaunt fest, dass ich das Zimmer kenne. «Wir sind bei Clint zu Hause», spreche ich meine Gedanken laut aus und beruhige mich langsam. Die Erinnerungen verfolgen mich jedoch immer noch und ich glaube noch immer nicht so ganz, dass das nicht echt war. Jedenfalls verstehe ich Tony jetzt ein wenig besser. Was die anderen wohl so gesehen haben? Ich werde sie jedenfalls nicht danach fragen.

«Du wusstest, dass Clint ein Haus und eine Familie hat?», fragt Bucky erstaunt und holt mich aus meinen Gedanken. Ich nicke. «Naja, die anderen schienen es nicht zu wissen. Alle, ausser Natasha», erzählt Loki. Sobald er den Namen Natasha in den Mund nimmt, verspanne ich mich ein wenig. Ich kann das Gefühl von Eifersucht noch immer nicht so ganz ablegen. Jedenfalls erklärt, dass dann auch weshalb er damals gelogen hat und gesagt hat, ich hätte seine Kleider und nicht die seiner Frau gestohlen. Schnell erzähle ich den beiden davon. Sie lachen leise. «Der Shadow Soldier, bricht in das Haus einer Familie ein, um Kleider zu stehlen», witzelt Bucky. Wütend blicke ich ihn an. «Das ist nicht witzig!», fauche ich ihn an, «Ich hätte Clint beinahe umgebracht, als er mich erschreckte!»

Bevor einer der beiden anderen etwas erwidern kann, betritt besagter den Raum und stellt erfreut fest: «Raven, du bist ja wach! Na los, komm mit. Ich will dich meiner Familie vorstellen. Das hätte ich ja schon letztes Mal gemacht, aber du schienst es ziemlich eilig gehabt zu haben...» Er lacht leise und zieht mich hinter sich her, nach unten. Loki und Bucky bleiben oben und grinsen mir mitleidlos hinterher. Tolle Unterstützung.

Unten angekommen begrüsst mich Clints Frau freundlich: «Hallo Raven. Du bist ja endlich aufgewacht. Schön zu sehen, dass es dir wieder besser geht.» Erst bin ich etwas überfordert, bevor ich zu stammeln beginne: «Also das von damals... Das wegen deinen Kleidern... Das... Ich... Also das tut mir leid... Ich...» Mit einem sanften Lächeln unterbricht sie mein peinliches Gestammel: «Ach das macht doch nichts. Ich habe noch so viele andere Kleider und sonst kann ich mir einfach neue kaufen. Das passt schon.» Ich will ihr widersprechen, doch sie lässt mich nicht ausreden und stellt sich stattdessen vor: «Ich bin Laura. Clint hat mir viel von dir erzählt. Ach, und das sind meine Kinder Lila und Cooper.» Dabei deutet sie auf die beiden Kinder die gerade in den Raum gestürmt kommen und sich auf Clint werfen. Das Mädchen ist ein wenig älter als der Junge.