Pov. Raven:
Rumlow führt mich mit dem kalten Lauf der Waffe an der Schläfe, nicht wie erwartet in meine Zelle, sondern eines der vielen Labore. Sogleich kommt auch schon einer der Ärzte, welche für Hydra arbeiten auf mich zu und injiziert mir ohne Vorwarnung eine zähflüssige, orange Flüssigkeit in den Hals. Als ich mit der Hand nach oben fahre, haben sie die Nadel bereits wieder entfernt und sind schon fast wieder aus der Tür heraus verschwunden. Wie in Trance reibe ich mir über die leicht brennende Einstichstelle.
Erst langsam sickern die vergangenen Ereignisse in meinen Verstand. Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken kann, was genau gerade geschehen ist, zieht Rumlow meine Aufmerksamkeit auf sich. «Hast du wirklich gedacht, du könntest uns besiegen?», lacht er dieses grässliche, herablassende Lachen. In seinen Augen kann ich jedoch sehen, wie er vor Wut kocht. Gefährlich leise erklärt er: «Du magst vielleicht glauben der Winter Soldier sei dein Freund, doch glaub mir, wenn ich dir sage er ist es nicht. Er ist nichts anderes als eine Maschine. Eine Marionette, dessen Fäden ich in der Hand halte. Wenn ich ihm sage er soll dich trainieren, tut er das. Wenn ich ihm sage er soll dich bekämpfen, tut er das. Und wenn ich ihm sage er soll dich umbringen, dann tut er das verdammt noch mal auch! Und zwar ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Der Winter Soldier ist nicht mehr als das, was ich ihm befehle zu sein.» Tränen sammeln sich in meinen Augen, doch ich befehle mir, sie wegzublinzeln. Vor Rumlow werde ich keine Schwäche zeigen. Nicht jetzt.
Dieser fährt nun lauter fort: «Und was dich angeht, so will ich so etwas, wie gerade eben, nie mehr erleben! Hast du das verstanden?! Nachdem die Gehirnwäsche bei dir nicht funktioniert hat, habe ich offensichtlich zu schnell aufgegeben. Es war ein Fehler, dich so lange ohne Kontrolle herumrennen zu lassen. Aber das wird sich jetzt ändern...» Mit diesen Worten hebt er meinen Arm hoch und zieht mir einen Dolch über die Haut. Vehement entreisse ich mich seinem Griff, woraufhin er mir verärgert eine Schmiert. Mit funkelnden Augen blicke ich zu ihm auf, sage jedoch nichts. Zufrieden hebt er erneut meinen Arm und starrt auf die Wunde, welche seltsamerweise noch nicht wieder verheilt ist. Das muss an dem Mittel liegen, welches sie mir zuvor gespritzt haben.
Ungeduldig winkt Rumlow eine der Ärztinnen heran und flüstert ihr etwas zu, woraufhin sie davoneilt und kurz darauf mit einer weiteren Spritze in der Hand zurückkehrt. Ich versuche gar nicht erst mich zu wehren, als sie mir diese wenig sanft in den Oberarm spritzt. Bereits nach wenigen Minuten wird mir schwummerig und kurz darauf speiübel. Benommen will ich mich an etwas abstützen, greife jedoch ins Leere und breche gleich darauf zusammen.
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Als ich wieder zu mir komme, liege ich auf dem harten Boden meiner Zelle. Von der Strasse bin ich es mir gewöhnt auf dem Boden zu schlafen, aber die Feuchtigkeit schmerzt trotzdem unangenehm in meinen Gliedern. Während ich mich langsam aufrichte, wischt meine schnelle Selbstheilung das unangenehme Gefühl jedoch schnell weg. Verschwommen erinnere ich mich daran, wie sie bei Rumlow den Dienst versagt hat, doch mittlerweile bin ich mir sicher, dass dies an der orangen Spritze gelegen hat.
