Wie durch ein Wunder landete ich in der Ebene darunter und fiel nicht, entgegen meiner Erwartungen, in die Tiefe.
Der Aufprall hatte weh getan und ich kam nur ächzend und stöhnend wieder auf die Beine. Meine Knochen fühlten sich erschüttert an und es war eine Qual, meine Glieder zu bewegen. Doch ich musste aufstehen. Ich atmete ein paar Mal tief durch und verdrängte mit jedem Atemzug den Schmerz ein wenig mehr. Wie aus Reflex griff ich an meine linke Schulter und betrachtete dann meine Finger, die danach blutverschmiert waren. Meine Hand zitterte vor meinen Augen und machte mir einmal mehr deutlich, dass wir diesen Kampf so schnell wie möglich beenden mussten, damit wir alle nicht noch mehr Schaden nahmen. Ich konnte die Wunde im Moment jedoch nicht behandeln, weshalb ich so gut wie möglich versuchte, den Schmerz zurückzudrängen. Etwas anderes blieb mir nicht übrig.
Nachdem ich mich langsam wieder gefangen hatte, hob ich mein Schwert von dem Steinboden auf, welches mit mir heruntergefallen war. Ich ergriff das kühle Metall, spürte dessen Härte unter meinen aufgeschürften Fingern und augenblicklich verlieh es mir neue Kraft. Die Klinge zwischen meinen Fingern war bisher ein treuer Begleiter gewesen und dennoch wünschte ich mir gerade Chiyos Schwert herbei. Ich hatte das Gefühl, dass es mir Kraft hätte geben können. Doch die Waffe meiner verstorbenen Freundin war sicher verstaut in der Pension, denn ich würde erst mit ihr kämpfen, wenn ich mich ihrer würdig erwiesen hatte.
Ich umfasste die Waffe fester, bevor ich sie schließlich in die Scheide auf meinem Rücken zurücksteckte. Dann ging ich zum Rand der Ruine und sah vorsichtig nach oben. Ich hörte über das laute Wetter hinweg das Kampfgebrüll der anderen und das Kreischen des Drachen. Dann richtete sich mein Blick auf die Steinsäulen, die, genau wie alles andere, leicht demoliert aussahen. Das machte es für mich aber umso leichter, daran hochzuklettern. Ich machte mich also daran, mich an hervorstehenden Steinen festzuhalten und mich Stück für Stück nach oben zu schieben. Durch den Regen war es nass und ein wenig rutschig und da meine Glieder von dem Sturz noch ein wenig zitterten, kam ich nur langsam voran, doch es war machbar. Dennoch achtete ich ganz genau darauf, wo ich meine Hände und Füße hin setzte.
Als ich endlich oben ankam, war der Kampf noch immer in vollem Gange. Das Erste was mir in die Augen fiel, war Lani, deren rechter Oberschenkel heftig blutete, die aber dennoch immer wieder Dvalin angriff.
"Siehst du diese Art Stachel in seinem Nacken?", fragte Suha, als sie schlitternd neben mir zum stehen gekommen war und ich nickte, ein wenig außer Atem von meinem Aufstieg. "Wir haben herausgefunden, dass er am meisten darauf reagiert, wenn wir ihn dort attackieren. Wenn wir ihn also oft genug da treffen, können wir ihn vielleicht aufhalten", erklärte mir die Ältere in Kurzform, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte und sich ein weiteres Mal daran machte, das riesige Ungeheuer zu bekämpfen. Das war nur eine schwache Idee und Hoffnung, an die wir uns mit dieser Theorie klammerten, doch es war alles, was wir hatten.
Wie in Trance sah ich meiner Truppe zu. Sah, wie sie den Drachen unaufhörlich immer wieder angriffen und scheinbar doch nichts ausrichten konnten. Sah die Wunden, die sie bereits davon getragen hatten und wie sie dennoch nicht aufgeben wollten. Und mit einem Mal wusste ich, dass wir von dieser Position aus hier nichts ausrichten konnten. Mit neuem Mut begann ich mich zu der Öffnung in der Ruine vorzuschieben. "Lenkt ihn irgendwie ab!", rief ich den anderen zu und begann kurz darauf, einer plötzlichen Idee folgend, erneut an der porösen Mauer hoch zu klettern. Der Wind peitschte mir den Regen hart ins Gesicht und ich musste meine Augen stark zusammenkneifen. Es war nicht einfach, die Steine unter mir fest zu fassen und mich auf die Kuppel des Gebäudes zu ziehen, direkt vor der riesigen Gestalt, die in der Luft um uns flog.
Doch schließlich schaffte ich es und richtete mich auf der Kuppel des Gebäudes auf. Dvalin flog nun ein wenig unter mir, wodurch ich perfekt seine verletzliche Stelle im Blick hatte. Ich wollte gerade auf mich aufmerksam machen, als Ren plötzlich neben mir auf der Kuppel stand. Ich hatte nicht bemerkt, dass er ebenfalls herauf geklettert war. Als ich ihn fragend anschaute, lächelte er mich nur an und zuckte mit seinen Schultern. Und dann schrie er aus vollem Halse und schleuderte einen losen Stein des Gebäudes, den er vorher in die Hand genommen hatte, mitten auf den Drachen, um auf uns aufmerksam zu machen. Es war so eine banale Geste, dass sie in dieser Situation schon regelrecht lächerlich und fehl am Platz wirkte. Er traf das Ungeheuer mitten am Flügel und kurz darauf riss das Biest den Kopf zu uns herum und beförderte sich mit einem einzigen kräftigen Flügelschlag auf unsere Höhe. Es war, als zeigte er uns einmal mehr seine unendliche Kraft und ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Die Situation stand schlecht.
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Valor // Genshin Impact Albedo FF
FanfictionAyumi's größter Wunsch ist es, eine Abenteurerin im Namen Teyvats zu werden - auch ohne göttliches Auge. Doch um ein Abenteurer zu werden, muss man viele Prüfungen bestehen. Auf ihrem Weg zum Aufstieg trifft die junge Kämpferin auf Albedo, ein Mann...