Pov. Loki:
Schweigend betrachte ich die schlafende Jane. Sie ist Thors Freundin und hat dummerweise den Äther in sich aufgenommen. Dieser ist einer der sechs Infinitysteine und unglaublich mächtig. Er war einst im Besitz der Dunkelelfen, welche auch Asgard einen Tag zuvor angegriffen und Frigga beinahe umgebracht haben. Wir alle dachten, Odins Vater hätte sie umgebracht, aber anscheinend haben einige von ihnen überlebt und als Jane, durch Zufall den Äther in sich aufnahm, hat sie sie aus ihrem Schlaf – oder was auch immer das war – wieder erweckt.
Thor hat mir seinen Plan erklärt. Kein besonders guter, aber er wird funktionieren. Wir werden die Dunkelelfen auf einen verlassenen Planeten – auf dem wir uns dank mir und dem geheimen Pfad, den ich kenne – bereits befinden, locken und warten bis Malekith – der Anführer der Dunkelelfen – den Äther ganz aus Jane gesogen hat. Erst dann werden wir ihn zerstören.
Als Jane sich im Schlaf leicht bewegt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Traurig denke ich wieder an Raven.
Es hat mir das Herz gebrochen sie dort zulassen. Ich weiss wie sehr sie sich vor Zellen fürchtet und will mir gar nicht vorstellen, was sie alleine dort drin gerade durchmacht, doch es ist besser so... Ich könnte mir nie verzeihen, wenn ihr etwas zustossen würde. Und danach kann sie wieder zurück nach Midgard und ist endlich frei. Etwas traurig macht mich der Gedanke daran, dass sie geht, jedoch schon.
«Du denkst an sie, oder?», reisst mich diesmal Thor aus meinen Gedanken. «An Mia, nicht wahr?», hackt er nach, als ich nicht reagiere. «Sie heisst Raven...», korrigiere ich ihn. Er blickt kurz verwirrt, scheint danach aber zu begreifen. Mehr zu sich selbst murmelt er: «Wir haben uns alle gefragt, was aus ihr geworden ist. Wir wussten nicht, dass sie ebenfalls in dieser Zelle sitzt.»
Plötzlich fragt er mich: «Du magst sie, nicht wahr? Ich habe gesehen, wie du sie ansiehst.» Ich nicke. Bevor er jedoch noch mehr Fragen stellen kann, deute ich nach vorne und verkünde: «Wir sind angekommen.»
Na dann, auf in den Kampf, spreche ich mir selbst Mut zu. In meinen Gedanken bei Raven, springe ich aus dem Schiff, das wir gestohlen haben und mache mich bereit.
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Pov. Raven:
Mehrere Wachen waren hier und haben versucht aus mir herauszubekommen, wo Loki und Thor hingegangen sind. Seit sie weg sind, liege ich wieder als Wolf da und starre Löcher in die Luft. Nach einer halben Stunde, in der sie gelegentlich einmal ein Blinzeln von mir bekommen haben, haben Odins Wachen es dann jedoch aufgegeben und sind wieder gegangen. Das ist jetzt bereits mehrere Stunden her...
Ein ungutes Gefühl hat sich in mir breit gemacht. Als wieder viele Stunden später, laute Schritte durch den Trakt hallen höre, springe ich sofort auf. Mein Herz bleibt stehen als Thor alleine um die Ecke gebogen kommt. Wie erstarrt bleibe ich stehen und starre hinter ihn, in der Hoffnung, dass Loki gleich ebenfalls um die Ecke biegt, doch meine Nase und Ohren, sagen mir bereits, dass dies nicht der Fall ist...
«Es tut mir leid...», murmelt Thor und zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. «Er hat es leider nicht geschafft...», flüstert er traurig. Hinter ihm tauchen einige Wachen auf, doch ich bekomme, das alles gar nicht wirklich mit. Verzweifelt lege ich die Ohren an und weiche einige Schritte zurück. «Aber ich habe noch mit Odin gesprochen», höre ich Thor, wie durch Watte hindurch, «Er hat gestattet, dass du wieder auf Midgard zurückdarfst. Ich nehme dich jetzt gleich mit.» Mit diesen Worten öffnet er die Zelle.
Ich bleibe einfach stehen. Tausend Gedanken wirbeln durch meinen Kopf und wollen das geschehene einfach nicht wahrhaben. «Raven...?», spricht mich Thor vorsichtig an. Beim Klang meines Namens reisse ich den Kopf hoch.
Raven.
Meinen wirklichen Namen wussten nur Bucky und Loki, und die sind jetzt beide tot. Und dann überrollt mich der Schmerz.
Verzweifelt und voller Hass, stürze ich mich auf Thor. Dieser blickt mich erst nur erschrocken an, verteidigt sich dann jedoch schnell. Blind vor Trauer und Wut, bin ich unkonzentriert und unbeholfen und beisse und kratzte bloss ziellos um mich. Sofort eilen die Wachen Thor zu Hilfe und beginnen mich mit ihren Speeren zurück in die Zelle zu treiben. Ich zerbeisse Holz, und ab und zu schmecke ich Blut, doch Tränen verschleiern mir – auch in meiner Wolfsgestalt – die Sicht und meine Gedanken sind noch immer wirr, wodurch ich ihnen deutlich unterlegen bin.
