Kapitel 6

265 18 7
                                    

Ich hob meinem Blick zu Kalin, der auf uns zugelaufen kam. Er trug keinen Mantel, um sich vor dem Regen zu schützen, weshalb er auch bis auf die Knochen durchgeweicht war. Seine schneeweißen Haare mit den grauen Spitzen hingen ihm nass ins Gesicht und das Schlimme war, es stand ihm auch noch. Doch das selbstgefällige Grinsen auf seinen Lippen machte das halbwegs akzeptable Bild wieder zunichte. 

Ich stand auf, um wenigsten irgendwie auf einer Augenhöhe mit ihm zu sein. Der Ältere blieb vor mir stehen. "Du hast einfach nur wild um dich gefuchtelt. Es war reines Glück, dass du deine Gegner töten könntest", gab er von sich und lehnte sich provokant nach unten, damit er mir direkt auf einer Höhe in die Augen schauen konnte. 

Ich schnaubte. "Na und? Es  hat funktioniert, ich habe meine Aufgabe erfüllt", erwiderte ich und bemühte mich erneut um einen neutralen Ton, auch wenn ich ihm am liebsten jedes Wort entgegen gespuckt hätte. 

"Ja, das sehe Ich, Prinzessin", antwortete er und strich kurz mit seinem Daumen über meine Stirn um dann das Blut, was nun an seinem Finger klebte, zu betrachten. Anscheinend hatte ich von dem Kampf Blut im Gesicht. Doch das war nicht der Grund, warum sich alles in mir sträubte. Es war eher der Spitzname, den er mir gegeben hatte. 

Prinzessin. Wohl behütet, nichts könnend, nicht zum kämpfen gemacht und von allen umsorgt. Es nervte mich, dass er mich mit diesem Spitznamen so darstellte. "Prinzessin", schnaubte ich leise, wandte mich von ihm ab und hockte mich wieder hin, um mich erneu dem Hilichurl zu widmen, der zehn Mal interessanter schien als dieser Idiot neben mir.

"Warum bist du hier, Kalin?", fragte Suha. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er sich Suha zuwandte. "Hast du dich jetzt mit ihr zusammen getan?", stellte er die Gegenfrage und Ich konnte Suha leise lachen hören. Wie konnte sie gute Laune haben, wenn er da war? Sie waren Freunde, klar, aber sie behandelte er auch ganz anders als mich. Wie konnte jemand nur so widersprüchlich sein?

"Ich glaube, das muss ich nicht beantworten, weil du es eh schon weißt. Außerdem beantwortet das nicht meine Frage", entgegnete sie und ich war mir ziemlich sicher, dass sie unter ihrer Kapuze lächelte. Es war offensichtlich, dass die beiden sich schon lange kannten.

Ich konzentrierte mich stattdessen wieder auf den Hilichurl. Ich nahm ihm vorsichtig die Maske ab und suchte nach anderen Materialen. "Ich muss mit dir etwas besprechen", antwortete Kalin nun auf die ursprüngliche Frage. "Lass uns das machen, wenn wir in Mondstadt City zurück sind", schlug Suha vor. Ich wandte mich hingegen einem der toten Mitachurls zu umd meine Sucharbeit fortzusetzen. 

"Durch den Regen wird es schwierig die Monster zu verbrennen", stellte Suha nach einiger Zeit fest und ich wandte mich der Älteren zu. "Wir können sie aber auch nicht einfach hier liegen lassen, dafür sind es zu viele", überlegte ich und Suha nickte. 

"Lasst sie einfach so, wie sie sind, ich verbrenne sie später", gab Kalin von sich. Ich wandte meinen Blick zu dem Mann. Während er sprach, sah er Suha an und lehnte an der Felswand, die ihn ein wenig vor dem Regen schützte. Mein Blick glitt wieder zu den Leichen vor mir und ich machte mich daran, meine Arbeit zu beenden.

Als Suha und ich fertig waren, machten wir uns auf den Rückweg. Zu meinem Bedauern lief Kalin mit uns und wann immer Suha und Ich uns unterhielten, warf er seine Kommentare ein. Egal ob es ums Wetter, Essen oder sonst was ging, er nutzte jede Möglichkeit, um mich zu schikanieren. Irgendwann fing ich einfach an, seine Kommentare zu ignorieren. Sein Verhalten war irgendwie kindisch. Wenn er ein Problem mit mir hattte, dann sollte er mich doch einfach ignorieren. 

Sobald wir wieder in Mondstadt City angekommen waren, stiegen wir direkt die Treppen zu dem großen Platz bei der Archon Statue hinauf. Wie bereits den Tag zuvor standen in dem Wandelgang ein paar Tische. Erneut lief ich auf einen der Tische zu, sagte meinen Namen und präsentierte die Materialien. 

Heute waren wir drei der Letzten, die angekommen waren, weshalb sich bereits alle möglichen Teilnehmer auf dem Platz tummelten, um die nächste Aufgabe anzuschauen. Man hatte am Ende des Wandelgangs eine Art schwarzes Brett angebracht, an dem die nächste Aufgabe stand. Eine große Traube an Leuten hatte sich beriets um die Informationsstelle gesammelt und Suha und ich, sowie Kalin gesellten sich dazu, als die Masse sich ein wenig lichtete, vorher war es unmöglich, etwas zu erkennen.

