L̶i̶e̶b̶e̶r̶
H̶a̶l̶l̶o̶
Hey Adrian,
i̶c̶h̶ ̶b̶i̶n̶ ̶w̶ü̶t̶e̶n̶d̶ ̶a̶u̶f̶ ̶d̶i̶c̶h̶
i̶c̶h̶ ̶v̶e̶r̶m̶i̶s̶s̶e̶ ̶d̶i̶c̶h̶
solange ich leben wirst du das hier niemals lesen. Aber meine Mutter besteht darauf, dass ich zu einer Therapeutin gehe und diese denkt ich würde von so einem Brief profitieren. Ungesagte Dinge aussprechen und mit der Geschichte abschließen.
Ich habe keine Ahnung was diese Frau hier von mir erwartet. Zwischen uns gibt es nichts mehr zu sagen. Vermutlich will sie, dass ich mich bei dir entschuldige. Ungern zerstöre ich auch diese Hoffnung, aber ich fühle mich nicht schuldig. Ich sollte mich auch nicht schuldig fühlen.
Selbstverständlich ist nicht alles so gelaufen wie ich das wollte, aber ich habe zu jedem Zeitpunkt die beste Entscheidung getroffen zu der ich im Stande war. Unter Berücksichtigung der limitierten Information, die mir zur Verfügung standen.
Wir beide wissen, dass unsere Freundschaft rein pragmatisch war und auf keiner Seite aufrichtig. Falls du das nicht weißt, herzlichen Glückwunsch, du bist ein Idiot.
D̶a̶s̶ ̶w̶a̶r̶ ̶g̶e̶m̶e̶i̶n̶,̶ ̶t̶u̶t̶ ̶m̶i̶r̶ ̶L̶e̶i̶d̶
Es ist nicht so, dass ich d̶i̶c̶h̶ ̶n̶i̶c̶h̶t̶ ̶v̶e̶r̶m̶i̶s̶s̶e̶n̶ unbedingt glücklich darüber bin, dass du weg bist, aber ich komme klar. Um deinetwillen hoffe ich, dass du auch klar kommst. Ich will immer noch nicht, dass du stirbst.
Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll. I̶c̶h̶ ̶h̶a̶b̶e̶ ̶d̶i̶e̶ ̶H̶a̶r̶r̶y̶ ̶P̶o̶t̶t̶e̶r̶ ̶F̶i̶l̶m̶e̶ ̶g̶e̶s̶e̶h̶e̶n̶.̶
Falsches Thema.
Wie auch immer, ich habe keine Ahnung wo du gerade bist und vermutlich werden wir uns nie wieder sehen. In ein paar Jahren bin ich nur noch eine verblasse Erinnerung, irgendein Mädchen, dass du mal gekannt hast. An die wenigen Monate, die wir zusammen verbracht haben wirst du dich nicht mehr erinnern können. D̶a̶s̶ ̶i̶s̶t̶ ̶d̶e̶p̶r̶i̶m̶i̶e̶r̶e̶n̶d̶.̶
Ich will mit der Therapeutin nicht reden. Schon gar nicht über dich. Auch nicht über Fynn. Aber ich denke meine Mutter denkt endlich darüber nach meinen Vater zu verlassen und sie denkt die Therapie würde mir helfen, wobei auch immer, daher will ich sie nicht unnötig beunruhigen, weil dieses Weib mich verpetzt und meiner Mutter somit die Hoffnung nimmt ich würde jemals ein n̶o̶r̶m̶a̶l̶e̶r̶ besserer Mensch werde. Sie hat andere Sorgen. Die Ironie, ich weiß.
F̶o̶l̶g̶l̶i̶c̶h̶ Deswegen ist die Atmosphäre im Haus noch anstrengender als sonst. Aber in der Schule ist es auch nicht wirklich auszuhalten. Emilie ist verständlicherweise unzufrieden mit mir, da ich deine Schwester auf dem Gewissen habe. Wenn du denkst, dass ich mich dafür entschuldigen werde, kannst du lange warten.
Ich sehe den Sinn dieser Übung nicht. Ich fühle mich nicht besser. Ich will nicht mehr. Aber ich hab nicht all zu viele Optionen hier.
Die Therapeutin fragt mich andauert Zeug, über das ich nicht nachdenken will. Vielleicht erinnerst du dich, dass ich letztens einen kurzen Aussetzer hatte, in dem ich meine Unzufriedenheit mit meiner Familie mit Unzufriedenheit mit mir verwechselt habe. Die Frau interpretiert in solche Sachen zu viel rein. Es ist ermüdend. Genau so wie dieser Brief. Also höre ich jetzt auf.
M̶ö̶g̶e̶ ̶d̶i̶e̶ ̶M̶a̶c̶h̶t̶ ̶m̶i̶t̶ ̶d̶i̶r̶ ̶s̶e̶i̶n̶,̶
A̶u̶f̶ ̶W̶i̶e̶d̶e̶r̶s̶e̶h̶e̶n̶,̶
Bye,
Jennifer
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Vermutlich
Teen FictionJennifer interessiert sich nicht groß für andere Menschen. Adrian hat nichts interessantes an sich. Allerdings kann selbst sie sich nicht dazu bewegen die Narben an seinem Unterarm zu ignorieren. Und in einer kleinen, versifften, rechten Stadt umgeb...