Stöhnend streiche ich über meinen schmerzenden Nacken und ertaste dabei ein kleines Pflaster. Direkt unter dem Haaransatz scheinen sie etwas an mir herumgepfuscht zu haben, denn unter dem Wundverband spüre ich eine Naht und gleich unter meiner Haut sitzt etwas kleines, hartes fest. «Wir nennen es E.S.C», erklärt Rumlow, als er aus dem Schatten hervortritt, «Kurz für Electrical Signal Mind Control. Na dann lass uns mal schauen, ob es auch funktioniert...»Aus seiner Tasche zieht er ein kleines, schwarzes Display hervor, worauf er kurz herumtippt. Dann plötzlich ist mein Kopf, wie leergefegt. Da ist nichts mehr. Nicht einmal diesen unsäglichen Hass auf Romlow, verspüre ich noch. Dieser lächelt zufrieden, doch es interessiert mich nicht. Es ist als hätte er mit einem Knopfdruck meine gesamtes Ich einfach ausradiert.
«Und jetzt auf mit dir zum Training. Ich will ja nicht, dass du meinetwegen noch etwas verpasst», drängt er mich. Geschwind husche ich an ihm vorbei und verschwinde in Richtung Trainingshalle. Wie ferngesteuert marschiere ich auf die Türe zu, öffne sie, betrete den Raum und schliesse sie wieder. Erst als ich das Klicken des Schlosses höre, kann ich wieder klar denken. Mein Kopf wird von Gedanken und Gefühlen überströmt und für einen kurzen Moment wünsche ich mir die Taubheit von vorhin zurück.
Sie haben es geschafft..., schiesst es mir dann entsetzt durch den Kopf. Sie haben es geschafft mich zu einer ihrer willenlosen Marionetten zu machen. Die Erkenntnis trifft mich so hart, dass ich mich erst einmal hinsetzten muss. Den Kopf vergrabe ich tief in meinen Händen. Ein Teil von mir will nur noch weinen, doch der andere, neue Teil von mir wispert mir leise ins Ohr: Es bringt nichts. Sie haben gewonnen und du hast verloren. Es ist vorbei...
«Raven...?», schreckt mich eine vorsichtige, beinahe lautlose Stimme auf. Langsam erhebe ich mich wieder und wende mich Bucky zu. Seine Augen sind wieder wach und klar, doch voller Schuld. Seine Hände zittern und als er auf mich zukommen will, bleibt er bereits nach wenigen Schritten wieder stehen. Verloren blickt er zu mir herüber, bevor er heiser flüstert: «Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid... Sobald ich in meiner Zelle war habe ich mich wieder erinnert. An alles. Ich wollte das nicht... Selbst als ich nicht wusste, wer du bist, wollte ich das nicht...» Seine Stimme bricht.
«Sie haben es geschafft...», erwidere ich bloss. Verwirrt blickt er mich an. «Oh Bucky...», raune ich geschlagen, während ich mir abwesend über den Nacken fahre, «Sie haben es geschafft. Sie nennen es E.S.C. – kurz für Electro Signal Mind Control. Damit kann er mich nun ebenfalls befehlen und steuern, wie er es will...» Nun kommt Bucky doch noch – ganz vorsichtig – auf mich zu. Langsam, so dass ich genug Zeit hätte ihm auszuweichen, nimmt er mich in den Arm.
Ich habe keine Angst vor ihm. Gestern hatte ich es. Oh ich hatte solch panische Angst, dass ich durch die Hand, der einzigen Person sterben würde, die mir je wichtig war. Doch mit den letzten Ereignissen, scheint unser gestriger Kampf völlig bedeutungslos. Die Blutergüsse an meinem Hals sind durch meine schnelle Selbstheilung bereits wieder verblasst und meine Nase wurde schon unzählige male gebrochen. Zwar ist gestern noch etwas viel Tieferes in mir gebrochen, doch nur weil ich erkannt habe, wie schnell Hydra eine geliebte Person absorbieren und gegen dich wenden kann. Egal wie ich einmal sterben werde, gestern bin ich das erste und zum Teil mal, durch die Hand von Hydra gestorben.
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Shadow and Ice: Die Vergangenheit als Begleiter (Loki ff)
Fiksi PenggemarRaven ist 14 Jahre alt und lebt, seit sie sich erinnern kann auf der Strasse. Jedoch nimmt ihr Leben eine tragische Wendung, als sie von Hydra entführt wird und deren Experimenten zum Opfer fällt. Damit jedoch noch nicht genug... Plötzlich kommen au...