Shadow and Ice: Die Vergangenheit als Begleiter (Loki ff)

25. Rückkehr

Pov. Loki:

Gemeinsam mit den anderen Wachen nähere ich mich ihrer Zelle. Ich wollte nicht wieder zurück in dieses Gefängnis, also habe ich meinen Tod vorgetäuscht und mich als Wache getarnt zurück nach Asgard geschlichen. Dabei habe ich mich den anderen Kriegern angeschlossen, die Raven zum Bifröst begleiten und zurück nach Midgard senden sollen.

Als wir um die Ecke biegen höre ich Thor gerade noch leise flüstern: «Er hat es leider nicht geschafft...» Gespannt warte ich auf Ravens Reaktion, welche sich gerade in Wolfsgestalt befindet. Sofort erkenne ich den Schmerz und die Angst in ihren Augen, als sie ihre flauschigen Ohren, die ich so oft gekrault habe, anlegt und einige Schritte zurückweicht.

«Aber ich habe noch mit Odin gesprochen. Er hat gestattet, dass du wieder auf Midgard zurückdarfst. Ich nehme dich jetzt gleich mit...», versucht Thor, Raven wenig erfolgreich zu trösten. Ehrlich gesagt bin mir gar nicht sicher, ob sie ihm überhaupt zugehört hat. Ihr Blick ist abwesend und seine Worte scheinen nicht bis zu ihr durchzudringen. Als Thor die Zelle öffnet, bleibt sie einfach stehen.

Vorsichtig spricht er sie an: «Raven...?» Sofort reisst sie ihren Kopf hoch und starrt ihn an. Kurz geschieht nichts. Doch dann sehe ich in ihren Augen, dass sie die Information, dass ich tot sei, nun vollends verarbeitet hat. Voller Verzweiflung stürzt sie sich auf Thor und greift ihn an. Dieser ist im ersten Moment wie erstarrt, wehrt sie gleich darauf jedoch geschickt ab. Jetzt schreiten auch die Wachen ein. Als sie herumwirbelt, kann ich die Tränen in ihren wunderschönen Wolfsaugen glitzern sehen.

Still beobachte ich sie. Ich habe sie zwar erst einmal Kämpfen sehen, doch ich kann deutlich erkennen, dass sie nicht bei der Sache ist. Ihre Bewegungen sind lahm und unkontrolliert, genau wie ihre Angriffe. Blind beisst und kratzt sie um sich, während die Wachen sie mit den spitzen Speeren, versuchen zurück in ihre Zelle zu drängen. Sie erwischt den einen oder anderen Speer und zerbeisst ihn krachend, doch sie muss deutlich mehr einstecken. Trotz ihrer schnellen Selbstheilung ist ihr Fell, bereits nach kürzester Zeit mit Blut getränkt. Nun ziehen sich ein paar Wachen zurück, da sie doch einige Bisswunden einstecken mussten.

Ich stelle mich etwas abseits hin und beobachte das Ganze noch immer, ohne einzugreifen. Es bricht mir das Herz sie so zu sehen... Ich dachte sie würde vielleicht traurig sein, aber ich habe nicht erwartet, dass sie so durchdreht. Ich habe nicht erwartet, dass ich ihr so viel bedeute.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als die verbliebenen Wachen es geschafft haben sie in ihre Zelle zurückzudrängen und diese eilig wieder zu verschliessen. Sofort wirft sie sich dagegen und versucht auszubrechen. Ich schliesse gequält die Augen, da ich genau weiss, wie schmerzhaft es ist, an dieser anzukommen. Raven zuckt jedoch nicht einmal zusammen. Stattdessen schmeisst sie sich erneut dagegen und knurrt hasserfüllt. Nach einiger Zeit gibt sie es dann endlich auf, verwandelt sie sich zurück und sinkt kraftlos auf ihre Knie.

Plötzlich lodern jedoch Flammen um sie herum auf. Rasend schnell breitet sich das Feuer aus und kurz darauf brennt ihre Zelle lichterloh. Thor und die Wachen rufen wild durcheinander, doch keiner weiss, was zu tun ist. Sie können ja nicht ahnen, dass Raven die Ursache für das Feuer ist und es ihr nichts anhaben kann.

Und dann beginnt sie zu weinen. Ich mache mich mit einer Illusion unsichtbar und kauere mich verzweifelt zusammen. In dem ich mir die Ohren zuhalte, versuche ich ihre Schluchzer auszublenden, doch es geht nicht. Tiefste Verzweiflung hallt aus ihrer Stimme und immer wieder entweicht ihr ein schmerzerfüllter Schrei

Ich weiss, dass ich schuld daran bin. Das Feuer macht ihr nichts aus, also ist es wegen mir. Es zerreisst mich beinahe.

Nach einigen Minuten erlischt das Feuer langsam und ich kann sie nur noch leise weinen hören. Überfordert und völlig schockiert bleibe ich zusammengekauert. Der Plan war, dass sie auf Midgard entlassen wird und ich dort wieder zu ihr stossen würde. Stattdessen habe ich sie zutiefst verletzt und ihre Freiheit erneut verhindert. Geistig völlig erschöpft rapple ich mich nun doch auf und will gerade gehen, als ich sie leise schluchzen höre.