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 Ethel wog das Schwert in ihrer Hand. Sie wünschte, sie hätte ihr Eigenes. Die Schmiedekünste Camelots unterschieden sich von denen ihrer Heimat, doch sie hatte nicht die Zeit gehabt, eine passendere Waffe zu finden. Es würde schon gehen. 

Sir William nickte ihr zu, als er geschlagen den Platz verließ. Sie klappte das Visier ihres Helmes herunter und trat vor. Durch die Menge ging Raunen und tuscheln. Kein Name wurde verkündet, wie sie es gewohnt waren. Auch ihr Gegner, Sir Lancelot, sah überrascht zu ihr.

„Nehmt Euren Helm.", sagte sie und hob ihr Schwert. Sie musste diesen Kampf ausfechten.

 Nyth, wenn du mich sehen kannst, dachte sie, ich werde deinen Kampf beenden. Ich werde für dich gewinnen.

Sie sah ihr Gesicht vor sich. Die dunklen Augen, die Haut in der Farbe von Kiefernzapfen. Der strenge Blick, in dem nur selten ein Lächeln die vollen Lippen streifte. Wie sehr wünschte sie sich, noch einmal mit ihr zu sprechen. Sie vermisste ihre Heeresführerin, ihre Vertraute. Sie würde ihr mit gutem Rat zur Seite stehen. Aber Nyth würde nicht wieder kommen. Sie war tot. Und der Mann, der ihr gegenüberstand, als sie starb, erhob sich jetzt vor ihr im Sand.

 Sie biss die Zähne aufeinander und griff an. Leichtfüßig führte sie die Schläge aus, hell klangen die Schwerter, als sie aufeinanderschlugen. Sie duckte sich, wich einem Angriff aus. Nur, um sich direkt wieder aufzurichten und einen Gegenangriff zu starten. Sie traf. Der Mann taumelte einige Schritte rückwärts. Sie wartete, bis er gerade stand, prügelte dann mit einer schnellen Angriffsfolge auf ihn ein. Er war in der Defensive. Schweiß lief ihre Stirn hinab, Blut rauschte in ihren Ohren. Nur einen Moment lang war sie unaufmerksam gewesen, und schon hatte er ausgeholt. Traf sie am Oberschenkel, als sie rückwärts sprang.

Schmerz zog sich durch ihren Körper, kurz wurde ihr Schwarz vor Augen. Sie hielt das Schwert fest zwischen ihren Händen. Rief sich Nyths Gesicht in Erinnerung, die vielen Male, die sie gemeinsam trainiert hatten. Wieder holte sie aus. Diesmal war sie schneller als er. Er verlor das Gleichgewicht. Fiel in den Sand.

 Ethel hielt das Schwert an seine Kehle. Zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen, als er den Helm auszog. Ihre Hand zuckte. Aber es hatte keinen Sinn, Nyth rächen zu wollen. Sie war schon tot. Sein Blut in den Boden sickern zu lassen, würde sie nicht wieder zurückholen. Sie ließ die Klinge sinken.

Sir Lancelot blickte zur Tribüne, auf der sie selbst noch vor wenigen Minuten gesessen hatte. Aber Arthur Pendragon war nirgends zu sehen. Mit einem Seufzen nahm sie ihren Helm ab, ließ das weiße Haar über ihre Schulter fallen. Sie konnte das Staunen im Gesicht des Ritters ablesen, der mit offenem Mund vor ihr im Sand kniete. Ein Raunen ging durch die Menge hinter ihr.

„Sagt es zu mir.", verlangte sie.

Er verstand, senkte den Kopf. „Meine Königin.", sagte er. „Ich, Sir Lancelot, schwöre Euch und dem Königreich von Camelot meine Treue. Ich will Euch mein Leben lang dienen und beschützen, so wahr ich hier stehe. Mögen alle Anwesenden meine Zeugen sein."

„Ich danke Euch.", antwortete sie, ließ ihr Schwert einen Moment lang auf seiner Schulter ruhen. „Nun steht auf und vergesst niemals die Worte, die Ihr hier gesprochen habt, so wahr Euch der Himmel helfe."

Lancelot erhob sich, verbeugte sich noch einmal, bevor er den Kampfplatz verließ. Das Turnier war beendet. Gerade wollte sie einige letzte Worte an das Volk richten, als ein weiterer Ritter die Arena betrat. Der König selbst trat ihr gegenüber, beäugte sie mit einem sturen Blick.

 Das Turnier war fast beendet. Lächelnd ließ sie das Visier ein zweites Mal hinab, bevor sie in Position ging.

Wie auf Abruf erfüllte der Kampfgeist ihren Körper. Jede Faser in ihr war gespannt. Es gab kein vergleichbares Gefühl. Der Rausch, der die Umgebung verstummen ließ, den Fokus nur auf den Gegner lenkte. Für einen Moment war die Welt außerhalb des Kampfes unwichtig.

A Tale of Destiny and Doom (BBC MERLIN Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt