Nachdem ich eine Ewigkeit gesucht hatte und ab und zu ein paar Monstern ausgewichen war, begann ich die Hoffnung auszugeben. Wie lange konnte ein Mädchen auf einer Ebene überleben, die von Monstern an manchen Stellen nur so wimmelte? Die Wahrscheinlichkeit war ziemlich gering. Doch genau in dem Moment, in dem ich mich abwenden wollte, hörte ich eine leise, helle Stimme, die um Hilfe rief. "Lu?", rief ich laut zurück, in der Hoffnung, dass sie mich hörte. Der Hilferuf ertönte ein weiteres Mal. Ich drehte mich um meine eigene Achse, versuchte herauszufinden, wo die Stimme her kam, was jedoch durch den Wind nicht besonders leicht war. Abgesehen davon war die Ebene so flach, dass sich Schallwellen ungehindert in jede Richtung ausbreiten konnten. Es war zum Verrückt werden. Wieder ertönte die Stimme und diesmal konnte ich, entgegen meiner Erwartungen, die ungefähre Richtung herausfinden.
Ich lief darauf zu, beschleunigte meine Schritte, doch wusste immer noch nicht, wo die Quelle der Stimme war, denn abgesehen von ein paar Büschen war in meiner Umgebung nichts zu sehen. "Hier unten!", ertönte es plötzlich und ich ging ein paar Schritte zurück, richtete meinen Blick auf den Boden. Dann entdeckte ich unmittelbar bei einem der Büsche eine kleine Fallgrube, die zwar im Durchmesser nicht groß, aber dafür ziemlich tief war. Sicherlich an die drei Meter. Es schien eine Falle für Monster zu sein
Am Boden der Grube erblickte ich das Mädchen von der Vermisstenanzeige, das im Dreck saß. Ihre Wangen waren schmutzig, ihre Haare zerzaust, aber sie war es. Eindeutig. Mindestens zehn Steine fielen mir in diesem Moment vom Herzen und ich atmete erleichtert auf, was mir nun deutlich leichter fiel. "Geht es dir gut?", war meine erste Frage und das Mädchen, was nicht älter als acht sein konnte, sah zögernd zu mir auf. "Naja, ich kann meinen Fuß nicht mehr bewegen", sagte sie vorsichtig und ich unterdrückte ein paar Flucher, die mir in diesem Moment auf den Lippen lagen. Das machte es deutlich schwerer, sie aus der Grube zu holen, wenn sie nicht irgendwie an der Wand heraufklettern konnte.
Fieberhaft dachte ich nach. Ich brauchte eine Art Seil, doch natürlich hatte ich so etwas bei meiner Ausrüstung nicht dabei. Dann fiel mir mit einem Mal der Angler von vorhin wieder ein. "Bleib hier", sagte ich ihr schnell, doch zögerte, als sie mich ängstlich ansah. "Du kommst wieder, oder? Ich will nicht mehr allein sein", sagte sie mit zitternder Stimme und ich versicherte ihr, dass ich wiederkommen würde.
Schnell sah ich mir die Stelle an, prägte sie in meinem Gehirn ein und wie automatisch legte sich mein Kopf ein Plan zurecht. Dann rannte ich los, zurück zu dem Angler, der zu meinem Glück ein dickes Tau dabei hatte und sogar bereit war, es mir zu leihen. Sobald ich das hatte, was ich wollte, lief ich zurück zu der Grube, was Lu einen erleichterten Blick aufs Gesicht zauberte.
Ich warf ihr das eine Ende des Seils herunter. "Schaffst du es, dich irgendwie daran festzubinden und dich gut festzuhalten?", fragte ich und die Jüngere nickte langsam. Während sie sich das Seil umband, tat ich das Gleiche. Ich befestigte das dicke Seil um meinen Bauch und als ich fertig war, war sie auch so weit. Noch einmal sagte ich ihr, dass sie sich gut festhalten sollte und dann ergriff ich zusätzlich mit meinen Händen das Seil.
Stück für Stück zog ich das Mädchen aus der Grube und als ich sie endlich draußen hatte, fing sie vor Erleichterung an zu weinen. Ich nahm sie kurzerhand in die Arme und versuchte sie ein wenig zu beruhigen. Dann befreite ich sie von dem Seil. Als das weitestgehend geschafft war, hockte ich mich hin und ließ sie auf meinen Rücken klettern. Zuerst trug ich sie mit zum Fischer, um ihm sein Seil wiederzugeben und dann liefen wir zum nächsten Teleportationspunkt.
Währenddessen erzählte mir Lu, dass sie einen Schmetterling gesehen hatte und sie ihn fangen wollte, um ihn ihrem Vater zu zeigen. Also war sie der Kreatur nachgelaufen, hatte nicht aufgepasst und war in die Grube gefallen. Sie hatte sich dabei den Fuß verstaucht und schien mit dem Kopf aufgekommen zu sein, denn sie war wohl bewusstlos geworden, weshalb sie auch nicht mitbekommen hatte, als ihr Vater nach ihr gerufen hatte. Als sie wieder wach wurde, hatte sie solche Schmerzen, dass sie aus der Grube nicht eigenhändig herausklettern konnte. Abgesehen davon hatte sie große Angst vor Monstern, sodass sie sich nicht alleine nach Hause traute. Sie hatte die zwei Tage ganz ohne essen ausgehalten und hatte Wasser getrunken, welches sich durch das starke Unwetter am Vortag in einer Pfütze in ihrer Grube gebildet hatte. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es für sie gewesen sein musste, allein bei diesem Unwetter in diesem Loch festzusitzen. Für mich war sie ein sehr mutiges Mädchen.
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Valor // Genshin Impact Albedo FF
FanfictionAyumi's größter Wunsch ist es, eine Abenteurerin im Namen Teyvats zu werden - auch ohne göttliches Auge. Doch um ein Abenteurer zu werden, muss man viele Prüfungen bestehen. Auf ihrem Weg zum Aufstieg trifft die junge Kämpferin auf Albedo, ein Mann...