Immer wieder erwischen sie mich mit den Spitzen ihrer Speere und mittlerweile ist mein Fell blutgetränkt, doch ich kann mich einfach nicht beruhigen. Endlich gelingt es ihnen mich zurückzudrängen und die Zelle wieder zu verschliessen. Wie eine Verrückte werfe ich mich gegen die Zellenwand, bis ich keine Kraft mehr habe und mein Fell durch die vielen Stromschläge, laut knistert. Kraftlos verwandle ich mich zurück.
Ausser Kontrolle beginnen Flammen an den Wänden, Möbeln und mir zu lecken. Gleich darauf brennt meine Zelle lichterloh. Ich kann Thor und die anderen entsetzt rufen hören, doch es berührt mich nicht.
Ganz im Gegenteil. Mit einem mal scheine neben mir zu stehen – ich kann mich selbst betrachten, wie ich schlotternd und schluchzen am Boden kaure. Emotionslos starre ich auf mich selbst und frage mich stumm, wie ich es bloss soweit kommen lassen konnte. Als Bucky starb, habe ich mir geschworen, nie wieder solche Gefühle zuzulassen. Meine gesamte, zerbrechliche Existenz klammert sich eine Person und wenn diese nicht mehr ist, zerbreche ich.
Langsam erlischt das Feuer wieder und lässt nur noch ein paar verkohlte Überreste der Möbelstücke zurück. Wieder ich selbst, schlinge ich weinend meine Arme um mich und versuche mich verzweifelt zusammenzuhalten. Ich darf jetzt nicht zerfallen.
Bevor ich einschlafe, murmle ich noch leise, an Loki gewandt: «Bitte, komm zurück. Ich brauche dich. Ich liebe dich...»
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Eine Woche später:
Seit Lokis Tod habe ich weder etwas gegessen noch etwas getrunken. Auch geschlafen habe ich, seit der ersten Nacht nicht mehr. Der Albtraum, den ich in dieser einen Nacht hatte, war unerträglich und hat mir das letzte bisschen Energie geraubt. Seit jeher sitze ich nur noch an die Wand gelehnt da und starre ins nichts...
Thor kommt jeden Tag vorbei und einmal war noch eine Frau hier, ich glaube sie sagte ihr Name sei Sif, doch ich kann mich nicht wirklich daran erinnern. Jedenfalls haben sie versucht mit mir zu reden. Ich glaube sie wollten, dass ich etwas Esse oder so, aber ich habe ihnen nicht zugehört. Allgemein scheint alles weit, weit entfernt zu sein und manchmal bin ich mir nicht einmal sicher, ob das nicht doch nur ein Traum ist. Es fühlt sich alles nicht real an.
Eine leichte Bewegung in meinem Augenwinkel, lässt mich meine verschwommene Sicht wieder klarstellen und erfasst eine Wache, die mich besorgt betrachtet. Einige Momente beobachte ich sie, bevor ich wieder in Gedanken versinke. Plötzlich steht die Wache jedoch direkt vor meiner Zelle und gleich darauf hat sie auch schon die orange Zellwand durchschritten. Ich glaube Tränen in den Augen des Kriegers zu erkennen, doch ich täusche mich bestimmt.
«Raven...», flüstert er leise. Wie in kaltes Wasser geworfen, schrecke ich auf und starre auf den Mann. Jetzt sehe ich auch die Illusion, welche über der Zelle liegt. Sofort schnellt mein Blick zurück zur Wache und nun nehme ich auch auf ihr, diesen vertrauten, grünlichen Schimmer wahr. Und dann steht auf einmal Loki vor mir...
Ich springe reflexartig auf und scheuere ihm eine. Aber so richtig. Leise flüstert er: «Schätze die habe ich verdient...» Und daraufhin kriegt er gleich noch eine gescheuert. Vorsichtig reibt er sich die offensichtlich schmerzende Wange.
«Ich dachte du wärst tot!», schreie ich ihn verletzt an, bevor ich ihm weinend um den Hals falle. «Tu das nie wieder! Hörst du?! Verlass mich nie mehr! Ich tue alles was du willst, aber bitte, bitte lass mich nie, nie wieder alleine...», flehe ich schluchzend. Mein Hals schnürt sich zu und vor lauter Schluchzen kriege ich kaum noch Luft. Die Erleichterung kommt erst später – im Augenblick verspüre ich bloss die Angst ihn nochmal zu verlieren.
«Ich verspreche es...», flüstert er mir ins Ohr, worauf ich ihm kräftig auf den Fuss trete. Schmerzerfüllt zieht er die Luft ein. «Versprich mir nie wieder, irgendetwas!», fauche ich wütend, nun aber endlich erleichtert, dass er noch lebt. Er nickt nur.
«Ich habe dich vermisst...», haucht er voller Sehnsucht.
Mit Tränen in den Augen murmle ich: «Ich dich noch mehr...»
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Shadow and Ice: Die Vergangenheit als Begleiter (Loki ff)
FanfictionRaven ist 14 Jahre alt und lebt, seit sie sich erinnern kann auf der Strasse. Jedoch nimmt ihr Leben eine tragische Wendung, als sie von Hydra entführt wird und deren Experimenten zum Opfer fällt. Damit jedoch noch nicht genug... Plötzlich kommen au...