Interessiert ließ ich meine Augen über den Zettel schweifen. 

Aufgrund des Wetters, was anscheinend noch ein paar Tage so bleiben würde, hatte man die nächste Prüfung in drei Tagen angesetzt. In der Zwischenzeit hatten wir Freizeit. Die Prüfung in drei Tagen drehte sich erneut um Hilichurl Camps. Dieses Mal sollten die Camps zerstört werden, ohne eins der Monster zu töten. 

Ich musste schmunzeln. Sie testeten, ob man auch ohne Kampf im Stande war, etwas zu bewirken. Immerhin ging es nicht immer ums Kämpfen. 

"Ernsthaft?! Keine Tötungen? Das macht doch gar keinen Spaß!", beschwerte sich Kalin neben mir und verzog sein Gesicht. Ich musste schmunzeln und auch Suha neben mir lachte. 

"Die Schwierigkeit hier ist nicht nur, dass man nicht töten darf, sondern auch, dass  man erstmal richtige Camps finden muss. Viele Hilichurl Gruppen haben nämlich gar kein Camp", überlegte Suha laut und ich nickte zustimmend. Die Aufgabe war definitiv anspruchsvoll.

Die Ältere drehte sich zu mir. "Ich muss jetzt los. Aber vielleicht können wir uns in diesen drei Tagen trotzdem mal sehen?", gab Suha von sich und ich nickte. "Gerne, ich habe sowieso noch nicht besonders viel vor, vorallem wenn es die ganze Zeit regnen soll", erwiderte ich und die Größere lächelte mir zu, bevor sie schließlich zum Abschied winkte und sich dann zusammen mit Kalin von mir entfernte. 

Auch ich trat unter dem Wandelgang hervor und zog mir die Kapuze tief ins Gesicht, als mir eine Windböe Regen entgegen wehte. 

Ich ging die ganzen Treppenstufen wieder nach unten, bis ich am Marktplatz angekommen war. Mir fiel auf, dass sich ein neuer Stand am Rande der Mauer befand. Der Stand war ziemlich groß und überdacht. Anhand der Gesprächsfetzen, die ich mitbekam, konnte ich feststellen, dass es wohl ein reisender Händler aus Inazuma war. 

Es war nicht unüblich, dass reisende Händler nach Mondstadt City kamen, vor allem wenn gerade Abenteurer Prüfungen stattfanden. In dieser Zeit waren so viele Menschen in Mondstadt, dass die Händler gut Umsatz machen konnten. Sie wussten, wie sie jüngere Menschen leicht mit ihrer Ware überzeugen konnten. Die richtige Wortwahl und das geschickte Feilbieten der Waren waren der Schlüssel dazu.
Der Beweis dafür befand sich in ein Stück  Entfernung von mir. Der Stand des Händlers war von allerhand Menschen umringt, größtenteils Mädchen.

Aus Neugier nährte ich mich ebenfalls und quetschte mich ein wenig an den Rand. Ich musste mich auf Zehenspitzen stellen, um überhaupt etwas zu sehen. Doch nach kurzer Zeit erkannte ich, dass Schmuck zum Verkauf stand. Deswegen waren hier also größtenteils Mädchen. 

Ich betrachtete zwei Mädchen neben mir. Trotz der Lautstärke, die entstand, weil alle durcheinander redeten, konnte ich deren Gespräch ein Stück mit verfolgen. 
"Hast du schon gehört, dass dieses Jahr ein Prinz an den Prüfungen teilnimmt?", fragte die eine und ich wurde hellhörig. 

Ein Prinz? Gab es in Teyvat überhaupt Königsfamilien? 

"Ja hab ich. Was denkst du, was er für eine Farbe mag? Wenn er kommt, müssen wir hübsch aussehen!", antwortete die andere und ich sah förmlich, wie ihre Augen zu Herzaugen wurden. Wie konnte man jemandem so verfallen sein, bevor man ihn überhaupt zu Gesicht bekommen hatte? 

Ich verdrehte leicht die Augen und entfernte mich langsam wieder von dem Stand. Während ich das tat, schnappte ich immer wieder Gesprächsfetzen über den angeblichen Prinzen auf. 

Der Kerl war schon begehrt, bevor man ihn überhaupt kennengelernt hatte.

________________________

Hallo meine Leser! :)
Bei mir ist grad einiges los und ich hab die erste Woche Arbeit hinter mir, leider sind meine Arbeitstage sehr lang, was es schwierig macht, regelmäßig an der Story zu schreiben. Aber ich werde mein Bestes geben.

Ich habe vor heute evtl noch etwas zu backen und Pretty Little Liars weiterzuschauen. Hab die Serie schon so oft angefangen, bin aber nie besonders weit gekommen. Hoffentlich schaffe ich es diesmal :D

Ich wünsche euch einen schönen restlichen Sonntag!

Valor // Genshin Impact Albedo FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt