Kapitel 18

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Trotz dessen, dass wir an dem Tag zuvor nur bis zum späten Nachmittag gekämpft hatten, spürte ich die Erschöpfung bis tief in meine Knochen, als ich am nächsten Morgen wieder aufstand, um mich bereit für die Prüfung zu machen. Während meiner Morgenroutine wurde mir schmerzlich der Muskelkater bewusst, der mich in gewisser Hinsicht in seiner Gewalt hatte. 

Dennoch ignorierte ich das Ziehen in meinen Gliedern, als ich die vielen Treppenstufen nach oben zum großen Platz ging. Auf dem Platz war bereits einiges los und ich ging einmal mehr zu einem der Tische in dem Wandelgang. Zu meinem Erstaunen fand ich dort Lien vor, die mich strahlend anlächelte. 

"Ayumi! Schön dich zu sehen. Wie ich sehe, laufen die Prüfungen bisher gut", erzählte die Ältere drauf los und ich konnte nicht anders als zu schmunzeln und zu nicken. "Ich lerne jetzt das Kämpfen", erzählte ich ihr, ohne länger darüber  nachzudenken und ich sah, wie ein stolzer Ausdruck in ihre liebevollen Augen trat. 

"Also Ayumi, du bist heute dem Weingut Morgenröte zugeteilt, zusammen mit noch zwei weiteren Teilnehmern. Teleportieren ist erlaubt, um zu eurem zugeteilten Händler zu kommen, ebenso wie zurückzukommen. Während der Prüfungen ist teleportieren jedoch nicht erlaubt", teilte sie mir mit, während sie in ihren Unterlagen blätterte.

Ich hörte aufmerksam zu, damit ich alles verstand, was sie mir sagte. Am Ende nickte ich, als Zeichen, dass alles zu mir durchgedrungen war. "Nun denn, viel Glück!", gab Lien freudestrahlend von sich und ich warf ihr ein Lächeln zu, was innerhalb weniger Sekunden ein wenig wehmütig wurde. 

"Lien? Sag Mama, Papa und Chung, dass es mir gut geht, falls du sie siehst, ja?", wies ich die Blonde bittend an und sie verzog ihren Mund zu einem kleinen Lächeln, bevor sie nickte. Danach verabschiedete ich mich von ihr mit dem wachsenden Willen, am Ende als Abenteurerin nach Hause zurückzukehren. Mit einem guten, positiven Gefühl machte ich mich auf den Weg zum nächsten Teleportationspunkt und innerhalb weniger Sekunden fand ich mich bei einem der blauen Konstrukte im Nordwesten des Weingut Morgenröte wieder. Von hier aus dauerte der Marsch bis zu dem Weingut nicht besonders lange.

Die Luft war noch nicht allzu warm und der Himmel war strahlend blau. Es versprach ein guter Tag zu werden. 

Als ich beim Weingut Morgenröte ankam, stellte ich erstaunt fest, dass ich nicht die Erste war, die sich als anwesend meldete. Vielmehr war ich dann doch wohl die Letzte. Auf dem steinigen Untergrund, der das Weingut von der Wiese und den Weinreben trennte, fanden sich bereits zwei weitere Teilnehmer. Die beiden waren wie Tag und Nacht, sie hätten nicht unterschiedlicher sein können. Der eine war ein Junge, der ein wenig jünger als ich aussah. Seine Kleidung wies nur eine einzige Farbe auf: schwarz. Sein Gesicht sah gelangweilt und gleichgültig aus. Das Mädchen hingegen warf immer wieder mit wertenden Blicken um sich und ihre Kleidung bestand überwiegend aus rosa. Sie schien schätzungsweise so alt zu sein wie ich. 

Mit einer kurzen Begrüßung stellte ich mich neben die Beiden und bereits kurz darauf bekamen wir von einem Mann mittleren Alters unsere Aufgaben zugeteilt. Der gelangweilte Junge bekam die Aufgabe, das Weingut zu putzen, was ihm sichtlich missfiel. Das Mädchen hingegen sollte sich um die Weintraubenfelder kümmern, also Unkraut ernten, die Pflanzen bewässern und was dieses Handwerk nun noch alles beinhaltete. Und ich sollte ihr dabei helfen. 

Ich bekam einen hölzernen Eimer in die Hand gedrückt, in den ich das Unkraut schmeißen sollte. Also begab ich mich zu den ersten Reben, da ich meine Arbeit sauber erledigen wollte. "Hey du, warte mal!", ertönte es hinter mir und ich drehte mich zu dem Mädchen in pink herum, das auf mich zugeeilt kam. 

Während ich mich hinhockte, nachdem ich sie kurz fragend angeschaut hatte, begann ich, die ersten Pflanzen aus der dunklen Erde zu ziehen. 

"Was ist dein Geheimnis?", fragte sie mich und ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie sie die Arme vor ihrer Brust verschränkte und mich abfällig ansah. "Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst", gab ich von mir und machte mit meiner Arbeit unbeirrt weiter. Die erste Erde beschmutzte bereits meine Hände. "Du hast dich mit dem Prinzen unterhalten. Ich will wissen, wie du an ihn heran gekommen bist", gab sie von sich und ich hob meinen Blick, um sie verwirrt anzusehen. "Ich kennen keinen Prinzen", sagte ich wahrheitsgemäß.

Valor // Genshin Impact Albedo FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt